Grünstadt Kaltes Licht

Kommt zur Lesung nach Ludwigshafen: Iloma Mangold.
Kommt zur Lesung nach Ludwigshafen: Iloma Mangold.

Den Chamisso-Preis gibt es nicht mehr, die Reihe „Europa/Morgen/Land“ sehr wohl. Wie einst der Preis wollen die Lesungen Schriftstellern mit Migrationsgeschichte eine Stimme geben. Fünf Veranstaltungen sind im Winterhalbjahr in der Region vorgesehen.

2017 hat die Robert-Bosch-Stiftung zum letzten Mal den Adelbert-von-Chamisso-Preis vergeben. Die Stiftung ist der Ansicht, der ursprüngliche Zweck, Migranten den Zugang zum deutschen Literaturbetrieb zu erleichtern, sei erfüllt. Schriftsteller mit Migrationsgeschichte hätten heute die Chance, jeden in Deutschland vergebenen Literaturpreis zu gewinnen. Dieser Ansicht sind die Veranstalter von „Europa/Morgen/Land“ keineswegs. Seit Beginn der Reihe im Jahr 2000 haben sie oft Chamisso-Preisträgern Gelegenheit gegeben, ihre Debütromane in Kaffeehaus-Atmosphäre vorzustellen. Die Veranstalter – Kulturamt Mannheim, Kulturbüro Ludwigshafen, Stadtbücherei Frankenthal und zwei Kulturvereine – setzen jedenfalls die Lesereihe fort. Den Anfang macht die 1981 in Sarajevo geborene und in Wien lebende Mascha Dabic. Die Übersetzerin für Englisch und Russisch stellt ihren Roman „Reibungsverluste“ vor. Erzählerin im Roman ist eine Dolmetscherin, die die Leidensberichte traumatisierter Flüchtlinge übersetzen muss. Die zweite Debütantin, Anna Galkina, wuchs in Moskau auf und kam 1996 nach Deutschland. In ihrem 2016 erschienenen Roman „Das kalte Licht der fernen Sterne“ zeichnet sie ein Bild der untergehenden Sowjetunion und der Deformationen, die das totalitäre Regime in den Seelen hinterlassen hat. Ijoma Mangold dürfte der bekannteste Gast der Lesereihe sein. Der Literaturchef der „Zeit“ wuchs bei seiner Mutter in Heidelberg auf und lernte seinen nigerianischen Vater erst als Erwachsener kennen. Von seinen Erfahrungen als „Afrodeutscher“ erzählt er in seinen von der Kritik hochgelobten Erinnerungen „Das deutsche Krokodil“. Fatma Aydemir wurde 1986 in Karlsruhe geboren. Die Deutschtürkin ist Redakteurin der „taz“. Ihr erster Roman „Ellbogen“ erzählt von eskalierender Gewalt an einer U-Bahn-Station. Der Rezensent der „Süddeutschen Zeitung“ meinte, das Buch sei wie zwei Tritte in den Magen: „Einer für die misogyne türkische Gesellschaft. Und einer für die Verlogenheit der ach so liberalen Deutschen.“ Die Reihe beschließt Tijan Sila, wie Mascha Dabic 1981 in Sarajevo geboren. Mit 13 Jahren emigrierte er mit seiner Familie und lebt und arbeitet heute in Kaiserslautern als Berufsschullehrer. „Tierchen unlimited“ erzählt turbulent von einem Jungen im bosnischen Bürgerkrieg und seiner Flucht nach Deutschland. Termine —19. November, 17 Uhr: Mascha Dabic auf dem Museumsschiff in Mannheim —21. Januar, 17 Uhr: Anna Galkina auf dem Museumsschiff in Mannheim —11. Februar, 17 Uhr: Ijoma Mangold im Hausboot im Ludwigshafener Haus —4. März, 17 Uhr: Fatma Aydemir im Hausboot im Ludwigshafener Haus —18. März, 17 Uhr: Tijan Sila in der Stadtbücherei in Frankenthal, Welschgasse 11.

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