Grünstadt Über das Ziel hinausgeschossen

Starkes Team: Statt dem Klassenerhalt erspielten sich die Damen der Handball-Region den Aufstieg.
Starkes Team: Statt dem Klassenerhalt erspielten sich die Damen der Handball-Region den Aufstieg.

Die Zahlen sprechen für sich: 36:8 Punkte, 493:412 Tore, die beste Abwehr der Liga, fünf Zähler Vorsprung auf einen Nichtaufstiegsplatz. Die „Nordpfälzer Wölfinnen“ waren die konstanteste Mannschaft der Verbandsliga und feierten bereits am vorletzten Spieltag die verdiente Meisterschaft. „Auch wenn ich dafür eigentlich drei Euro in das Phrasenschwein werfen müsste, aber es ist wahr: Der Angriff gewinnt Spiele, die Abwehr gewinnt Meisterschaften“, nennt Aufstiegstrainer Sasa Ilic den aus seiner Sicht wesentlichen Punkt für den überraschenden Erfolg. Dabei war dieser überhaupt nicht eingeplant. Vor der Saison hörte mit Sarah Müller die absolute Leistungsträgerin auf. Auch Alina Herrmann kündigte ihren Rückzug aus der Mannschaft an, ließ sich dann aber doch überreden, noch eine weitere Saison zu spielen. Dazu fielen Jördis Weil und Anette Rokita aufgrund ihrer Schwangerschaften aus. „Unter diesen Voraussetzungen war das Ziel Klassenerhalt zu diesem Zeitpunkt absolut richtig und realistisch“, betont Spielertrainerin Sina Graf. Dem Trainerduo ist es wichtig zu betonen, dass das ausgegebene Saisonziel kein Understatement war. „Der Aufstieg kommt für uns wirklich überraschend“, sagt Graf. Auch Ilic sagt: „Wir wollten so schnell wie möglich die nötigen Zähler sammeln und das Team weiterentwickeln. Eigentlich war diese Saison als Übergangsjahr geplant“. Es sollte jedoch anders kommen: Die Mannschaft war schnell in der Lage, das von Ilic geforderte Abwehrkonzept zu verinnerlichen und im Laufe der Saison kontinuierlich zu verbessern. „Ich war sehr überrascht, wie schnell das funktioniert hat“, meint Ilic. Er habe, wie Trainerkollegin Sina Graf betont, mit diesen Umstellungen „einen erheblichen Anteil an der Meisterschaft“. Die „Nordpfälzer Wölfinnen“ stellten die beste Defensive der Verbandsliga. Im Angriff lief es dagegen nicht wirklich rund. „Mit unserer Offensivleistung bin ich komplett unzufrieden“, stellt Ilic trotz des Erfolges klar. Weil häufig die personellen Alternativen fehlten, habe die HR oft das Tempo rausnehmen müssen. Für die Pfalzliga sieht er hier enormen Nachholbedarf. Dass die „Wölfinnen“ ihre Spiele dennoch gewannen, habe zum einen an der starken Abwehr, zum anderen aber auch an der Tatsache gelegen, dass sie mit Sina Graf die Torschützenkönigin der Verbandsliga in ihren Reihen hatten. Insgesamt 196 Treffer gelangen der Ausnahmespielerin. „Diese Leistung war von ihr so nicht zu erwarten. Sie hat nach ihren Schwangerschaften eine fantastische Entwicklung, besonders im körperlichen Bereich, genommen“, lobt Ilic seine Trainerkollegin. Ein zentraler Erfolgsfaktor sei auch die Moral und der Teamgeist gewesen. Einige Spiele konnte die HR nach einem Rückstand erst in den Schlussminuten für sich entscheiden. „Wir waren einigen Mannschaften spielerisch unterlegen, konnten aber mit unserer Abwehr, einer tollen Moral und etwas Glück fast immer als Sieger vom Platz gehen, wobei man sich Glück auch erarbeiten muss“, analysiert Graf. „Die Leistung war eine gemeinschaftliche Leistung der gesamten Mannschaft. Da fällt es schwer einzelne Spielerinnen besonders hervorzuheben“, meint Ilic. Dennoch war sich das Trainerduo einig, dass die Torhüterin Vanessa Steinbach eine sensationelle Runde gespielt hat und mit ihren Leistungen den einen oder anderen Punkt gerettet hat. Auch Eliza Schafar auf den Außenpositionen, Alina Herrmann die trotz des angekündigten Rücktritts voller Motivation weitermachte und Melanie Ludwig, die aus der zweiten Mannschaft in das Team rückte und eine wichtige Alternative im Rückraum war, verdienten sich Sonderlobs ihrer Trainer. Mit Johanna Ebel steht bereits der erste Neuzugang fest. Das HR-Eigengewächs spielte bereits drei Jahre in der Oberliga und dürfte der Mannschaft in der Pfalzliga Stabilität verleihen. Für die Zukunft hat Ilic vor allem einen Wunsch: „Ich wünsche mir in der kommenden Runde eine bessere Trainingsbeteiligung“.

x