Frankenthal „Ohne neue Songs wär’ ich kein Seefahrer“

Kaum ist die Winter-Tournee zum Album „Wenn das so ist“ beendet, ist Peter Maffay schon wieder unterwegs. Heute Abend, 20 Uhr, tritt er in der Mannheimer SAP-Arena auf. Mit den Echo-Preisträgern Common Linnets hat Maffay erstmals seit langer Zeit wieder eine zweite Band mit an Bord.

Diesmal haben Sie mit den Common Linnets Gäste dabei. Das ist selten.

Ich lehne ja Vorgruppen ab, ich fand es immer übel, wenn wir jemand anderes das Bett angewärmt haben oder umgekehrt jemand uns. Bei unseren Konzerten ist der Begriff Gäste angebrachter. Wir legen los und sehen zu, dass wir eine gute Atmosphäre erzeugen. Und wenn die dann da ist, dann haben unsere Gäste das Wort. Vorgruppen haben ja oft das Schicksal, dass sie das Publikum nicht wahrnimmt oder nicht wahrnehmen will. Genau. Deswegen geht das Publikum manchmal an einer guten Geschichte vorbei. Common Linnets sind im Aufwind und vertreten eine schöne, moderne Auffassung von Country, die stilistisch total auf unserer Wellenlänge liegt. Bekannt geworden sind die Common Linnets durch ihren zweiten Platz beim Eurovision Song Contest 2014. Wäre dieser Wettbewerb was für Sie? Nein. Ich stand schon in der Schule nicht auf Noten. Ich bin nicht Musiker geworden, damit irgendeiner sagt „the winner is ...“. Abgesehen davon, und damit will ich niemandem zu nahe treten, spielt bei diesem ESC so viel Politik, Strategie und ich weiß nicht was alles eine Rolle, dem ich mich einfach nicht aussetzen will. Roger Hodgson von Supertramp schreibt nichts Neues, weil er sagt, sein Publikum will eh nur die alten Hits hören. Können Sie das nachvollziehen? Dann wäre ich kein Seefahrer mehr, sondern würde mit meinem Boot nur noch im Hafen sitzen. Für mich bedeutet Musik, etwas zu entdecken, etwas zu gestalten, auszuprobieren. Wir bewegen uns. Wenn wir stehen bleiben würden, gäbe es keine Alternativen, dann müsste ich altes Material spielen – und zwar ausschließlich. Und Ihr Publikum? Wenn ein 20-jähriges Mädel den Text von „Und es war Sommer“ mitsingt, frage ich mich schon, woher sie das hat. Sie war noch gar nicht geplant, als dieses Lied entstanden ist. Aber viele dieser alten Songs haben ja auch einen zeitlosen Charakter, wenn man sie entsprechend interpretiert. Und wenn man das, was die Technologie anbietet mit unserer handwerklichen Ausrichtung als Band verbindet. Wir sind ja eine richtige Live-Band, die auch im Studio Songs live einspielt. Sie haben rein akustisch gespielt und mit großem Orchester, da gibt es Tabaluga und die Begegnungen? Was würde Sie noch reizen? Die Herausforderung besteht darin, unsere musikalische Vitalität zu behalten. Ich möchte nie wieder von Bertram Engel (Schlagzeuger in der Peter-Maffay-Band) den Satz hören „Mit alten Männern spiele ich nicht“. Und die Begegnung mit dem Publikum ist ständige Herausforderung. Ich habe keine Lust, auf die Bühne zu gehen und die Leute halten den Daumen nach unten. Das Grundgerüst der Band besteht seit Jahrzehnten. Was hält Sie so lange zusammen? Die Band ist meine Burg, meine Familie. Da kann, wenn ich nicht selbst versage, nichts passieren. Und mit denen muss ich mithalten, die sind alle bessere Instrumentalisten als ich. (Foto:dpa)

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