Grünstadt Bunter Zug trotzt strömendem Regen

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Pünktlich um 14 Uhr setzte sich gestern nicht nur der bunte Lindwurm mit Kutschenparade zur Sausenheimer Weinkerwe in der Kalkerde in Bewegung, sondern auch ein kräftiger anhaltender Niederschlag. Das war besonders schade, weil der Umzug das Beste war, was es bisher zu sehen gab: wirklich „erste Sahne“.

Nach einer kurzen Regenpause, in der sich auch die Mienen von Ortsvorsteher Gerd Walther, der jede Zugnummer am Weedplatz kommentierte, und Kerwekomitee-Chef Axel Spieß, aufhellten, goss es dann in Strömen. „Das darf nicht wahr sein“, meinte Walther völlig durchnässt. Knapp 70 Zugnummern gab es zu bestaunen, darunter etwa 20 Kutschen aller Arten und Gattungen, rund 40 herrlich geschmückte Pferde, Süddeutsche Kaltblüter, Polnische Warmblüter, Noriker, Schwarzwälder, Haflinger oder Friesen. Stellvertretend für die von Sausenheims Pferdeliebhaber Fritz Eckel organisierte Kutschenparade genannt sei die historische Postkutsche aus der Nähe von Kaiserslautern, gezogen von zwei Norikern, und der Wiener Stadtwagen von Walter Lichti aus Potzbach, vor den prächtige Friesen gespannt waren. Aus einer Viktoria-Kutsche grüßten die ehemalige Weingräfin Ruth I. aus Sausenheim mit Bürgermeister Klaus Wagner und Weinbaubeigeordneter Hans Tisch. Auch der Vierspänner, gezogen von Kaltblütern, auf dem die Musiker des Otterberger Musikvereins trotz kräftigen Regens fleißig musizierten, war eine Klasse für sich. Hinzu gesellte sich auch Ausgefallenes, etwa ein Eselsgespann, das einen Marathonwagen zog. Doch auch die übrigen Zugnummern standen nicht nach. So hatten die Winzer Sausenheims für ihre Weinhoheit Sophie I. einen Thronwagen geschaffen, und das einheimische Kerwekomitee forderte auf seinem Motivwagen einen „Sausremer Esel“ für den Kreisel. Völlig durchnässt auch die Sänger des örtlichen Gesangvereins, die sich jedoch die Stimmung selbst im Gefängnis nicht vermiesen ließen und lautstark unter ihrem Dirigenten Klaus Schmitt Lieder schmetterten. Derweil schenkten einige „Freigänger“ der „Knastis“ um den Gefängniswagen Wein aus. Ein Wikingerschiff mit Gästen aus Schweden aus dem „Hafen“ von Schenk-Siebert und die „Sausrummer Jungs“, immer wieder ideenreich, begeisterten ebenso wie der Elferrat der Siedler auf einem „Elfer-Rad“. Zehn Schlepper von anno dazumal von den Traktorenfreunden aus Dannstadt-Schauernheim tuckerten durch die Straßen, und auch vom Isetta-Club des Sausenheimers Albrecht Belger und vom Motorrad- und Technikmuseum Leiningerland gab es einige Vehikel zu bestaunen. Natürlich fehlte es auch nicht an Musik: Neben dem Otterberger Musikverein sorgten die TSG-Blaskapelle, der Fanfarenzug aus Schaidt, der Spielmannszug Wattenheim und die Bußmannshauser Musikanten für Stimmung. Die Fußgruppen, angeführt von Guido Schwalb mit einem Sausenheimer Stroh-Esel, konnten einem Leid tun: Die Kleinen der Kindertagesstätte, die Kinder der Grundschule „Am Ritterstein“, die Sausrummer Hexen, die farbenprächtigen Flamenco-Tänzerinnen unter Cristina Rivas und die örtlichen Landfrauen wurden völlig durchnässt, hielten aber eisern durch. Da hatten es die Kerwekomitees aus Bockenheim, Kleinkarlbach, Asselheim und Ebertsheim sowie einige Firmen und Betriebe und nicht zuletzt die Schneckenkönigin Alma Matheis gemütlicher: Sie saßen überwiegend im Trockenen. Köstlich die anschließende Kerwerede von Daniel Gölbert, der unter anderem verkündete: „Uff den Kreisel muss änn Esel nuff, un zur Not stellen mern grad selbst druff, unn sollten mer dodevor kän bassende finne, dann muss sich halt ähner vun eich besinne, der muss sich halt uff den Kreisel hocke, und des Ding do vorne rocke.“ (lau)

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