Grünstadt Eine Fülle feiner Musik

Das Rennquintett bot dem Publikum viel Neues. Von links: Uwe Zaiser (Trompete), Uwe Tessmann (Horn), Ralf Rudolph (Tuba), Robert
Das Rennquintett bot dem Publikum viel Neues. Von links: Uwe Zaiser (Trompete), Uwe Tessmann (Horn), Ralf Rudolph (Tuba), Robert Neumair (Harmonika), Jochen Scheerer (Posaune) und Peter Leiner (Trompete, Moderation).

Eine Fülle feiner Musik servierte das Rennquintett beim Auftaktkonzert seiner diesjährigen Weihnachtstour durch die Pfalz in der abermals ausverkauften Grünstadter Martinskirche. Und wieder gelang den Musikern um Peter Leiner, sich selbst gleich zu bleiben und doch ihrem treuen Stammpublikum Neues zu bieten: in Gestalt der „Alpenländischen Weihnacht“ mit dem Südtiroler Robert Neumair.

30 Jahre ist das Rennquintett nun jung, aber so wie gleich zu Beginn hörte man es noch nie. Eine getragene Bläsermelodie, vom ersten Ton an mit Präzision und nie getrübter Klangreinheit geblasen, eröffnet das Konzert. Die Steirische Harmonika Robert Neumairs flicht sich ein, ein Klang, der erst fremd wirkt, sich aber bestens mit den fünf Blasinstrumenten verbindet. Das Unerwartete kommt jetzt: Die Musiker jodeln – nicht mit letzter Überzeugung, sondern eher vorsichtig, fast probehalber, aber entschlossen und präzis. Noch erstaunlicher: Keine fünf Minuten später tut das Publikum – von Peter Leiner angeleitet – das Gleiche: „Djo, djo ihrí, djo, djo ihrí...“ Es ist der Andachtsjodler aus Sterzing am Brenner. Dies mag albern wirken, wenn man es liest. In der Martinskirche wirkte es nicht so. Das Eis – falls es solches gegeben hatte – ist gebrochen, Musiker und Publikum sind nun ganz nah beisammen. Höchst virtuos wirbeln Robert Neumairs Finger nun über die Tasten seiner Ziehharmonika. Er spielt einen Walzer namens „Vierteljahrhundert 3/4ler“ von Herbert Pixner, der bereits zu Fernsehehren gekommen ist. Gleich weiter, man setzt auf Kontrast: Das Quartett bläst „Maria durch ein Dornwald ging“, ein altes, herbes Weihnachtslied. Wieder überraschend setzt Gesang ein, hörbar über Lautsprecher. Robert Neumair singt. Es besteht ein gewisser Widerstreit zwischen seiner liedermacherartigen, lautsprecherverstärkten Naturstimme und dem ungemein präzisen Tonansatz der Bläser, aber bald freut man sich auch über diese ungewöhnliche Kombination. Crossover eben. Das hat Pfarrer Andreas Funke in seiner inhaltsreichen Begrüßung dem Konzert als Motto mitgegeben, nicht ohne hintersinnig auf ein noch krasseres Crossover hinzuweisen: An Weihnachten vertausche Gott die Herrlichkeit des Himmels mit den gefährlichen Unwägbarkeiten des Menschenlebens. Im weiteren Konzertverlauf wechseln Alpenländisch-Volkstümliches, Klassisch-Kunstmusikalisches, Weihnachtliches und von Peter Leiner immer wieder vorgetragenes Nachdenkliche in bunter Folge miteinander ab, so geschickt kombiniert, dass ein harmonisch wirkendes Ganzes entsteht. Das gibt s ein Trompeten-Doppelkonzert von Vivaldi, von Uwe Zaiser und Peter Leiner mit strahlender, leichter Brillanz geblasen, indes die tieferen Bläser das begleitende Streichorchester nicht ungeschickt darstellen. Da erklingt ein renaissancehafter Bläsersatz, in den Neumair virtuose Läufe hineinspielt: „Can She Excuse My Wrongs“ von John Dowland. Wunderschön als Bläsersatz auch Mendelssohns „Denn er hat seinen Engeln befohlen“ – das berühmte Doppelquartett aus dem „Elias“. Dann gibt es, von Robert Neumair serviert, Südtiroler Weihnachtsweisen, dazwischen Lebensweisheiten von Konfuzius bis Mutter Theresa. Erstaunlich, wie anrührend, wie unverbraucht dieses einfache, volkstümliche Musizieren wirkt. Ein immer wieder beeindruckendes Kabinettstück des Rennquintetts ist Mozarts Zauberflötenouvertüre, von Jürgen Pfister so geschickt für Blechbläser arrangiert, dass nichts vom komplexen Orchestersatz verloren geht und alles sogar gut klingt. Rasant und virtuos flirrt diese Musik, ohne jeden Makel serviert. Sowas geht auch mit Sting. „Every Little Thing She Does Is Magic“ zeigt sowohl Möglichkeiten als auch Grenzen dieses Bearbeitungsverfahrens auf. Noch manches andere Schöne erfreute, bevor „Jingle Bells“ im lateinamerikanischen Stil, als Walzer, Klezmer-Stück, schließlich sogar im Stil der Oberkrainer Musikanten bearbeitet und dabei jedesmal verbessert, nebst einem fulminanten „O Tannenbaum“ die Programmfolge schloss. Nach überaus herzlichem Applaus vereinigten sich nochmals alle zum Sterzinger Andachtsjodler. Termin Nächstes Rennquintett-Weihnachtskonzert: Montag, 17. Dezember 2018.

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