Frankenthal Virtuos bis zum Schlussakkord

Es war ein beeindruckendes Konzert der Extraklasse, mit dem die Junge Waldorf-Philharmonie am Samstag das Publikum im gut besetzten Mehrzweckraum der Waldorfschule Frankenthal fesselte. Die Nachwuchsmusiker, die in großer sinfonischer Besetzung auftraten und sich an sehr anspruchsvolle Literatur wagten, zeichneten sich durch bemerkenswerten Enthusiasmus und überbordende Spielfreude aus.

Rund 80 Instrumentalisten aus ganz Deutschland haben sich zu einem beispielhaften Jugendorchesterprojekt zusammengefunden. Vor elf Jahren wurde es von einem Waldorfschüler ins Leben gerufen, um begabten Musikern die Chance zu geben, mit professioneller Unterstützung sinfonische Werke auf hohem Niveau einzustudieren und nach einer neuntägigen Probenphase öffentlich aufzuführen. In Patrick Strub haben die jungen Philharmoniker einen musikalischen Leiter, der sie mit Umsicht und pädagogischem Einfühlungsvermögen zu einem homogenen und brillanten Klangkörper geformt hat. Wer sich als Schülerorchester an Richard Wagner herantraut, muss nicht nur mutig, sondern auch spieltechnisch höchst versiert sein. Beide Tugenden können der Jungen Waldorf-Philharmonie mit nur geringen Abstrichen bescheinigt werden. Die majestätischen, mitunter monumentalen Klangbilder der Ouvertüre zu „Die Meistersinger von Nürnberg“ kamen authentisch, die Kontraste zu den lyrischen Themen wurden nahezu vorbildlich herausgearbeitet. Allein bei den Streichern, die von Wagner gnadenlos gefordert werden, schlichen sich in den extrem hohen Lagen einige intonatorische Ungenauigkeiten ein. Eindrucksvoll die melodischen Einwürfe im tiefen Blech, von einem wahren Spielrausch beseelt das Finale. Mit dem Stuttgarter Jakob Stepp (Jahrgang 1991) stellte sich ein exzellenter und mehrfach preisgekrönter Cellist vor, der schon mit berühmten Orchestern – sogar den Berliner Philharmonikern – aufgetreten ist. Beim Cellokonzert Nr. 1 in a-Moll von Camille Saint-Saëns konnte der Solist seine Virtuosität und ausgereifte Spieltechnik bei den Lagewechseln in atemberaubendem Tempo unter Beweis stellen. Kurz war die Kadenz, überaus filigran das vom konzentriert begleitenden Orchester gezeichnete Tongemälde. Im Dialog mit dem Soloinstrument wurden die Themen facettenreich variiert, auf dynamische Abstufungen legte Dirigent Strub Wert. Aus der sinfonischen Dichtung „Mein Vaterland“ des tschechischen Komponisten Bedrich Smetana erklangen nach der Pause drei Sätze. Bei „Vyšehrad“ (Name eines böhmischen Schlosses) wurden die einleitenden Harfen-Arpeggien durch triumphale Fanfaren abgelöst. Bei der von herrlichen Tonmalereien beherrschten „Moldau“, dem bekanntesten Stück aus diesem Zyklus, konnten das Perlen des Gewässers und das Wechselspiel von Natur und Landschaft nachempfunden werden. Beim „Šárka“, die Rache einer Amazonenkönigin thematisierend, wurde es noch einmal dramatisch. Das Orchester steigerte sich zu einem furiosen Schlussakkord und wurde für seine Leistung mit minutenlangen Ovationen belohnt. (eec)

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