Frankenthal „Liebe, Frieden und Harmonie“

Die Ankunft des Kalifen Hadhrat Mirza Masroor Ahmad gleicht der eines weltlichen Führers: Eine ganze Reihe schwerer Limousinen rollt über die schmale Adam-Opel-Straße im Industriegebiet Nord, in einer sitzt das geistliche Oberhaupt der weltweit nach eigenen Angaben der Glaubensgemeinschaft „vielen zehn Millionen“ Ahmadiyya-Muslime. Kräftige junge Männer mit strengem Blick bahnen ihm den Weg ins Zelt und zur Bühne. Jede Geste, jedes Wort des 65-Jährigen wird von Kameras und Mikrofonen begleitet. Keine Frage, für die rund 185 Mitglieder der Frankenthaler Gemeinde ist der Besuch dieses Mannes zur Grundsteinlegung ein großer Tag: Kinder singen zur Begrüßung des Kalifen, sie verabschieden ihn mit Gesang. Neben den Angehörigen der Glaubensgemeinschaft aus der Region selbst sind Ahmadi-Muslime aus ganz Deutschland angereist. Die Zelte – eins für Ehrengäste und Männer und ein weiteres für Frauen – fassen rund 600 Besucher. Tatsächlich ist das Datum der Grundsteinlegung gestern wohl dem Terminkalender Mirza Masroor Ahmads geschuldet. Der Religionsführer ist auf Deutschlandtour, hat in Hessen eine Moschee eingeweiht, wird am Wochenende am Bundestreffen der Ahmadiyya Muslim Jamaat in Karlsruhe teilnehmen und nächste Woche weitere Gebetshäuser eröffnen. Wann in Frankenthal die in Modulbauweise geplante Noor-Moschee auf dem Grundstück im Norden der Stadt stehen wird, ist an diesem Abend noch völlig offen. Oberbürgermeister Martin Hebich (CDU) umspielt die Frage nach dem Bauantrag in seiner Rede sinngemäß mit dem Hinweis, dass diese Formalie wohl auch noch besprochen und erledigt werde. Es wäre der vorläufige Schlusspunkt eines mühsamen Prozesses, der nach Darstellung des Ahmadiyya-Bundesvorsitzenden, Abdullah Uwe Wagishauser, vor zehn Jahren mit der Suche nach einem Grundstück begonnen hat. Eine damals gestellte Bauvoranfrage sei abgelehnt worden. Eine Moschee in Deutschland sei fast so schwierig zu bauen „wie ein Gefängnis oder ein Atomkraftwerk“, sagte Wagishauser. Allerdings strich er heraus, dass es in Frankenthal mit Bekanntwerden der aktuellen Baupläne keinen Protest dagegen gegeben habe. Die Stadt sei in seinen Augen ein Beispiel „für Weltoffenheit, Toleranz und interreligiösen Dialog“. Wagishauser strich zudem die Aktivitäten der 1984 hier mit sechs Mitgliedern gegründeten Gemeinde heraus. Kalif Mirza Masroor Ahmad dankte in seiner auf Urdu, der Sprache der überwiegend aus Pakistan stammenden Ahmadiyya-Muslime, gehaltenen Rede der Stadt für die Zusammenarbeit. „Fast überall sonst sehen wir, dass Bewohner solchen Plänen kritisch gegenüber stehen“, sagte er. Zurückzuführen sei das auf „Menschen, die im Namen des Islam falsche Dinge tun“. Dass viele seiner Glaubensbrüder in Deutschland Deutsch besser als ihre Muttersprache beherrschten, zeige, wie sich die Ahmadi-Muslime integrierten und Teil dieses Landes geworden seien. Auf die Frage, was das Signal sei, das von Moschee-Projekten wie dem in Frankenthal ausgehen solle, antwortet Mirza Masroor Ahmad in einem kurzen auf Englisch geführten Gespräch mit Journalisten: „Liebe, Frieden und Harmonie.“ Oberbürgermeister Hebich hatte in seinem Grußwort vor dem Legen der insgesamt 24 nach Mekka ausgerichteten Grundsteine das Bauprojekt der hiesigen Gemeinde als starkes Bekenntnis dafür gewertet, „an Ort und Stelle etwas aufzubauen“. Als Geschenk hatte er einen Baum mitgebracht, der wie die Ahmadiyya-Muslime in Frankenthal nun auf dem Grundstück Wurzeln schlagen solle. Politik

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