Frankenthal „Wir Badener schaffen das“

Finanzgeber Stefan Keller.
Finanzgeber Stefan Keller.

„Wir haben großes Interesse, dass wir das ,Metropol’ so schnell wie möglich hochziehen“, sagt Stefan Keller. Der 53-Jährige ist Geschäftsführer der TE-Gruppe aus München, die in Ludwigshafen in das Hochhausprojekt investiert. Er lässt keinen Zweifel daran aufkommen, dass sein Unternehmen das 70-Millionen-Euro-Projekt stemmen kann. Die Münchner Investmentfirma ist im Oktober eingestiegen und hat die Mehrheit an der Projektentwicklungsgesellschaft Metropol Ludwigshafen übernommen. Diese Firma wurde 2015 eigens für das Immobilienprojekt gegründet. Doch bis auf eine Baugrube ist von dem 67 Meter hoch geplanten Gebäudekomplex noch nichts zu sehen. Seit über zwei Jahren ruht die Baustelle. Bauherr Günther Tetzner (74) hatte auf der Suche nach Finanzpartnern Schiffbruch erlitten: Eine Investmentfirma mit Sitz in Irland stieg um die Jahreswende 2016/17 ein, doch der Deal scheiterte. Hinterher räumte Tetzner ein, aufs falsche Pferd gesetzt zu haben. Jetzt soll das alles Vergangenheit sein. Tetzner und seine Baufirma Timon Bauregie (Ettlingen) bleiben weiter für die Bauabwicklung des Hochhauses verantwortlich. Ihm stehen dabei ein Düsseldorfer Architekturbüro und ein Schwetzinger Planungsbüro zur Seite. Das Geld für das Projekt steuert die bayerische TE-Gruppe bei – und deswegen hat die Firma auch mit 50,1 Prozent die Mehrheit an der „Metropol“-Entwicklungsgesellschaft übernommen. „Das ist für unseren Einstieg die Bedingung gewesen“, sagt Keller. Die Bayern übernehmen die Bankenfinanzierung und legen einen Immobilienfonds auf, mit dem das „Metropol“ finanziert wird. Ein branchenübliches Vorgehen, das beispielsweise auch beim Bau von Einkaufscentern stattfindet. „Die bisherige Baufachplanung ist sauber und sehr gut“, sagt TE-Manager Stefan Keller. Seine Firmengruppe hat in der Vergangenheit vor allem Bauprojekte im Zusammenhang mit erneuerbaren Energien finanziert, beispielsweise Fotovoltaikanlagen oder Effizienzhäuser. Doch nach Gesetzesänderungen bei den öffentlichen Förderungen investiert die Finanzgruppe auch in Projekte wie Hotel-Neubauten. „Wir können nur so ökologisch sein, wie das ökonomisch darstellbar ist. Schließlich muss die Rendite für unsere Anleger stimmen“, sagt Keller. Dennoch will TE prüfen, ob beim „Metropol“ auch energieeffiziente Lösungen eingebunden werden können. Auf das Projekt in Ludwigshafen ist Keller über einen Partner aus der Finanzbranche gestoßen, der ihm Tetzner vorstellte. „Günther Tetzner und ich stammen beide aus Baden und haben zueinander Vertrauen gefasst und uns gesagt: Wir Badener schaffen das gemeinsam“, erzählt Keller, der aus dem Schwarzwald stammt und seit 25 Jahren in München lebt. Hinzu kommt, dass die TE-Gruppe mittlerweile ihren Aktionsradius über Bayern hinaus erweitert hat. Nach Projekten in der Rhein-Main-Region will sich TE künftig auch in der Rhein-Neckar-Region engagieren. Wenn es gelänge, das „Metropol“ zu realisieren, wäre das eine Visitenkarte. „TE ist groß genug für das Projekt in Ludwigshafen. Das ist unsere Liga. Wir haben schon größere Sachen in Nürnberg oder bei Frankfurt gemacht“, zerstreut Keller Bedenken, die von der Opposition im Stadtrat geäußert wurden, nachdem Tetzner der Stadtspitze schriftlich mitgeteilt hatte, dass er mit TE einen neuen Partner gefunden habe. Die Finanzierung fürs „Metropol“ ist laut Keller so gut wie gelöst. Er war mit seinem Team und Gutachtern schon in Ludwigshafen und hat sich die Baugrube auf dem Berliner Platz angesehen. „Auf so einen Platz muss etwas Großes hin“, meint der neue Finanzgeber. Der Entwurf mit den kleinen und größeren Turm soll beibehalten werden. Ein Ankermieter werde die Centro-Hotelgruppe. Neben Bäckereien sollen Gastrobetriebe, Büros, Praxen und Wohnungen das „Metropol“ füllen. Für rund 36 Prozent der Mietflächen gebe es unterschriebene Mietverträge, die rund 40 Prozent der kalkulierten Einnahmen einbringen sollen. „Das ist für den jetzigen Projektstand vollkommen okay“, sagt Keller. In den kommenden Wochen wird die Projektorganisation neu geregelt und festgelegt, wer wann was macht. Bis Jahresende soll die Baugenehmigung vorliegen, der eigentliche Baustart im Februar 2020 und die Fertigstellung 2023 sein. Stadtspitze und Kommunalpolitik werden das genau beobachten. „Für die Stadt ist das Entscheidende, ob jetzt alle erforderlichen Schritte und Prüfungen abgearbeitet werden“, sagt Baudezernent Klaus Dillinger (CDU). Dabei gehe es um Architekturfragen, Fachgutachten und den Nachweis, dass für diese Leistungen auch Büros beauftragt werden.

Wunsch und Wirklichkeit: „Metropol“-Werbung an der Baustelle auf dem Berliner Platz.
Wunsch und Wirklichkeit: »Metropol«-Werbung an der Baustelle auf dem Berliner Platz.
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