Frankenthal Jugendarbeit: Fragenflut nach der ersten Welle

Beliebter Treff, wenn nicht gerade wieder Corona-Lockdown herrscht: der Billardtisch in der Zuckerfabrik.
Beliebter Treff, wenn nicht gerade wieder Corona-Lockdown herrscht: der Billardtisch in der Zuckerfabrik.

Wenn es gelingt, die Corona-Pandemie deutlich zurückzudrängen, dann werden gerade die Beratungsangebote des Kinder- und Jugendbüros Frankenthal wieder deutlich stärker gefragt sein. Das erwarten die Verantwortlichen angesichts der Erfahrungen, die sie im Krisenjahr 2020 gemacht haben.

Michael Krauß, verantwortlicher Abteilungsleiter der Stadtverwaltung für das Kinder- und Jugendbüro, hat die dramatische Situation nach der ersten Schließung vieler öffentlicher Einrichtungen im März 2020 noch vor Augen: „Wir haben unsere offene Kinder- und Jugendarbeit komplett einstellen müssen. Unsere Sozialarbeiter kamen nicht mehr in die Schulen.“ Erstaunlicherweise habe die Zielgruppe dann zunächst auch keinen besonderen Bedarf an Beratung erkennen lassen.

„Im Juni, Juli konnten wir dann die Arbeit wieder aufnehmen“, berichtet Krauß. Mit einer gewissen Zeitverzögerung sei dann geradezu eine „Lawine von Anfragen“ auf die Berater des Kinder- und Jugendbüros zugerollt. Schwierigkeiten in der Familie, Probleme in Schulen oder Ausbildung: Es zeigte sich, dass der sogenannte Lockdown mit seinen Folgen doch keineswegs für alle ganz einfach zu verkraften war.

Alle Treffs geschlossen

Einige Zeit habe es gedauert, bis sich die Lage wieder einigermaßen normalisiert habe. Der zweite Lockdown ab Dezember hat die Arbeit der städtischen Stelle wieder hart getroffen: „Wir mussten alle Treffs zumachen“, sagt Krauß. Sozialarbeit in Schulen sei nur noch da möglich, wo Schüler zusammenkommen könnten. Gut möglich, glaubt Krauß, dass es nach Abebben der zweiten Infektionswelle noch mehr Bedarf an Beratung geben wird.

Die Bedeutung dieses städtischen Arbeitsfeldes, um das sich zurzeit 31 Hauptamtliche, 20 Hilfskräfte und zu Ferienzeiten rund 70 Praktikanten kümmern, wird also nicht kleiner. Von einem „wichtigen Stück der sozialen Infrastruktur der Stadt“ spricht Beigeordneter Bernd Leidig (SPD). „Ein sehr großes Spektrum an Angeboten“ sei in Frankenthal vorhanden, unterstreicht Jan Kardaus, Leiter des Bereichs Familie, Jugend und Soziales, im RHEINPFALZ-Gespräch. Und das wolle man auch aufrechterhalten.

Kinder und Heranwachsende dabei zu unterstützen, „zu eigenständigen Persönlichkeiten zu werden, die gemeinschaftsfähig sind“ – mit dieser Formel fasst Michael Krauß das grundsätzliche Ziel der Arbeit zusammen. Ein Mix aus Spaß, Unterhaltung, kreativen Aktivitäten, Information und Beratungsangeboten soll dazu beitragen, dass möglichst viele sich angesprochen fühlen. Das Netz von 63 Kinderspielplätzen in Stadt und Vororten fällt ebenso in die Verantwortung des Büros wie der Betrieb von Kinder- und Jugendtreffs, die Veranstaltung von Kursen, Konzerten, Theateraufführungen, Ferienfreizeiten und die Schulsozialarbeit.

Offene Fragen

Corona-bedingte Einschränkungen, die das Jahr 2020 prägten, werden wohl auch das Programm des neuen Jahres maßgeblich beeinflussen. Wie es etwa mit den beliebten Freizeiten in Ferien laufen wird, kann noch niemand sagen. Die Einschnitte im abgelaufenen Jahr waren heftig: Von normalerweise 700 auf 153 habe man die Platzzahl im Sommer senken müssen, berichtet Michael Krauß. „Auch im Herbst konnten wir das Programm nur in reduzierter Form anbieten – mit 40 statt der sonst üblichen 200 Plätze.“

Dass sich geplante internationale Begegnungen zerschlagen haben, bedauert Bernd Leidig besonders. So sei ein mit der polnischen Partnerstadt Sopot geplanter Schulaustausch nicht möglich gewesen. „Wir wären auch nach Colombes gefahren“, ergänzt Michael Krauß. „Auch das ist wegen Corona ausgefallen.“ Diese Treffen wolle man nachholen, sobald es möglich sei, erklären die Verantwortlichen. „Prüfen wollen wir, ob wir uns auf digitalem Weg austauschen können“, sagt der Leiter des Kinder- und Jugendbüros.

Mittel bis Ende 2021

Als besonders wichtiges Zukunftsthema sehen die Verantwortlichen den Übergang von der Schule in den Beruf. „Hier wollen wir das Angebot noch verbessern“, sagt Bereichsleiter Jan Kardaus. „Niemand soll durchs Netz fallen“ – das müsse das Ziel sein. Der Bedarf an Beratung werde eher größer, beobachtet Michael Krauß: „Eine gewisse Orientierungslosigkeit sehen wir bei Jugendlichen in allen Schulformen.“

Eine Stärkung der Jugendberufsagentur, die gemeinsam mit der Agentur für Arbeit betrieben wird, steht daher ebenso auf der Tagesordnung wie die Weiterarbeit des sogenannten Jobfuxes an der Friedrich-Ebert-Realschule plus. Die Finanzierung dieser „sehr erfolgreichen“ Beratungsarbeit aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds sei bis Ende 2021 gesichert, sagt Michael Krauß dazu. Man gehe davon aus, dass es dann auch für den folgenden Zeitraum entsprechende Mittel geben werde. Politisch sei das aber noch nicht entschieden.

Betroffene beteiligen

Auf dem richtigen Weg sieht sich das Kinder- und Jugendbüro mit der Praxis, beim Ausbau von Kinder- und Bolzplätzen Gestaltungsvorschläge der Betroffenen einzuholen. Ausgesprochen „spannend“ seien diese Prozesse, sagt Krauß dazu. Auf Dialog setzt die Stadt auch bei dem Skaterplatz im Pilgerpfad, über dessen Betrieb sich Nachbarn zum Teil heftig beschwert hatten. Man habe die Frage im Blick, „wie wir eine Entspannung herbeiführen könnten“, sagt dazu Beigeordneter Leidig. Dazu gehöre auch die Prüfung der Frage, „ob es Alternativen gibt“.

Ein deutliches Zeichen dafür, was 2020 alles nicht ging, sieht Michael Krauß auch beim Blick den Fördertopf, der jedes Jahr für die Arbeit von Jugendverbänden zur Verfügung steht. Überraschenderweise seien die zur Verfügung stehenden Mittel von 33.000 Euro diesmal „nicht ganz abgerufen worden“. Anträge auf Förderung von Projekten können auch 2021 wieder beim Kinder- und Jugendbüro gestellt werden.

SERIE

Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene bis 25 Jahre: Das ist die Zielgruppe, um die sich das Kinder- und Jugendbüro Frankenthal kümmert. Von Spielplätzen bis zu offenen Treffs, von Kursen über Konzerte bis zur Schulsozialarbeit reicht die Palette der Angebote. Einige Schwerpunkte stellen wir in dieser Serie vor.
Verantwortlich für den Kurs des Kinder- und Jugendbüros (von links): Jan Kardaus, Bernd Leidig und Michael Krauß.
Verantwortlich für den Kurs des Kinder- und Jugendbüros (von links): Jan Kardaus, Bernd Leidig und Michael Krauß.
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