Frankenthal Sponsorensuche und Müsliriegel

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Frankenthal. Wo die erste Hockey-Herrenmannschaft der TG Frankenthal ist, da ist auch Andreas Behm. Seit zehn Jahren kümmert sich der 56-Jährige als Manager und Sportdirektor um das Team. Er kümmert sich um Hotelreservierungen, sorgt dafür, dass die Physiotherapeuten gut ausgestattet sind – und trägt an Spieltagen auch die Wasserkästen.

Was er damals, vor zehn Jahren, zuerst gemacht hat, daran kann sich der 56-Jährige heute nicht mehr erinnern. „Wahrscheinlich habe ich erst mal geschaut, was so läuft.“ Zu viel liegt mittlerweile dazwischen, zu viel hat er zu tun gehabt. Egal, ob es darum geht, einen verletzten Spieler ins Krankenhaus zu fahren oder den Wasserkasten am Spieltag zu schleppen – der gebürtige Neubrandenburger ist zur Stelle. Selbst Hockey gespielt hat er nicht. „Ich habe Fußball gespielt bei Post Neubrandenburg“, sagt der gelernte Instandhaltungsmechaniker. Später hat er Psychologie studiert. Zum Hockey gekommen ist er durch Norbert Grimmer. Das war 1996, damals noch beim TFC Ludwigshafen auf der Parkinsel. „Da bin ich in Sachen Hockey groß geworden“, erinnert er sich. Und es hat ihm Spaß gemacht. Als Grimmer dann zur TG gewechselt ist, hat er Behm mitgenommen. „Zuerst als Betreuer. Dann wurde Norbert krank, und ich habe die Geschicke alleine in die Hand genommen.“ Die Verbindung zu Ludwigshafen ist geblieben: Der Vater zweier Kinder wohnt in der Chemiestadt. Die Bezeichnung seines Postens: Manager. Oder Sportdirektor. Er kümmert sich darum, dass die Zugfahrkarten für die Auswärtsspiele rechtzeitig kommen, um die Hotelreservierung, dass die Spieler am Spieltag genügend Bananen und Müsliriegel haben, dass jeder der beiden Physiotherapeuten seinen eigenen Ausrüstungskoffer hat, dass Eisbeutel für etwaige Wehwehchen bereitliegen. „Als Manager bist du für alles da. Ist halt so.“ „Zehn Jahre TG Frankenthal – da lebt man mit“, sagt Behm. Auch wenn die sportliche Verantwortung natürlich bei Trainer Fabian Rozwadowski liegt. Seit fünf Jahren arbeiten die beiden zusammen. „Wir haben ein gutes Vertrauensverhältnis“, beschreibt es der 56-Jährige. Unter seiner Ägide ist Rozwadowski hauptamtlicher Trainer geworden. „Das war immer mein Wunsch, einen hauptamtlichen Coach zu haben. Und es ist auch nötig.“ Der Verein setze damit ein Zeichen. Dass er sich als Selbstständiger – Behm ist im Außendienst für einen Garantieversicherer tätig – seine Zeit einteilen kann, hilft ihm. „Als Angestellter mit fixen Arbeitszeiten geht’s wohl nicht“, meint Behm. Nicht selten gehen in einer Woche 35 bis 40 Stunden für die Arbeit im Dienste des Vereins drauf. Und das alles ehrenamtlich. Klar, auch Andreas Behm kann nicht immer überall sein und alles machen. Weshalb er auch sehr dankbar ist ob des Betreuerstabs, der ihm und den Spielern zur Hand geht. Behm weiß: „Hockey in Frankenthal, das ist das Nonplusultra.“ Daher sieht er es auch als Verpflichtung für den Verein, die Mannschaft und sich selbst an, Leistung zu bringen. Dass das mit etwas mehr Geld, wie beispielsweise beim Mannheimer HC, einfacher wäre, ist logisch. Neidisch ist Behm deswegen trotzdem nicht auf den Nachbarn aus dem Badischen. „Ich bin jetzt seit zehn Jahren bei der TG, da weiß ich, wie es ist.“ In der Stadt wird er oft angesprochen. „Man erkennt, dass die Leute zufrieden sind. Und man merkt, welchen Stellenwert die TG in Frankenthal hat.“ Behm ist oft beim Training in der Halle oder auf dem Jahnplatz. Bei den Spielen sieht man ihn an der Seitenlinie. Und dann trägt er einen Trainingsanzug in den TG-Farben. „Das ist mir wichtig. Das gehört dazu.“ „Es ist wichtig, dass die Spieler merken, dass wir für sie da sind“, betont Behm. „Da sein“, das kann vieles bedeuten. Einen verletzten Spieler zum Arzt begleiten, einem anderen einen Platz bei einer Fahrschule organisieren oder, wie zum Beispiel bei Torwart Filip Neusser, die Hotel-Übernachtungen in Frankenthal organisieren. Da kommt es ihm zugute, dass er sehr gut vernetzt ist. „Das haben wir uns erarbeitet. Kooperationen müssen sich entwickeln. Das braucht seine Zeit.“ In sein Ressort fällt auch die Sponsorensuche. Und da werden die Sorgenfalten auf seiner Stirn ein wenig tiefer. „Schwer, sehr schwer“, sagt er. Wenn ein Betrieb wegfällt ... „Wir brauchen einen großen Arbeitgeber. Denn der Etat muss erst mal vorhanden sein, sonst gibt’s keine guten Spieler.“ Die Werbung des Ludwigshafener Chemiekonzerns BASF prangt auf den Trikots der Hockey-Nationalmannschaft. Mit der Unterstützung der Vereine sieht es nicht so rosig aus. „Schade für uns“, meint Behm lapidar. Groß lamentieren, das ist seine Sache nicht. „Ich muss mit den Bedingungen fertig werden, die wir hier haben.“ Aber er weiß: Erste und Zweite Liga kosten Geld. Alleine für die Doppelspieltage in Berlin fallen jeweils rund 5000 Euro an. Und in fünf oder zehn Jahren? „Ich weiß nicht, was dann ist. Vielleicht ist mit 60 Schluss. So langsam muss ich mal drangehen und einen Nachfolger einarbeiten.“ Das alles in dem Wissen, dass es schwer wird, jemanden zu finden. Im sportlichen Bereich würde er seine TG gerne weiter in der Halle in der Ersten Bundesliga sehen. „Ein Viertelfinale wäre nochmal schön.“ Gegen wen? „Wurscht, Hauptsache ein Heimspiel.“

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