Frankenthal Sänger überwinden nüchterne Atmosphäre

Musical-Hits gibt es viele, und so kann alle Jahre wieder die Show „Musical Highlights“ auf Tour gehen und auch im Congress-Forum Frankenthal Station machen. Mit neuem Programm, neuen Gesichtern und bekannten Darstellern führte die Gala am Freitag von frühen amerikanischen Musicals bis zu den internationalen Produktionen der Gegenwart, von Bühne bis Trickfilm.

Los ging es mit dem berühmten Gruß an das Publikum „Willkommen, bienvenue, welcome“ aus dem Broadway-Musical „Cabaret“, das im Berlin der frühen 30er-Jahre spielt. Schon hier stellte sich das Ensemble vor. Mit dabei waren Petter Bjällö, der wie Dennis LeGree schon in den vergangenen Produktionen mitgewirkt hat, sowie Daniel Dodd-Ellis, der später als einziger der Männer genügend Haare für einen echten Afro loslassen konnte. Die Schwedin Nadja Jägard, die mit langen blonden Haaren und toller Stimme etwas an Abba-Sängerin Agnetha Fältskog erinnert, gehört seit 2014 zur Besetzung, Sofia Jonasson ist brünett, und aus Österreich kommt Sabine Neibersch. Zur Geschichte, die „Cabaret“ erzählt, gehört das Aufkommen des Nationalsozialismus in Deutschland und die damit verbundene Unterdrückung der gerade aufblühenden Unterhaltungskultur. Der Held des Stücks kehrt nach Amerika zurück. Dort spielt auch der nächste Show-Block des Programms. Mit „I Want To Be In America“ beschrieb Leonard Bernstein in seiner „West Side Story“ den Traum der Einwanderer von einer besseren Zukunft. Thematisch geordnet ging es weiter. Europäische Themen prägten die nächsten Stücke: „Les Miserables“ und „Die Schöne und das Biest“ spielen in Frankreich, „Elisabeth“, auch bekannt als „Sissy“, war Österreicherin, und in „Der Mann von La Mancha“ erzählt Cervantes im spanischen Gefängnis seine Geschichte von Don Quijote. Musicals wurden oft zu erfolgreichen Filmen. Oder es entstanden Zeichentrickfilme – die bekanntesten produzierte Walt Disney. Zu hören gab es unter anderem Stücke aus dem „Dschungelbuch“ und dem „König der Löwen“. Auf der Leinwand gelang auch „Grease“ ein riesiger Erfolg, und John Travolta konnte an den Erfolg von „Saturday Night Fever“ anknüpfen. Beide Verfilmungen gehörten zu den Auslösern der neuen Musicalwelle in den 70er-Jahren und wurden an diesem Abend mit mehreren Songs vorgestellt. Nicht fehlen durfte eine Hommage an den erfolgreichsten zeitgenössischen Musical-Komponisten, Andrew Lloyd Webber. Hier standen „Starlight Express“ und „Phantom der Oper“ auf dem Programm. Es dauerte ein bisschen, bis am Freitag der Funke übersprang. Die Instrumentierung der Stücke kam als Playback, über das die Sänger live gesungen haben. Der Sound war in der ersten Hälfte nicht immer gut und bei Stücken, die am Keyboard eingespielt waren, klang das zu sehr nach Konserve. In der zweiten Hälfte waren Klang und Arrangements deutlich besser. Dass dann doch noch packende Live-Atmosphäre aufkam, lag vor allem an hervorragenden Einzelleistungen der Sänger. Nadja Jägard rührte mit „Ich hab’ geträumt“ aus „Les Miserables“ die Herzen der Zuhörer. Dennis LeGree hat mit „Circle of Life“ aus „König der Löwen“ einen ganz großen Auftritt. Sofia Jonasson sang ein Stück aus dem hierzulande unbekannten Musical „Kristina“, das die Besucher begeisterte, und Petter Bjällö fachte die Stimmung weiter an mit „Engel aus Kristall“ aus „Drei Musketiere“. Ein echter Höhepunkt war sein Duett mit Nadja Jägard, „Totale Finsternis“ aus „Tanz der Vampire“. Daniel Dodd-Ellis verblüffte mit einem Tonumfang, der vom tiefen Bariton wie bei „Summertime“ bis ins Falsett bei „Staying Alive“ reicht. Mit ihren hervorragenden Darbietungen gelang es den Sängern, das Eis zu brechen und die anfangs etwas nüchterne Atmosphäre zu überwinden. So wurde es noch ein gelungener Abend und für Musicalfans ein Fest.

x