Grünstadt In der Kirche darf gebastelt und gekrabbelt werden

Gottesdienste so zu gestalten, dass sie von Kindern verstanden werden, das haben sich vor 17 Jahren katholische Mütter aus Bockenheim und Obrigheim vorgenommen. Aus den einstigen Krabbelgottesdiensten wurden ökumenische Gottesdienste für Familien mit kleinen Kindern. Und es gibt sie heute noch in der Colgensteiner evangelischen Kirche. Der nächste am morgigen Sonntag, 11 Uhr, steht unter dem Motto „Es grünt und blüht“. Wie immer wird anschließend zum gemeinsamen Mittagessen ins Gemeindehaus nebenan eingeladen.

„Kindgerechte Gottesdienste, das war es, was einigen Müttern und Vätern vor 17 Jahren im Umkreis von Bockenheim und Obrigheim fehlte“, erinnert sich Elke Sommerrock noch sehr gut an die Anfänge. Die Erzieherin und Presbyterin aus Colgenstein-Heidesheim ist seit Beginn mit dabei. „Damals hatten die Mütter die Idee, so etwas selbst zu gestalten.“ Schnell fand sich ein Dutzend ehrenamtliche Gleichgesinnte zum Mitmachen ein, und Räumlichkeiten waren rasch gefunden: die evangelische Kirche in Colgenstein. Direkt nebenan befindet sich das Gemeindehaus mit eigener Küche und weitläufigem Kirchgarten. Unterstützt wurde das Vorhaben damals von Bernadette Schäfer, Gemeindereferentin der katholischen Kirche Bockenheim-Obrigheim, und Pfarrerin Astrid Waitschies von der evangelischen Kirchengemeinde Obrigheim-Colgenstein. Zu den privaten Treffen zwecks Gestaltung und Planung der Gottesdienste kamen bis zu 16 Mütter. Eine gewisse Fluktuation liegt in der Natur der Sache. Wurden die Kinder größer, schieden einige Mütter aus, neue kamen hinzu. Neben Elke Sommerrock, die heute noch aktiv mitwirkt, ist Gisela Bretscher seit zwölf Jahren dabei. Die 45-jährige Bockenheimerin, Gastgeberin des jüngsten Mütter-Treffs, gibt als Chorleiterin und Organistin „mit viel Liebe zur Musik“ bei den Kleinen und Großen den Ton an. Des Weiteren gehören zum festen Stamm Karin Werner, Veronika Haaß, Melanie Dohn, Sarah Janson, Astrid Jonas, Anja Theobald-Schuster, Anja Gradischnik (alle Bockenheim) und Anja Reinecke (Kindenheim). „Ökumene war uns schon immer sehr wichtig“, betont Gisela Bretscher in der Gesprächsrunde. Vier bis fünf Familiengottesdienste werden übers Jahr in Colgenstein gehalten, mit jeweils 20 bis 30 Kleinkindern. „Von null bis sechs Jahre plus“, sagt sie lachend. Eltern, Großeltern, Geschwister sind dabei gerne gesehen. Jeweils einen Monat zuvor werden bei den Mütter-Treffen, auch Vorbereitungskreis genannt, gemeinsam die Themen ausgesucht. Mit leicht verständlichen, kindgerechten Gebeten und Bibel-Passagen mit dazu passenden Liedern. „Bestimmte Lieder wie ,Kommt herein, kommt herein’ gehen mit leichten Körperbewegungen einher, zur Unterstützung des rhythmischen Gefühls. Wiederkehrende Lieder, zu Beginn und zum Abschluss, schaffen Vertrautheit“, so Bretscher. Das jeweilige Motto soll für die Kleinen nachvollziehbar sein. „Post für Gott“ war so eines. Die Kinder durften ein Blatt bemalen oder einen Brief schreiben. Diesen warfen sie in den (mitgebrachten) Briefkasten ein. Zum Thema „Gott ist unsere Burg“ bauten die Kinder aus vielen Schuhkartons im Altarraum eine „große Burg“. Es darf in der Kirche gebastelt und herumgekrabbelt werden. „Wir wollen die Kirche für die Kinder erlebbar machen. Nur still sein ist ja grottenlangweilig“, bringt es Melanie Dohn auf den Punkt. Aber nicht nur das. Die Kinder lernen sich näher kennen, ebenso wie Eltern und Geschwister. Dafür gut geeignet ist auch das Mittagessen im Gemeindehaus. Da sind vorzugsweise die Väter gefordert und anzutreffen – in der Küche. Sie bereiten das Mittagsmahl frisch zu, das dann im Saal serviert wird. Hier steht ein Sparschwein, dessen Inhalt für die Zutaten oder für Bastelmaterial bei den Gottesdiensten verwendet wird. Für den morgigen Familiengottesdienst haben sich die Mütter beim Motto „Es grünt und blüht“ der Jahreszeit angepasst. Es geht um das Pflanzen einer Blume. Die Kinder legen Samen in einen Blumentopf. Zu Hause können sie das sprießende Pflänzlein weiter gießen und großziehen. (gsp)

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