Frankenthal Mahler mühelos

Das Sinfonieorchester der Musikhochschule Mannheim unter Leitung von Klaus Arp war am Freitag für ein Konzert zu Gast im Frankenthaler Congress-Forum. Auf dem Programm standen Sinfonien von Mozart und Schostakowitsch sowie ein Liederzyklus von Gustav Mahler. Solist war Modestas Sedlevicius.

Im Sinfonieorchester lernen die Studenten das professionelle Spiel in einem Orchester. Die Arbeit in der Gruppe, die Fixierung auf den Schlag des Dirigenten und die Integration in den Klangkörper sind wichtige Fähigkeiten, die hier entwickelt werden. Das Programm wird am Anfang eines Semesters einstudiert und in mehreren Konzerten präsentiert. Dank der langjährigen Kooperation mit dem Orchester der Seoul National University kommen die Musiker auch zu Auftritten in Korea und den USA. Der Abend begann mit den Paukenschlägen und prägnanten Akkorden von Mozarts Sinfonie Nr. 39 Es-Dur. Die zunächst nachdenkliche Stimmung des langsamen zweiten Satzes weicht einem dramatischen Auftrumpfen. Im dritten Satz wechselt sich das feierliche Menuett mit dem idyllischen Klarinettentrio ab. Im vierten Satz schließlich verbinden sich schnelle Läufe und beschwingte Rhythmen zu verspielten Figuren. Das Ensemble musizierte scheinbar unangestrengt mit höchster Präzision und vermittelte so die Leichtigkeit, die Mozarts Werken anheim ist. Mit seinen „Liedern eines fahrenden Gesellen“ für Bariton und Orchester versuchte Gustav Mahler, die unerwiderte Liebe zu einer Sängerin zu verarbeiten. Aus vier Gedichten, die er für die Geliebte verfasst hatte, erschuf er seinen ersten Liederzyklus. In den daraus entstandenen Liedern geht es um einen wandernden Gesellen, der auf seiner Reise eine unglückliche Liebe überwinden will. Das erste Lied „Wenn mein Schatz heut’ Hochzeit hat“ ist düster gehalten, von tiefer Trauer durchzogen. Zurückhaltende Orchestrierung vermittelt ein Gefühl der Einsamkeit. In dem folgenden „Ging heut’ morgen übers Feld“ ist die Stimmung deutlich heiterer. Hoffnung auf bessere Zeiten durchziehen das Lied wie Sonnenstrahlen einen verregneten Nachmittag. Beschwingte Bewegungen und helle Klänge tun ihr Übriges. Doch die fröhliche Grundhaltung hält nicht lange an, bald nähern sich wieder dunkle Wolken. Wut und Verzweiflung entfalten ihre Kraft mit aufpeitschenden Läufen und bedrohlichen Klängen von Blech und Pauke in „Ich hab ein glühend Messer“. In sich ruhend endet der Zyklus mit Verklärung und Abschied in „Die zwei blauen Augen von meinem Schatz“. Vom Orchester der Musikhochschule Mannheim großartig unterstützt, ließ Bariton Modestas Sedlevicius das Publikum an der regen Gefühlswelt teilhaben. Seit 2011 studiert der in Litauen geborene Sänger in Mannheim. Er ist Stipendiat des Richard- Wagner-Verbands. In Mahlers Liederzyklus gelang es ihm scheinbar mühelos, sich durch eine enorme Spannweite in Lautstärke und Tonumfang vom Orchester abzusetzen. Der dritte Programmpunkt, die neunte Sinfonie Es-Dur (op. 70) von Dmitri Schostakowitsch, wurde nach dem Zweiten Weltkrieg komponiert. Sie sollte den „großen Sieg“ der Sowjetunion musikalisch beschreiben und thematisch an die Kriegssinfonien Nummer sieben und acht anknüpfen. Jedoch wurden die allgemeinen Erwartungen an einen entsprechend erhabenen und glorreichen musikalischen Siegeszug nicht erfüllt. Darauf folgte eine längere Pause im musikalischen Schaffen des Komponisten. Wie Beethovens Dritte ist Schostakowitschs Neunte in Es-Dur geschrieben, der Tonart, der ein in höchstem Grade heroischer Charakter zugesprochen wird. Nebenbei beinhaltet sie aber auch eine Reminiszenz an die Wiener Klassik. Statt übertönender Figuren im Blech vernimmt man zarte Streicherklänge und leichte Flötenfiguren im ersten Satz. Zuweilen erinnern Trommeln und Blechbläser aber auch an Marschmusik. Die langsamen Sätze entfalten ihre beruhigende Wirkung in leisen Dissonanzen, bevor der letzte Satz berauschend seinem Höhepunkt entgegenstrebt.

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