Grünstadt Einblicke in die Welt von Aldi

Bei der RHEINPFALZ-Sommertour durch das Aldi-Zentrallager in Kirchheim erläuterte Geschäftsführer Ralf Holthöfer (rechts im dunk
Bei der RHEINPFALZ-Sommertour durch das Aldi-Zentrallager in Kirchheim erläuterte Geschäftsführer Ralf Holthöfer (rechts im dunklen Anzug) den Lesern die Abläufe. Das Foto zeigt die Gruppe, die morgens dabei war.

Wie sieht es im Aldi-Logistikzentrum aus? Das haben 40 RHEINPFALZ-Leser gestern bei zwei Sommertouren erfahren. Der Geschäftsführer der Regionalgesellschaft Kirchheim, Ralf Holthöfer, zeigte den Lesern das Logistikzentrum und gewährte Einblicke in das Unternehmen, das das Discounter-Modell erfunden hat. Dabei beantwortete er sehr viele Fragen.

Beim Empfang im Seminarraum, wo ein kleines Buffet aufgebaut war, stellte der 43-Jährige aber zunächst selbst eine Frage: „Wer weiß, wie alt Aldi ist?“ Kaum registriert von der Öffentlichkeit hat der Konzern 2013 sein 100. Jubiläum gefeiert. „Unsere Wurzeln gehen auf einen 35 Quadratmeter kleinen Krämerladen des Bäckers Karl Albrecht senior und seiner Frau Anna im April 1913 in Essen zurück“, informierte Holthöfer. 1945 übernahmen die Söhne Theo und Karl die Firma, zehn Jahre später hatten sie schon 100 Filialen in Nordrhein-Westfalen. Aus den USA kam das Prinzip der Selbstbedienung, die Geschäfte wurden größer, zogen auf die grüne Wiese. 1961 teilten die Brüder die Albrecht KG in Aldi Nord, das heute allein in Deutschland rund 2400 Niederlassungen umfasst, und Aldi Süd. Zu dem unter Karl Albrecht aufgebauten Konzern im Süden der Republik gehören gegenwärtig 1890 Märkte mit rund 43.400 Mitarbeitern in 30 selbstständigen Regionalgesellschaften, erläuterte Holthöfer. Über das 2003 in Kirchheim gegründete Logistikzentrum werden 51, demnächst 53, Filialen täglich beliefert. Die am nächsten gelegenen Geschäfte sind die in Grünstadt, in Dahn ist mit 99 Kilometern Fahrstrecke die am weitesten entfernte Filiale. In der Regionalgesellschaft Kirchheim arbeiten 990 Mitarbeiter, darunter zirka 80 Auszubildende. Im Logistikzentrum selbst sind 110 bis 115 Menschen beschäftigt. „Das Lager ist so schön unauffällig“, lobte die Grünstadterin Ulrike Bieg mit Blick auf das Metro-Lager nebenan. Holthöfer erklärte: „Wir haben eine 34.000 Quadratmeter große Halle auf einem 200.000-Quadratmeter-Grundstück, die Nachbarn haben ein deutlich höheres Gebäude.“ Ob es nicht klüger sei, auch Lagerraum in der Höhe zu nutzen, wollte die Carlsbergerin Kathrin Kranhold wissen. Der Geschäftsführer schüttelte den Kopf. Es sei eine Philosophie von Aldi, auf einer Ebene zu bleiben, weil das zeitsparend sei. Regale gibt es nur im Kühlbereich, durch den die Besucher ebenfalls geführt wurden. Die maximal sechs Grad dort sind eine willkommene Abwechslung zu der draußen herrschenden Hitze. Froh waren die meisten Teilnehmer dagegen über den nur sehr kurzen Aufenthalt im Null-Grad-Raum, wo vor allem Frischfleisch gelagert wird. Karl Schumacher (Grünstadt) dachte an den Transport: „Haben auch die Lkw eine Kühlung?“ Holthöfer bejahte das, die Sattelschlepper hätten verschiedene Temperaturbereiche auf ihren Ladeflächen, die einzelnen Bereiche könnten abgetrennt werden. Pro Tag gibt es 60 Lkw-Touren. Insgesamt gibt es im Zentrallager 58 Rampen, auf denen die Ware abgeladen und verladen wird. In der normal temperierten Halle erläuterte eine der Mitarbeiterinnen, die mit Kopfhörern ausgestattet auf Flurförderfahrzeugen von einer Palette zur nächsten fahren, das computergesteuerte Verfahren der Kommissionierung. Die Mitarbeiter arbeiten so die Bestellungen der einzelnen Filialen ab. Das System „Pick by voice“ minimiert laut Holthöfer Fehler, früher habe man die Bestellzettel abgearbeitet. Franz Krämer aus Sausenheim erkundigte sich danach, ob das Logistikzentrum auch für den Warenverkauf übers Internet geeignet sei. „Unsere Zentrale in Mühlheim an der Ruhr beschäftigt sich mit der Strategie für den Online-Handel“, so Holthöfer. Diese Antwort veranlasste den Grünstadter Josef Hille zu fragen, ob das Sortiment „von oben verordnet“ wird. Die Regionalgesellschaften könnten ihr Angebot ein Stück weit regional anpassen, hieß es. So habe Aldi in der Pfalz eine Zeit lang Saumagen verkauft – allerdings sei das Angebot nicht besonders gut angenommen worden. Im Prinzip gehe es darum, dass der Kunde in allen Filialen die gleiche Ware bekomme. Die Auswahl in einer Aldi-Filiale umfasse heute etwa 1500 Standardartikel, 1965 waren es noch 350. Elke Strauß (Kirchheim) interessierte, weshalb sich der Discounter für Markenprodukte geöffnet hat. Das sei der Nachfrage und dem Käuferverhalten geschuldet. Holthöfer sagte: „Der Trend geht zum One-Stop-Shopping.“

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