Frankenthal Musikalische Erinnerungen an die alte Heimat

„Erinnerungen“ hat Mladen Svoboda eine Sammlung von Kompositionen genannt, von denen einige bei der Feierabendmusik am 17. Juni in der Zwölf-Apostel-Kirche zu hören sein werden. Der in Frankenthal lebende Künstler erinnert sich musikalisch an seine alte Heimat Kroatien. Weitere Werke hat er für seine Kinder und Enkel geschrieben.

Das Klavier in der Frankenthaler Wohnung ist sehr alt und schon lange nicht mehr richtig zu stimmen. Svoboda hat es kürzlich versucht, aber das alte Instrument braucht wohl einen Fachmann. „Dieses Klavier ist seit sehr langer Zeit im Besitz meiner Familie und das letzte, was wir aus Zagreb mitgebracht haben“, erklärt Svoboda. Musik hat Mladen Svoboda immer begleitet. Der Künstler wurde 1951 in eine musikalische Familie geboren. Seine Mutter ist eine geborene Stahuljak und auf dieser Seite der Familie gibt es seit Langem Komponisten klassischer Werke. Svoboda berichtet, sein Cousin sei Chef der Staatsoper in Zagreb gewesen. Svoboda selbst begann mit fünf Jahren das Klavierspiel. Unterricht hatte er an der Musikschule und dem Nationaltheater. Schon mit 16 Jahren begann er, Musik zu studieren: Klavier, Horn und Komposition waren seine Hauptfächer. Kroatien gehörte damals zum sozialistischen Jugoslawien. Svobodas Vater war politisch engagiert, aber nicht im Sinne des Regimes, sodass die Familie fliehen musste. 1971 war besonders in Zagreb eine unruhige Zeit, heute sprechen die Geschichtsbücher vom „Kroatischen Frühling“. Die Familie verließ ihre Heimat und floh mit dem 20-jährigen Mladen nach Deutschland. In Frankenthal lebte schon seit Ende des Zweiten Weltkriegs die Oma. Sie hatte die Zugehörigkeit zur Donaudeutschen Minderheit zur Flucht gezwungen. In Frankenthal hatte sie eine neue Heimat gefunden, das wollte auch der Rest der Familie. Mladen Svoboda lernte Deutsch und studierte in Mainz Chemie. 1973 heiratete er. Drei Kinder gingen aus seiner Ehe hervor, heute hat er fünf Enkel. Und so erklärt sich, warum bei der Feierabendmusik die Suite „Enkelchen“ zu hören ist, mit den fünf Sätzen Lukas, Jonas, Judith, Julian, Daniel. Svoboda freut sich, dass die Kinder oft und gerne bei ihrem Opa sind. Seit 1978 arbeitet Svoboda in der BASF, wo er heute Schichtmeister ist. Neben dem Beruf ist er ehrenamtlich engagiert als Vollzugshelfer in der Strafanstalt, wo er mit Insassen eine Band gründete. Außerdem ist er Mitbegründer und Leiter der Kultur- und Trachtengruppe der Donaudeutschen Landsmannschaft, in der Pfarrei St. Ludwig gründet er eine Messdiener-Band und in St. Jakobus für die kleinsten Chorsänger die Kirchenmäuse, in Eppstein betreut er die Cantei, die sich dem Neuen Geistlichen Lied widmet. Einer persönlichen Berufung folgend ließ Svoboda sich zum Diakon ausbilden und weihen. Die Kompositionen, die bei der Feierabendmusik von der Pianistin Olga Orkin gespielt werden, entstanden in seinem Kopf, erklärt Svoboda. Ein Teil der Stücke schrieb er für seine Kinder. „Kleine Suite für kleine Hände“ ist so ein Stück, das einfach, aber deswegen keineswegs musikalisch banal gehalten ist. Svoboda verwendet und verarbeitet Themen ganz im Sinne der klassischen Kompositionskunst. Es gibt zweistimmige Inventionen und Canons, natürlich lässt sich Inspiration durch Johann Sebastian Bachs Inventionen und Bachs „Klavierbüchlein für Anna Magdalena Bach“ nicht leugnen. Die Aufführung geht auf Musikschulleiter Hans-Jürgen Thoma zurück. Ihm überreichte Svoboda seine Werke zur Verwendung im Unterricht. Olga Orkin ist Lehrerin an der städtischen Musikschule. Termin „Erinnerungen“ von Mladen Svoboda, gespielt von Olga Orkin, Feierabendmusik in der Zwölf-Apostel-Kirche Frankenthal, 17. Juni, 17.30 Uhr.

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