Grünstadt 75 Minuten lang befreit aufgespielt

«BODENHEIM/GRÜNSTADT.» Es ist eine alte Fußballweisheit, dass dem Team, das unbedingt Punkte für den Klassenerhalt benötigt, auch oftmals das notwendige Quäntchen Glück fehlt. Das zeigte sich mal wieder deutlich am Sonntag, als die ersatzgeschwächte Elf vom Fußball-Landesligisten VfR Grünstadt bei der „Mannschaft der Stunde“, dem VfB Bodenheim, eine 0:3-Niederlage kassierte (wir berichteten gestern).

Für Trainer Alexander Schott liegt das am zu kleinen Kader. Trotzdem gestalteten die Pfälzer die Partie bis zur 75. Minute offen, spielten befreit und ohne viel Schnörkel auf, vergaben sogar beste Möglichkeiten, um in Führung zu gehen und diese sogar auszubauen. „Es ist schon schwierig, Spieler wie Dennis Lang, der sich wieder im Training verletzte, Jochen Gillmann oder Alexander Simon zu ersetzen“, meinte Schott. Gillmann, als Innenverteidiger neben Uwe Rebholz derzeit in glänzender Form und zweifelsfrei eine Bank, musste sich wegen Herz- respektive Kreislaufproblemen kurzfristig in stationäre Behandlung begeben, fällt für diese Saison aus. Gillmann im Krankenbett: „Ich bin froh, dass kein Herzinfarkt diagnostiziert wurde, ich muss jedoch noch bis Mittwoch im Klinikum Worms zu Untersuchungen bleiben.“ Simon, als rigoroser „Abräumer“ und klassischer Sechser bekannt, war beruflich kurzfristig unterwegs. So blieb Trainer Schott nicht viel Auswahl, hatte keine Qual der Wahl. Der Coach brachte als rechten Außenverteidiger Ricardo Oetken und war mit dessen Leistung vollauf zufrieden. Schott: „Ricardo hat seine Aufgaben eigentlich gut erfüllt.“ Michael Bechtel kam von Beginn an in das Team, sollte als zweite Sturmspitze für Torgefahr hinter Tobias Fath sorgen. Doch das gelang nicht so oft wie vorgesehen. Dennoch waren die Pfälzer lange Zeit ein ebenbürtiger Kontrahent, was auch Bodenheims Coach Jürgen Collet bestätigte: „Die Gäste besaßen wie wir vor der Pause zwei Hochkarätige, bei denen allerdings unser Keeper glänzend reagierte und diese Chancen vereitelte.“ Der A-Lizenz-Inhaber und ehemalige Oberligatrainer meinte dabei die beiden Möglichkeiten von Tobias Fath und Michael Bechtel vor der Pause, dachte allerdings nicht an die Riesenchance von Fabrizio Moncada, als dieser freistehend mit dem linken Fuß abzog und das Leder hauchdünn am Pfosten vorbei ins Aus streifte (20.). Das hätte eigentlich die Führung sein müssen. Collet sprach letztlich von dennoch mehr Spielanteilen seiner Elf und dass die Grünstadter ihrem hohen Tempo der ersten Hälfte in dieser Hitze nach der Pause Tribut zollen mussten. „Meine Mannschaft spielte diszipliniert abwartend, ließ die Gäste kommen und lauerte auf Konter“, so Collet, der allerdings lange auf die Früchte dieser Taktik warten musste. Denn es dauerte bis 15 Minuten vor Spielende, als ein Grünstadter bei einem Kontervorstoß in gefährlicher Situation den Ball unnötig verlor, Bodenheims Akteure sofort reagierten und Norman Loos den vielumjubelten Treffer zur 1:0-Führung erzielte. Danach lief kaum noch etwas auf Grünstadter Seite zusammen, die Moral der Pfälzer schien gebrochen. Collet: „Wir waren in dieser Phase einfach stärker, kamen besser mit der Hitze zurecht und verwerteten unsere herausgespielten Möglichkeiten.“ So erzielten die beiden Treffer zum 3:0-Erfolg für Bodenheim Manuel Wein (85.) und Calvon Faßnacht (90.). „Es hilft nicht, zu weinen und zu klagen, wir müssen uns nunmehr selbst aus dieser Situation befreien, wenigstens einen Platz höher rutschen, um aus der Abstiegszone zu sein“, meinte VfR-Coach Schott. Daher müsse im Nachholspiel gegen die TSG Bretzenheim am Donnerstag (Anpfiff 19.15 Uhr, Rudolf-Harbig-Stadion) ein Sieg her. Die Rheinhessen kommen mit geschwellter Brust in die Pfalz, zumal sie am vergangenen Sonntag im eigenen Stadion gegen Abstiegskandidaten SV Horchheim hoffnungslos zur Pause 0:3 zurücklagen, dann aber sensationell noch 4:3 die Partie gewannen. Das ist eben Fußball. So spielten sie VfR Grünstadt: Mayer - Oetken, Frank, Rebholz, Czekalla - Christopher Lampert - Nico Müller, Fabrizio Moncada, Tschirschke (60. Leon Lampert) - Bengel - Fath.

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