Grünstadt „Wir sind bestens eingespielt“

Wird erstmals in Kirchheim auftreten: das italienische Ensemble Zefiro.
Wird erstmals in Kirchheim auftreten: das italienische Ensemble Zefiro.

Morgen, Samstag, ist beim Kirchheimer Konzertwinter erstmals das italienische Barockensemble Zefiro mit Solo-Oboist Alfredo Bernardini zu Gast. Gemeinsam mit dem Bassbariton Dominik Wörner, dem künstlerischen Leiter der Veranstaltungsreihe, werden Kantaten von Johann Sebastian Bach (1685 bis 1750) vorgetragen. Außerdem erklingen Instrumentalstücke von Georg Friedrich Telemann (1681 bis 1767) und Johann Friedrich Fasch (1688 bis 1758). Anja Benndorf wollte vom Gastgeber und Sänger wissen, ob es schwierig ist, Musiker für die Konzerte zu finden, und ob Profis wie er noch Lampenfieber haben.

Herr Wörner, warum beginnen Sie das neue Jahr im Konzertwinter stets mit einem Kantatenkonzert?

An den Tagen um Epiphanias, 6. Januar, herum haben die international viel beschäftigten Musiker meist noch frei, daher ist es sehr günstig für uns, zu dem Zeitpunkt ein Kantatenkonzert zu veranstalten. Dass wir dieses Jahr 14 Tage später dran sind, liegt an der Verfügbarkeit des Ensembles Zefiro. Ist es generell schwierig, Ensembles zu finden, mit denen Sie Werke in Kirchheim aufführen können? Durch meine vielfältigen Kontakte in die Alte-Musik-Szene bekomme ich mittlerweile viele Angebote von Künstlern aus aller Welt, die beim Konzertwinter auftreten möchten. Es herrscht also keine Not an Ensembles, eher ein Überangebot. Dann gilt es eine passende Auswahl zu treffen. Der Gründer und Leiter des Ensembles Zefiro, Alfredo Bernardini, und ich kennen uns schon seit 2003 von den Bachwochen Ansbach. Weitere gemeinsame Projekte folgten in Holland sowie in Vorarlberg mit dem Barockorchester Concerto Stella Matutina. Vor genau drei Jahren hat Alfredo in Kirchheim als Oboist und Leiter des Kirchheimer BachConsorts Dialogkantaten von Johann Sebastian Bach mit der tschechischen Sopranistin Hana Blažíková und mir aufgeführt. Wie wurde über das jetzige Programm entschieden? Alfredo und ich stehen in engem Kontakt und hatten beide den Wunsch, die fantastischen Solokantaten für Bass von Bach, unser erklärtes Lieblingsrepertoire, mit seinem Ensemble aufzuführen und auf CD einzuspielen. Das Programm wurde dann noch in Absprache um die beiden Instrumentalstücke ergänzt. Der Deutschlandfunk und der SWR haben sofort großes Interesse gezeigt, das Konzert aufzuzeichnen, und werden es auch zeitnah senden. Wie viele Probenstunden setzen Sie dafür an? Aus dem gemeinsamen Wunsch von Alfredo und mir wurde eine Tournee mit Auftritten in Malta und Italien, die wir gerade vor dem Kirchheim-Termin erfolgreich absolviert haben. Wir kommen also bestens eingespielt nach Kirchheim. Das Ensemble Zefiro kann man ohne Übertreibung mit dem Prädikat „Weltklasse“ versehen. Sie sind Profis im besten Sinne, die die Stücke im Repertoire haben und – wenn es sein muss – auch nach einmaligem Durchspielen auftrittsbereit wären. Wir haben uns jetzt aber bewusst mehr Zeit genommen, um eine bis ins Detail durchgearbeitete Interpretation in einer zweitägigen Probenphase im Hinblick auf die geplante CD-Aufnahme perfekt einstudieren zu können. Wir haben dies Anfang der Woche auf einem Landgut in Mantua getan und sind danach auf Tour gegangen. Mit Alfredo, der Professor für Barockoboe in Salzburg ist, spreche ich in Sachen Bach die gleiche Sprache, was auch daher rühren mag, dass wir beide über eine reichhaltige jahrelange Zusammenarbeit mit dem Bach Collegium Japan verfügen. Sind Sie besonders aufgeregt vor einem Auftritt von Musikern, die noch nie in Kirchheim gespielt haben? Ich war von Anfang an von der immensen Qualität des Ensemble Zefiro, das ich von Aufnahmen her kenne, begeistert, sodass sich diese Frage eigentlich nie gestellt hat. Als Alfredo Bernardini sein Ensemble vorgeschlagen hat, sagte ich ihm mit Freuden zu. Und beim Auftritt: Haben Sie eigentlich noch Lampenfieber? Ich denke, je mehr Auftritte man als Künstler absolviert und dabei Erfahrung sammeln kann, desto besser lernt man auch, mit einem Gefühl wie Lampenfieber umzugehen. Ich persönlich habe dies mittlerweile nur sehr selten bis gar nicht mehr. Und je besser man die Stücke kennt – in diesem Fall langjährige Lieblingsstücke aus dem Kern-Repertoire –, desto sicherer weiß man, dass man die Stücke beherrscht und frei sein kann. Entscheidend ist es aber, sich auf die Musik in einem Konzert richtig zu konzentrieren und sein über Jahre trainiertes Können abzurufen. Dabei sollte man in ein Stadium inspirierten Musizierens kommen und den Fokus auf das Wesentliche legen, nicht auf die vielen Dinge drumherum, die ablenken können, wie Mikrofone und Husten im Publikum. Ich persönlich freue mich jedes Mal, wenn ich in meiner Heimat singe, das fühlt sich immer als etwas Besonderes an und wird es für mich auch bleiben. TERMIN Morgen, Samstag, 19 Uhr, gastiert beim Kirchheimer Konzertwinter das Barockensemble Zefiro. Der Eintritt ist frei. Mitschnitte sind am 31. Januar ab 20.03 Uhr bundesweit im Deutschlandfunk Kultur zu hören und am 13. April im SWR2-Abendkonzert ab 20.03 Uhr.

Dominik Wörner
Dominik Wörner
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