Frankenthal Wie Frisch- zu Tiefkühl-Gemüse wird

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RHEINPFALZ-SOMMERTOUR: Wie aus frischem Gemüse Tiefkühlprodukte hergestellt werden, das konnten sich 15 RHEINPFALZ-Leser gestern in der Bobenheim-Roxheimer Frosta-Niederlassung einmal ganz aus der Nähe anschauen. Im vergangenen Jahr wurden auf den Anlagen rund 15.500 Tonnen Gemüse verarbeitet.

„Im Moment ist es bei uns eher ruhig“, erklärt Werkleiter Alexander Seibt den Lesern. Die haben sich – aus Hygienegründen – grüne Einwegkittel und Hauben übergezogen und sehen aus wie ein Operationsteam im Krankenhaus. Was die Besucher nach gründlicher Wäsche von Schuhen und Händen und deren Desinfektion bemerken: Tatsächlich stehen die meisten Produktionslinien in den riesigen Hallen gerade still. Der Grund: Im Moment wird kein Spinat verarbeitet. Saison dafür ist von Ende März bis Ende Juni und von Anfang September bis Mitte November, so Seibt. „Wir würden Spinat gerne das ganze Jahr über ernten, aber er verträgt eine gewisse Tageslichtlänge nicht.“ Spinat macht den größten Teil der Produktion in der Bobenheim-Roxheimer Frosta-Niederlassung, dem Werk Rheintal, aus. Gut 10.500 Tonnen wurden davon laut Seibt 2015 verarbeitet. „Dann laufen hier alle Bänder“, betont der Chef. Dabei landen der Spinat und die übrigen Gemüse wie Rotkohl, Blumenkohl, Wirsing und Porree nicht nur in den eigenen Produkten von Frosta, sondern auch in den Fertiggerichten anderer Hersteller oder in den Eigenmarken vieler Supermarktketten. 60 bis 70 Prozent der Produktion gehen an Kunden, berichtet Seibt. Er nennt ein Beispiel: „85 Prozent des Aldi-Biospinats in ganz Deutschland kommen von uns.“ Im Moment ist Kräutersaison. Als die RHEINPFALZ-Leser den Anlieferungsbereich in Augenschein nehmen, fährt ein Landwirt einen Anhänger frisch geernteter Petersilie an ein Förderband. Der Duft des Krauts erfüllt sofort die ganze Halle. Bevor die Petersilie in die Waschanlage kommt, wird sie erst einmal ordentlich durchgerüttelt. So fallen Erdreste ab, und auch die Stiele werden abgetrennt. Nach einem gründlichen Bad kommt das Kraut in den Froster und kann dann – je nach Kundenwunsch – in verschiedenen Schnittgrößen gehackt werden. Am Ende des Prozesses landet die Petersilie in der Packung, die man aus der Tiefkühltheke kennt. Etwas mehr als eineinhalb Stunden ist sie bis dahin auf den Bändern unterwegs. Interessant ist auch der Gang durch die Bäckerei, wo jedes Jahr rund 1200 Tonnen Blätterteig hergestellt werden. Der wird heute für Teigtaschen mit Lachsfüllung gebraucht, wie die Packung einer britischen Marke verrät. „Das ist ja alles auf Englisch“, meint eine Leserin, die sich erstaunt einen aussortierten Karton betrachtet. „Wir liefern Gemüse und Teig für Supermärkte in ganz Europa“, sagt Alexander Seibt. International geht es auch im Lager zu, wo Hunderte Paletten auslieferungsbereiter Ware stehen. Auf den bunten Verpackungen finden sich Aufdrucke in den unterschiedlichsten Sprachen. Der ganze Produktionsprozess sei eine logistische Meisterleistung, die schon mit der Aussaat beginne, sagt der Werkleiter. Wann wo wie viel geerntet werde, müsse genau auf die Produktion und damit auf die Kundenwünsche abgestimmt sein. Dass die Bänder in der Bobenheim-Roxheimer Niederlassung – einem von vier Frosta-Werken in Deutschland – laufen, dafür sorgen 130 fest angestellte Mitarbeiter und zusätzliche Saisonarbeiter, die dann eingestellt werden, wenn es in den Hallen richtig brummt. Das verarbeitete Gemüse bezieht das Werk von insgesamt 37 Vertragslieferanten, von denen laut Seibt 26 konventionellen Landbau und elf Bioanbau betreiben. Er spricht von sieben, acht Hauptlieferanten, die praktisch ausschließlich für Frosta arbeiten und im Umkreis von zehn bis zwölf Kilometern produzieren. „Unser Gemüse kommt aus der unmittelbaren Umgebung von Bobenheim-Roxheim“, sagt der Niederlassungsleiter. Vor dem Ernten würden Proben genommen und im Labor untersucht. Täglich geprüft und probiert würden auch die Produkte, die verarbeitet werden. „Je nachdem, was gerade ansteht, esse ich morgens um 7 Uhr Fisch und Spinat“, berichtet Seibt und lacht, weil nicht wenige der RHEINPFALZ-Leser ihre Gesichter verziehen. Zum Schluss gibt es noch eine Runde durch den Werkverkauf am Eingang, der immer dienstagnachmittags geöffnet hat. Ein Angebot, das Seibt ausbauen will.

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