Grünstadt Ein Glanzstück

Die Präsentation des Gastlandes ist auf der Frankfurter Buchmesse eine der Hauptattraktionen. Der Ehrengast stellt in einem Pavillon auf dem Messegelände sein Land, seine Kultur und seine Leseschwerpunkte vor. Zahlreiche Veranstaltungen flankieren das Ereignis und die Verlage werfen sich ins Zeug, möglichst viele namhafte Autoren verpflichten zu können, um nicht nur Bücher sondern auch deren geistige Urheber vorzeigen zu können. Finnland war im 2014 erstmals Ehrengast auf der Messe, und entsprechend groß war das Interesse an den Nordeuropäern. Die skandinavische Literatur, angeführt natürlich durch sehr bekannte – vor allem schwedische – Krimiautoren, genießt in Deutschland ja ohnehin einen sehr guten Ruf. Viel zu entdecken gab es also, und eine der wirklichen literarischen Höhepunkte ist das Buch „Das Trugbild“ von Kjell Westö. Es beginnt an einem Mittwoch im November. Der Anwalt Claes Thune geht in sein Büro. Zu seiner großen Überraschung ist seine sonst absolut zuverlässige Sekretärin noch nicht an ihrem Platz. Soll er versuchen, Frau Wiik zu erreichen? Oder einfach abwarten? Schließlich entscheidet er sich, zu Frau Wiik zu fahren... Szenenwechsel. Rückblende. Acht Monate zuvor. Der Leser erfährt von den ersten Arbeitstagen von Frau Wiik in der Kanzlei, ihm wird vorgeführt, was der „Mittwochsclub“ ist, ein Treffen einer Gruppe von Männern, die dies schon jahrelang tun, über politische und gesellschaftliche Veränderungen sprechen und dies alles in der Zeit des aufkeimenden Nationalsozialismus in Deutschland. Was Clae Thune nicht weiß, dem Leser aber in bester Hitchcock-Manie mitgeteilt wird, ist, dass bei einem dieser Treffen, die neue Sekretärin, die unten im Treppenhaus steht, einen der Männer, der oben gerade eintrifft, an der Stimme erkennt. Und dies ist die schlimmste Erinnerung in ihrem Leben... Brillant komponiert ist dieser Roman, bei dem der Verlag Wert auf die Feststellung legt, dass es kein Kriminalroman ist. Stimmt. Doch was an Spannung aufgebaut wird bis hin zu einem dramatischen Finale, das ist der Gattung jederzeit würdig. Für den Leser entsteht das Bild eines besonderen Personengeflechts, und schließlich ertappt er sich beim Mitraten, wer denn jene Person ist, die Frau Wiik erkannt hat...? Ganz stark!

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