Grünstadt Der Ursachenforscher

Die neuen Spieler im Blick: Alexander Schott soll Landesligist VfR Grünstadt zu einem erfolgreichen Saisonabschluss führen.
Die neuen Spieler im Blick: Alexander Schott soll Landesligist VfR Grünstadt zu einem erfolgreichen Saisonabschluss führen.

«Grünstadt.» Der neue Mann ist da: Am Dienstagabend hat Trainer Alexander Schott beim kriselnden Fußball-Landesligisten VfR Grünstadt seine Rettungsmission angetreten. Für den Alzeyer ist es das erste Engagement seit über sechs Jahren. Seine Aufgabe: Klassenerhalt. Bei der 1:5-Testspielniederlage gegen Oberligist TSG Weinheim beschränkte sich Schott aber noch auf die Rolle des kritischen Beobachters.

Alexander Schott hatte schon sichtbar Redebedarf. Intensiv unterhielt sich der neue Coach in der Halbzeitpause mit Führungsspieler Nico Müller, tauschte sich immer wieder mit Co-Trainer Jens Benda und Manager Michael Kußmann aus. Der 47-Jährige aus Rheinhessen wird in den nächsten Wochen noch so einige Gespräche führen müssen. Er übernimmt ein Team, das nach einer herausragenden Vorsaison und einer desolaten Hinrunde nicht so richtig zu wissen scheint, was es eigentlich kann. „Ich muss herausfinden, wie die gleiche Mannschaft so unterschiedlich auftreten kann“, sagte Schott. Die Strategie heißt also erst einmal: Ursachenforschung. Am Dienstagabend überließ Schott das Sportliche noch Assistent Benda und konzentrierte sich nach einer Vorstellung vor der Mannschaft aufs kritische Beobachten. „Der erste Eindruck heute deckt sich mit meinen Analysen aus den vergangenen Wochen“, meinte Schott. „Die Mannschaft fängt gut an, spielt ansprechenden Fußball – und macht dann oft viel zu einfache Fehler, die zu Toren führen. Das müssen wir abstellen.“ Von einem taktischen Allheilmittel zur Lösung dieses Problems hält er allerdings nicht viel: Als Trainer müsse man sich immer dem vorhandenen Spielermaterial anpassen, um erfolgreich zu sein, ist er überzeugt. Ein Spielerversteher also, an Stelle des in der Winterpause gegangenen Coachs Fabian Herchenhan, dem nachgesagt wurde, dass er nicht mit allen Akteuren im Team wirklich gut auskam. Die Zeit der knurrigen Feuerwehrmänner im Stile eines Felix Magath oder Huub Stevens scheint auch in der Landesliga mittlerweile vorbei zu sein. Nicht nur in Grünstadt geht es mittlerweile vor allem um das Wir-Gefühl im Abstiegskampf. „Dass in der jetzigen Situation kein Spieler den Verein verlassen hat, zeigt, dass der Teamgeist absolut stimmt“, gibt sich der neue Mann zuversichtlich, dass seine Mannschaft für die kommenden Aufgaben mental gefestigt ist. Derzeit gilt sein Vertrag nur für die bevorstehende Rückrunde – gleichzeitig macht Manager Kußmann kein Geheimnis daraus, dass der ambitionierte Traditionsverein noch mit Kandidaten für die Saison 2018/19 im Gespräch ist. Sieht so der Vertrauensvorschuss für jemanden aus, der das Team aus der Krise führen soll? Schott dementiert das. „Beide Seiten haben das so explizit gemeinsam vereinbart. Wir gehen damit ganz offen um, und halten uns auch für die Zukunft alles offen.“ Sechs Jahre ist sein letztes Engagement an der Seitenlinie mittlerweile her. Damals gab er den Trainerjob bei Wormatia Worms II nur wenige Monate nach Saisonbeginn wieder auf. Der Beruf im Außendienst ließ die Konzentration auf den Fußball nicht mehr zu. Sind das die richtigen Voraussetzungen für einen Job, der aller Voraussicht nach ziemlich nervenzehrend sein wird? Schott geht mit dieser Kritik bemerkenswert offen und gelassen um. „Damals war nach der langen Zeit im Fußball das Feuer eben nicht mehr da, die Luft war raus. Ich hatte eigentlich mit dem Trainerjob abgeschlossen.“ Kußmanns Anruf habe das aber geändert. „Ich habe mit Michael telefoniert und sofort gemerkt, es juckt mich wieder, das reizt mich. Von dieser Überzeugung war ich selbst anfangs überrascht.“ Die berufliche Situation habe sich mittlerweile deutlich entspannt, betont er. Und vom Fußball habe er all die Jahre sowieso nicht lassen können. Jedes Wochenende sei er auf den Sportplätzen der Region unterwegs gewesen. Ab jetzt führt sein Weg nur noch ins Rudolf-Harbig-Stadion. „Ich beschäftige mich jetzt ausschließlich mit dem Ziel, dass der VfR kommende Saison weiter in der Landesliga spielt.“

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