Grünstadt Nachwuchs verzweifelt gesucht

Die kurze Nachricht, die die Kirchheimer Landfrauen der RHEINPFALZ kürzlich zukommen ließen, klang ein bisschen nach einem Hilferuf. Sie könnten nicht mehr so aktiv sein wie bisher, heißt es darin. Die Folge sei, dass sie kürzer treten und ihre Präsenz minimieren müssen. Bereits seit einigen Jahren hätten keine jüngeren Damen mehr den Weg zu den Landfrauen gefunden, und Verantwortung wolle auch niemand mehr übernehmen – das wirke sich nach und nach immer stärker aus. Die Geburtstagsfeier ist ins Wasser gefallen Erst vor Kurzem wurden die Probleme des Vereins wieder einmal deutlich sichtbar: Am 26. April wurde er 55 Jahre alt, gefeiert worden ist aber nicht. Frei nach dem Motto „55 Jahre und nun doch ein bisschen leiser“, resümiert Teamleiterin Barbara Jahn ernüchtert. Doch was war geschehen? Im März fand die Jahreshauptversammlung der Landfrauen statt. Für das Treffen waren auch Vorstandswahlen anberaumt, und die Vorsitzende Barbara Jahn wollte aus Alters- und Gesundheitsgründen nicht mehr antreten. Allerdings fand sich keine andere Kandidatin für das Amt. Letztlich ließ sich Jahn doch noch einmal überreden und rettete den Verein damit – fürs Erste. „Wenn ich nicht versprochen hätte, doch noch weiterzumachen, hätten die anderen Damen auch nicht mehr gewollt “, schildert Jahn die brenzlige Situation. Die massiven Nachwuchsprobleme sind damit allerdings nicht vom Tisch. Die Landfrauen Kirchheim haben zur Zeit nur 50 Mitglieder, davon sind 30 über 75 Jahre alt. Im Vorstand aktiv sind elf Damen, zum Teil aber auch voll berufstätige. Der Schnupperabend war ein totaler Flop „Um Leute auf uns aufmerksam zu machen und eventuell neue Mitglieder zu werben, haben wir Koch- und Kreativkurse sowie Kinder- und Teenie-Kochkurse angeboten“, erzählt Jahn. Es seien kulinarische Themenabende veranstaltet und auch ein Schnupperabend angeboten worden. So bestand die Möglichkeit, die Arbeit der Landfrauen kennenzulernen. Die kulinarischen Themenabende waren laut Jahn zufriedenstellend besucht, Kochkurse und Kochvorführungen je nach Thema mal mehr, mal weniger gut. Der Schnupperabend aber erwies sich als totaler Flop. Nach dieser Erfahrung hätten die Landfrauen entschieden, kürzer zu treten. Beim St. Martinsfest und dem Adventsmarkt wird der Verein daher diesmal nicht dabei sein. Die Kerwe am ersten Juliwochenende und den Erlebnistag Deutsche Weinstraße am letzten Sonntag im August begleiten sie aber mit einem Kaffee- und Kuchenstand. Jede aktive Landfrau backe zwei Kuchen, „für den Rest sind wir auf Spenden angewiesen“, sagt Jahn. Bloß habe die Spendenfreudigkeit in den vergangenen Jahren auch stark nachgelassen ... Auf interne Feste wie das Heringsessen und die wöchentlichen Seniorennachmittage, die immer donnerstags von 14 bis 17 Uhr im Friederich-Diffiné-Haus angeboten werden, wollen die Landfrauen aber auch künftig nicht verzichten. Die Hoffnung stirbt zuletzt „Wir können jetzt nur noch hoffen, dass sich in den kommenden drei Jahren junge Damen finden, die die Landfrauen unterstützen und die Teamleitung übernehmen“, sagt Jahn. „Über neue Ideen und frischen Wind im Verein würden wir uns freuen.“ Sollte das nicht klappen, sieht die Zukunft alles andere als rosig aus. Der Blick über den Tellerrand In Obrigheim gibt es knapp 100 Landfrauen, und die Leiterin Helga Kober kann optimistischer in die Zukunft blicken. „Im Moment haben wir keine Probleme mit dem Nachwuchs“, sagt sie. Die Aktiven seien zwischen 50 und 70 Jahre alt, und es seien etliche Jüngere darunter, zum Beispiel Töchter von älteren Landfrauen. „Wenn sie gebraucht werden, sind sie da!“ Die meisten seien zwar berufstätig, stünden dem Verein aber nahe. Den Landfrauenverein Grünstadt-Sausenheim leitet Ursula Raab seit zwölf Jahren, und sie kennt Jahns Probleme: „Momentan sieht es bei uns mit dem Nachwuchs auch ganz schlimm aus.“ Von 92 Mitgliedern sei die Mehrzahl zwischen 70 und 85 Jahre alt. „Das große Manko“, dass keine jüngeren Mitglieder mehr dazukommen, soll bei der nächsten Versammlung besprochen werden. Else Ulbrich hingegen kann nicht klagen. Sie ist seit 16 Jahren Vorsitzende der Tiefenthaler Landfrauen, die durch das Neubaugebiet einen leichten Zuwachs auf 76 Mitglieder verzeichnen konnten. Die jüngeren Frauen seien zwar berufstätig und hätten Kinder, bei den letzten Neuwahlen hätten dennoch einige bekundet, nächstes Mal eventuell kandidieren zu wollen. Das Grillfest der Landfrauen sei sehr beliebt, und „bei unseren Familienwanderungen sind wir rund 40 Leute“. Es bestehe kein Mangel an Aktiven, sagt Ulbrich. In Asselheim wird der Landfrauenverein seit fünf Jahren von einem Vorstandsteam mit drei Frauen – Gabriele Schlipp, Petra Stacke und Ortrud Hofmann – geleitet. „ Das klappt ganz gut“, sagt Schlipp. Kürzlich seien zwei jüngere Frauen als Mitglieder hinzugekommen. Dadurch habe der Verein nun 82 Mitglieder mit einem Durchschnittsalter „von gut 65 Jahren“. Es könnten natürlich mehr jüngere Leute darunter sein, findet Schlipp. Der Nachwuchs bei den Landfrauen sei schon „etwas problematisch“. Sie gibt aber zu bedenken, dass die Jüngeren eben berufstätig sind und noch kleinere Kinder haben: „Die engagieren sich dann in der Kindertagesstätte oder in der Schule.“ In Asselheim können die Landfrauen-Aktivitäten und Angebote aber noch wie gewohnt durchgeführt werden.

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