Frankenthal „Ich glaub’, mich tritt ein Pferd“

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„Schrecklich“, „ach Gott“, „kein Kommentar“ – der Ausgang der Präsidentenwahl in den USA stößt in Frankenthal einhellig auf Unverständnis. Eine Umfrage gestern Mittag in der Fußgängerzone ergibt ein recht einheitliches Bild.

„Man muss einen Unterschied machen zwischen dem Wahlkampf und dem Wahlprogramm. Ein Wahlprogramm gibt es ja noch nicht, und der Wahlkampf war streckenweise sehr übertrieben“, gibt Dieter Metzger zu bedenken. Kommentare hierzulande zum Wahlausgang empfinde er deshalb als „aus der Luft gegriffen“. Im Zuge der allgegenwärtigen Medienpräsenz Trumps war Metzger vor Kurzem in Kallstadt unterwegs auf den Spuren von Donald Trumps Pfälzer Vorfahren. Der Ausgang der Wahl hat den Frankenthaler Rentner nach eigener Aussage „überrascht“. Jedoch hätten die Medien Donald Trump im Vorfeld einseitig negativ dargestellt. „Eine Katastrophe, ich glaub’, mich tritt ein Pferd“, so Norbert Mohn. Dem Frankenthaler Rechtsanwalt sind vor allem Trumps frauenfeindliche Äußerungen „unterhalb der Gürtellinie“ während des Wahlkampfs im Gedächtnis geblieben. Die Live-Berichte über die Wahl habe er gestern Nacht zeitweise im Fernsehen gesehen, ebenso Hintergrundberichte über den Werdegang der beiden Kandidaten. Dass sich der anfangs als „Rambo“ und „Polit-Clown“ wirkende Präsidentschaftskandidat der Republikaner gegen 16 Mitbewerber durchsetzen konnte, sei nicht zu erwarten gewesen. Mit einem Präsidenten Donald Trump werde man sich, so Mohn, nun arrangieren müssen. „Trumps Wahl ist für mich ein Schock“, betont Elke Humann. Wäre die Frankenthalerin wahlberechtigt gewesen, hätte sie Hillary Clinton gewählt. Ihre Freundin Silvia Lohrum aus Ludwigshafen nennt das Wahlergebnis „beängstigend“: „Das kann Krieg geben, ähnlich wie bei Bush.“ Beide Frauen erwarten von den USA künftig nichts Gutes für die Weltpolitik und befürchten von einem Präsidenten Trump auch Nachteile für Europa. Eine geplante USA-Reise hat Elke Humann fürs Erste auf Eis gelegt, und auch Silvia Lohrum will erstmal abwarten. „Damit hab ich nie gerechnet, mir fehlen die Worte“, meint Ulrike Mayer aus Bad Dürkheim. Den Wahlkampf hat sie im Fernsehen verfolgt, dabei sei ihr vor allem die Vielzahl der hin- und hergerissenen Erstwähler aufgefallen. Trumps Idee eines Mauerbaus an der Grenze zu Mexiko mache ihr Angst. Sie hofft, dass seine Berater auf Donald Trump künftig einen mäßigenden Einfluss ausübten, „man muss das Ganze weiter beobachten“. Die politischen Beziehungen zwischen Deutschland und den USA sieht sie aber eher nicht gefährdet. Nach eigenen Angaben „leicht überrascht“ ist auch Jan Storminger vom Wahlausgang, denn er dachte, dass Hillary Clinton gewinnt. Der Dirmsteiner hat die Wahl in den sozialen Medien und in Online-Foren mitverfolgt und macht sich so seine Gedanken: „Deutschland wird in Europa eine stärkere Rolle spielen müssen.“ Ein Großteil von Trumps umstrittenen Äußerungen während des Wahlkampfs sei „Show“ gewesen, als Präsident „werde er sich wohl wieder einkriegen“. Storminger befürchtet, dass unter Trumps Regentschaft die USA als Gegengewicht zu Russland wegfallen und dies keine positiven Auswirkungen auf Europa habe. Nebenbei beobachtet: Rund ein Dutzend Passanten auf dem Marktplatz in Frankenthal äußerte sich durchweg negativ über den Wahlausgang in den Vereinigten Staaten, wollte jedoch anonym bleiben mit ihrer Meinung. |bik/Fotos: Bolte

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