Frankenthal Lottogewinn lässt Scheidung wahr werden

Als „Ladies Special“ war das Stück „Paarungen“ beworben worden und lockte am Montagabend auch überwiegend weibliche Zuschauer ins Congress-Forum. Bei den Schauspielerpaaren Julia Bremermann/Mathias Herrmann und Nina Bott/Peter Prager waren beim TV-erfahrenen Publikum Déjà-vu-Erlebnisse programmiert. Trotzdem blieben beim Gastauftritt der Berliner Komödie am Kurfürstendamm jede Menge Plätze leer.

Durch mehrere überdimensionale Bilderrahmen blickte man in ein minimalistisch ausgestattetes Zimmer, das für knapp zwei Stunden Schauplatz eines Beziehungshickhacks war. Kammerspielartig wurden in wechselnden Zweier-, Dreier- und Viererkonstellationen die Schlaglichter zweier Paarbeziehungen herausgearbeitet, die bereits 20 Jahre Freundschaft und Ehe hinter sich haben. Ein Lottogewinn sorgt für eine neue Situation: Paul kann die schon lange im Raum stehende Scheidungsabsicht in die Realität umsetzen. Statt mit seiner Gattin taucht er nun mit der 26 Jahre jüngeren Elisa bei seinen Freunden Stephan und Katharina auf. Letztere ist alles andere als erbaut von der neuen Paarung, zumal sie unterschwellig noch andere Störungssignale spürt – ihre bohrenden Fragen bringen Stephan erheblich ins Schwimmen. Paul glaubt hingegen an die Macht des Geldes und kann dabei zumindest vorerst einen Teilerfolg verzeichnen. Nicht die sparsamen Aktionen, sondern die wechselseitigen Gespräche und Diskussionen hielten die Handlung in Gang. Da knisterte und brodelte es, und da kochte es auch mal über. Rhetorische Bälle wurden hin und hergeworfen; manche wurden kunstvoll aufgefangen, andere trafen zuweilen empfindlich. Durch geschickt eingebaute Rückblenden wurde aufgedeckt, dass das Gleichgewicht der Beziehungen schon seit geraumer Zeit gestört ist, dass sich hinter der Fassade allerhand Geheimnisse verbergen, die für die Erosionen im zwischenmenschlichen Bereich verantwortlich sind. Kein Wunder, dass eigentlich nur ein Scherbenhaufen übrig ist. Aber auch das bleibt am Schluss noch in der Schwebe. Autor Eric Assous ist halt immer für überraschende Wendungen gut. Die rhetorische Spritzigkeit der von Bettina Rehm im vergangenen Jahr inszenierten und mit verändertem weiblichen Personal auf Wiederholungstournee geschickten Komödie hielt das Publikum insbesondere im ersten Teil bei Laune, sorgte für manch spontanen Lacher. Vielleicht war in manchen Szenen auch der Wiedererkennungseffekt, die Erinnerung an eigene Verhaltensweisen, für das Amusement verantwortlich. Verhaltener und etwas langatmiger präsentierte sich das Stück nach der Pause, als auf die schrittweisen Enthüllungen die unausweichliche Ernüchterung folgte. Der Beifall der Zuschauer verteilte sich gleichmäßig auf alle vier Akteure, vielleicht mit leichter Hervorhebung von Julia Bremermann. Deren Katharina konnte in ihrer Konsequenz einen moralischen Vorsprung gegenüber Kontrahentin Elisa (Nina Bott) und den beiden allzeit zum Partnerinnenwechsel bereiten Männern Stephan (Mathias Herrmann) und Paul (Peter Prager) für sich beanspruchen. (dk)

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