Grünstadt Auch Musik aus Japan im Gepäck

Gewann den zweiten Preis der International Telekom Beethoven Competition 2017 und kommt am 15. April nach Kirchheimbolanden: Tom
Gewann den zweiten Preis der International Telekom Beethoven Competition 2017 und kommt am 15. April nach Kirchheimbolanden: Tomoki Kitamura.

«»Nach der Südkoreanerin Ho Jeong Lee hat nun der junge Japaner Tomoki Kitamura am Sonntag, 15. April, 18 Uhr, das Wort in der Reihe „Junge Stars der Klassik“. Bei der International Telekom Beethoven Competition 2017 wurde er mit dem zweiten Preis ausgezeichnet. Sein Programm im Westflügel der Orangerie umfasst Werke von Beethoven, Bach, Schumann und Takemitsu.

Dass die Preisträger – in Kirchheimbolanden kamen sie bislang außer aus Deutschland auch aus Australien, Kanada, Italien, Südkorea oder Japan - oft auch Werke eines Landsmannes mitbringen, macht einen besonderen Reiz dieser Klavierrezitale aus. Auch Kitamura wird seinen Zuhörern einen Einblick in japanische Musik von internationalem Format gewähren mit „Les yeux clos II“ von Toru Takemitsu, der als einer der bekanntesten Komponisten Japans gilt. Seine Tonsprache setzt zum einen an bei der musikalischen Avantgarde seiner Jugend – Schönberg, Webern, Messiaen. Zum anderen blieb sie ebenso zugetan der atmosphärischen Klangwelt etwa eines Debussy oder dem Jazz. All das verknüpfte er mit den Einflüssen der fernöstlichen Musiktradition. Bekannt wurde er zudem durch Filmmusiken oder weltweit beachtete Kompositionen für Gitarre – von Bearbeitungen von Beatles-Stücken bis hin zu dem melancholisch-dämmrigen „All in Twilight“. Einsetzen wird das Konzert des 27-jährigen Pianisten aber an der Hauptwurzel der europäischen Musiktradition, bei Johann Sebastian Bach und dessen Französischer Suite Nr. 1 d-Moll (BWV 812), einer von sechs Folgen von Tanzstücken, die Bach zwischen 1722 und 1724 geschrieben und seiner zweiten Frau Anna Magdalena gewidmet hat. Danach springt Kitamura über mehr als ein Jahrhundert nach vorn zu Robert Schumann, bleibt aber beim Moment des Tänzerischen, wenn er sich die „Davidsbündlertänze“ aufs Notenpult legt. Der Titel knüpft an Schumanns Idee eines künstlerischen Bundes gegen die aus seiner Sicht kläglichen, philiströsen Zustände in der Musikwelt in den 30er Jahren des 19. Jahrhunderts an. Der Zyklus umfasst 18 Charakterstücke, deren Vielgestaltigkeit, Vitalität und motivischer Reichtum hohe Anforderungen stellen an die Virtuosität und ebenso an die Ausdruckskraft des Pianisten. An den Anfang des zweiten Konzertteils stellt Kitamura das erwähnte Stück seines Landsmannes, das geheimnisvoll, mal tastend, mal in grell gespreizter Harmonik aufbrausend, in der Nähe zur Tonsprache Messiaens gesehen wird. Ein Interpret betonte, dass das Stück für Takemitsus einzigartige Synthese westlicher und östlicher Einflüsse stehe, die seinen reifen Kompositionsstil präge. Inspirationsquelle war ein Porträt einer Frau mit geschlossenen Augen – daher der Titel – des Symbolisten Odilon Redon. Das Finale gehört Beethoven, dem auch der Klavierwettbewerb gewidmet ist, der den Japaner und seine jungen Kollegen innerhalb dieser bemerkenswerten Konzertreihe nach Kirchheimbolanden bringt. Ausgewählt hat Kitamura die Klaviersonate Nr. 31 in As-Dur, op 110, und damit die vorletzte dieser Sonaten, die in der Klavierliteratur als epochal und als Meilenstein gelten. Tomoki Kitamura, 1991 im japanischen Aichi geboren, begann im Alter von drei Jahren mit dem Klavierspiel, wie aus dem Programmheft hervorgeht. Er gewann wichtige Preise wie Hamamatsu (3. Preis, 2006), Sydney (5. Preis, Sonderpreis für beste Interpretation der Werke von Schubert und zeitgenössischer Musik, 2008), Leeds (5. Preis, 2015) und zuvor den 1. Preis und den Grand Jury Preis bei der renommierten Tokyo Music Competition, 2005. Kitamura gibt Rezitale und ist als Solist und Kammermusiker tätig, seit kurzem auch als Fortepiano-Spieler in Deutschland, Frankreich, Spanien, England, Polen und Japan. Er ist regelmäßig zu Gast bei berühmten Musikfestivals. Seine drei Solo-Einspielungen erhielten positive Kritiken. Derzeit studiert Tomoki Kitamura an der Universität der Künste Berlin Klavier, Cembalo und Fortepiano. Die Klavierreihe wird bereits im vierten Jahr von Lydia Thorn Wickert gemeinsam mit der Stadt Kirchheimbolanden ausgerichtet. Das Abschlusskonzert wird in diesem Jahr der erst 21-jährige Alberto Ferro geben, der Italiener gewann den ersten Preis der International Telekom Beethoven Competition und trat damit in die Fußstapfen seines Landsmannes Filippo Gorini, dem das 2015 als erst 20-Jährigem gelungen war. Termin Junge Stars der Klassik, Klavierrezital mit Tomoki Kitamura, 15. April, 18 Uhr, Westflügel der Orangerie; Karten bei allen Reservix-Vorverkaufsstellen und bei www.reservix.de sowie im Büro der Stadthalle, Dr. Edeltraud-Sieß-Allee 4 (Telefon: 06352 7504777).

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