Grünstadt 30 Stunden Verspätung nach Triebwerksbrand

Abkühlung für Ross und Reiter: Die australischen Voltigiererinnen Breanna, Mai und Luka (von links) mit Lea Stich vom PSV Palati
Abkühlung für Ross und Reiter: Die australischen Voltigiererinnen Breanna, Mai und Luka (von links) mit Lea Stich vom PSV Palatina Höningen und Pferd Rosario.

«Höningen.» In der Reithalle des PSV Palatina Höningen ist die Luft stickig und heiß, der Schweiß rinnt in Strömen, auch wenn man sich kaum bewegt. „Wir machen heute ganz langsam“, sagt Annette Handke-Raubach und deutet auf die Voltigiererinnen. Sechs Mädchen aus dem eigenen Verein trainieren gerade mit einigen vom TPSV Enkenbach und 18 Australierinnen, die an einem dreiwöchigen, von der Deutschen Sportjugend geförderten Austausch teilnehmen.

„Sie sind immer zu zweit in Gastfamilien untergebracht, damit sie sich nicht ganz so verloren vorkommen“, sagt Handke-Raubach. Sharna, eine Trainerin der Besucher, erzählt: „Wir waren alle noch nie in Deutschland, die meisten nicht einmal in Europa.“ Das Ganze sei ein großes Abenteuer, allein schon die Anreise, die mehr als zwei Tage gedauert habe. Aufgrund eines Triebwerksbrandes habe das Flugzeug umdrehen und in Singapur notlanden müssen. „Die Australier kamen mit 30 Stunden Verspätung hier an“, erzählt Handke-Raubach. Sharna lobt ihre Mädchen, die zwischen 14 und 24 Jahre alt sind, und die Umstände „überraschenderweise“ mit Fassung getragen hätten. Die erste Woche haben die Australierinnen bei der VRG Südwestpfalz im Raum Zweibrücken verbracht. Vergangenen Samstag haben sie erstmals beim PSV Palatina trainiert. Angeleitet werden sie in Höningen vom ehemaligen Vereinsmitglied Svenja Reid. Sie lebt seit vier Jahren in Atlanta (USA) und besucht im Sommer stets ihre Familie in der Pfalz. „Ich bin gefragt worden, ob ich helfen kann, auch weil ich gut Englisch spreche“, erläutert die erfahrene Voltigiererin. Gemeinsam mit Nele Raubach demonstriert Reid am Boden einige Übungen, bevor es aufs Pferd geht. „Ich habe mir angeschaut, was unsere Gäste können, und das Training dann entsprechend aufgebaut“, erklärt Reid ihr Konzept. Auf Unterschiede des Voltigierens in Deutschland und in Australien angesprochen, sagt Sharna: „Das Warm-up und einige Übungen sind anders, aber letztendlich ist es derselbe Sport.“ Die 17-jährige Breanna, die gerade nach einer Kür vom Pferd gesprungen ist, erzählt, dass die Prüfungen bei Turnieren in ihrer Heimat im Schritttempo erfolgen dürften. In der Bundesrepublik dagegen müssen diese im Galopp absolviert werden, sobald die Voltigiererin 16 Jahre alt ist. Um an Wettbewerben teilnehmen zu können, nähmen Australier mitunter dreitägige Anfahrten in Kauf, ist zu hören. Und zum Training sind sie teilweise auch mehrere Stunden unterwegs. Auf dem ganzen Kontinent gibt es in etwa so viele Voltigiervereine wie in der relativ kleinen Pfalz – und diese haben oft nur ein einziges Pferd. „Ich weiß von einem Jungen, der von seinem Vater zum Training geflogen wurde“, erzählt Martin Hauß, der Hauptorganisator des Jugendaustausches. Dieser begann 1993, initiiert durch den Landarzt Leo Laschet aus Kleinbundenbach. „Laschet war Anfang der Neunziger als internationaler Richter bei Turnieren in Australien“, berichtet Hauß. Heute sind die Höninger mit ihren Gästen in Elmshorn bei der deutschen Meisterschaft. Dort können sich die jungen Sportlerinnen noch etwas abschauen. Handke-Raubach: „Wir schauen bloß zu. Es nimmt keiner von uns teil.“ Den Besuchern aus Australien wird bei ihrem Aufenthalt eine Menge geboten. So hat die Gruppe auf dem Weg zur DM eine Sightseeing-Tour durch die Hansestadt Hamburg gemacht. Am Dienstag haben sich die jungen Leute Mainz angeguckt, waren dort auch beim Landessportbund. Im Grünstadter Stadtpark stand ein Grillabend auf dem Programm. Die geplante Draisinenfahrt ist laut Handke-Rauchbach jedoch ausgefallen. „Wegen der Hitze“, begründet sie, während Lea das Voltigierpferd Rosario zur Kühlung mit einem Wasserschlauch abspritzt.

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