Grünstadt Ein großes Bravo fürs Blech

Immer wieder höchst beachtlich für ein dörfliches Laienorchester ist, was die Hettenleidelheimer Bergmannsbläser beim Frühjahrskonzert zu bieten haben. Strahlender, mächtig aufblühender Blechbläserklang erzeugte am Samstag verdiente Begeisterungsstürme beim allerdings nicht wirklich großen Publikum in der Gut-Heil-Halle. Dass Musiker und Stammgäste danach noch bis Mitternacht beieinanderblieben und schließlich gar noch locker gejammt wurde, gehört zum Charme des Traditionskonzerts, das einmal mehr von Bürgermeister Joachim Blum gekonnt moderiert wurde.

Seit Jahren steht der „Schall in der Hall“ im Zeichen sinfonischer Blasmusik. Das ist eine Kapellmeistermusikgattung, deren Autoren mit Blasorchestersatztechnik bestens vertraut sind und genau wissen, was sie jeder Instrumentengruppe in die Partitur schreiben müssen, damit sie glänzen kann und sich nicht unterfordert fühlt. Indes: Dabei entstehen meist monumentale, wenig spritzige Werke von eher trockener melodischer Erfindung, die sich in ihrer Musiksprache an den programmatischen Tondichtungen des 19. Jahrhunderts orientieren und sich gern Städte, Gebirge oder sonstige Landstriche zum Thema machen. „Sedona“ (eine Landschaft in den USA), „Jerusalem“, „Mount Everest“, „Lord Tullamore“ und die „Montanjas des Fuego“ (die Feuerberge) vertraten diesen mit lateinamerikanischer und schottischer Folklore angereicherten Typus. Die Ausführung dieser Kompositionen war in vielen Teilen bemerkenswert gut gelungen: Da blühten, dynamisch fein ausgearbeitet, satte, warme, die Halle prachtvoll füllende Klanggebirge des insgesamt vorzüglich intonierten Blechs, immer wieder machten sauber geblasene Soli auf sich aufmerksam, und die satte Tiefe der Tuben und Posaunen gefiel. Das überaus reich besetzte Schlagwerk glitzerte und knallte mit bemerkenswerter Präzision und Feinheit, die Querflöten strahlten klar und bestimmt. Einzig an den Stellen, in denen die Holzbläser klanglich dominierten, zeigte sich, dass schon lange bestehende Intonationsdifferenzen zwar gemindert, aber nicht völlig behoben worden sind. Immer wieder fand das Orchester zu einträchtiger, mitreißender Wucht, war rhythmisch präzise und vorwärtsdrängend. Nur an Stellen, an denen die Arrangeure zwielichtige Übergänge zwischen einzelnen Themenblöcken im Adagiotempo gesetzt haben, hätte der ansonsten souveräne Orchesterleiter Markus Eichinger konsequenter das Tempo angeben müssen. Doch das sind Kleinigkeiten im Vergleich zu dem, was überaus gut gemeistert wurde. Prachtvoll zum Beispiel war der musikalische Sonnenaufgang in „Sedona“ von Steven Reineke. Musikalisch vielschichtig war „Children of Sanchez“, eine Filmmusik von Chuck Mangione von 1978, die immerhin gewisse Jazz- und Rock-Stilistiken enthielt, im schnellen Teil mit bemerkenswerter rhythmischer Prägnanz und Präzision geboten. „Lord Tullamore“ von Carl Wittrock gab sich „very british“, rhythmusbetont, farbenreich, pathetisch und doch durchhörbar transparent, mit netten Dudelsack-Nachahmungen. Die „Feuerberge“ von Markus Götz im zweiten Teil waren besonders anziehend; hier werden lateinamerikanische Tanzrhythmen in eine eher europäische Musik eingeflochten, und das Orchester entfaltete einen Gesamtklang, der einfach herrlich und kaum übertreffbar war: Klar, strahlend, leuchtend wurde hier in vorzüglicher Intonation musiziert, auch die interpretatorische Durcharbeitung war präzise und überzeugend. Das hatte alles Fluss und Zusammenhang von Anfang bis Ende, dass man sich nur freuen konnte. Willkommen war die Begegnung mit bekannten Titeln von Peter Maffay und Nena, die Wirkung war indes durch die nur stellenweise gelungenen Arrangements begrenzt. Groß war der Jubel bei Klassikern: dem prächtig ironisch-pompös gespielten Titelmarsch und „Somewhere over the Rainbow“ aus dem Filmmusical „The Wizzard of Oz“ und – als erster Zugabe – der sehr nachdrücklich gespielten Johann Straußens „Tritsch-tratsch-Polka“ – Anzeiger dafür, dass das Publikum gern mehr Musik dieser inspirierten Art gehört hätte. Der zweiten Zugabe gab Eichinger eine sehr persönliche Note mit. – Schade, dass so viele Stühle leer geblieben waren. Dass das Orchester erste eine Woche vorher auf der selben Bühne beim SPD-Bierfest gespielt hatte, ist sicher ein Grund dafür.

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