Frankenthal Hier wird schweigend genossen

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Das Lux-Kino entwickelt sich mehr und mehr zu einem Konzerttempel für ganz unterschiedliche Stilrichtungen. Zum 25. Todestag von Freddie Mercury, Sänger der britischen Rock-Band Queen, pilgerten am Donnerstag mehr als 300 Besucher ins Frankenthaler Kino. Zu hören bekamen sie einen Konzertmitschnitt aus Montreal aus dem Jahr 1981. Zusatzvorstellungen gibt es am 29. November und 7. Dezember.

Freddie lebt. Übergroß schaut er von der Leinwand in den Kinosaal, noch recht ordentlich bekleidet. Ein Sänger mit einer genialen Stimme – in den kraftvollen, aber auch in den leisen Passagen. Eines der packenden leisen Lieder ist das über die Liebe des Lebens („Love Of My Live“), die zu zerbrechen droht. Verlasse mich nicht, fleht er in der Rockballade in dem Livemitschnitt des Konzerts, das im November 1981 im kanadischen Montreal stattfand, genau zehn Jahre bevor Mercury an Aids starb. Um die Liebe der Kino-Besucher müssen weder Mercury noch seine Band-Kollegen kämpfen. Die meisten schauen bei der zweiten Vorstellung ab 21 Uhr gebannt auf die Leinwand, singen jedoch nicht mit. Auch nicht bei den fast noch allgegenwärtigen Klassikern „We Will Rock You“ und dem Finale „We Are the Champions“ bleibt es ruhig im Saal. Hier wird genossen. Es sind größtenteils die gekommen, die in der aktiven Zeit der 1970 gegründeten britischen Rockformation aufgewachsen sind, die zum Teil schon in ihrer Schulzeit Queen-Fans waren. Kinochef Christian Kaltenegger ist überwältigt. Mit so einem Ansturm hatte er nicht gerechnet. Weltweit wurde der Konzertmitschnitt speziell nur zum Todestag von Freddie Mercury vermarktet. Weitere Vorstellungen waren nicht geplant. Kaltenegger hat sich nach zweimal „ausverkauft“ am Donnerstag erfolgreich um Zusatztermine bemüht, was nach seinen Aussagen nicht so leicht war. „Wir betreten auch für uns Neuland, verhandeln nicht mit den uns bekannten Verleihbetrieben von Kinofilmen, sondern mit Agenturen in England, Amerika oder Australien. Die Verträge sind alle auf Englisch.“ Queen nur auf Mercury zu reduzieren, greift nicht ganz. Monströs sind der Schlagzeugaufbau vor Roger Taylor, aber auch die „Matte“ von Leadgitarrist Brian May. Fast ein wenig unscheinbar wirkt da Bassist John Deacon. An der Technik, den langen Kabeln an den Mikrofonen, dem verchromten Mikroständer, der ständiges Mercury-Utensil für die Luftgitarre ist, den Frisuren der Konzert-Besucher ist zu sehen, dass das Konzert in den 80er-Jahren stattfand. Viele der Titel sind jedoch nach wie vor präsent. Fast unbekleidet, nur im knappen Höschen, beginnt Mercury den Song „Another One Bites the Dust“. Das Publikum in Montreal kreischt. Die Frankenthaler bleiben ruhig, genießen still. Nach dem Schlusstitel erheben sich die Besucher, gehen ohne zu grölen. Vielfach hört Kaltenegger am Ausgang ein schlichtes „Danke“. „Könnte Queen nicht einmal beim Open-Air in der Erkenbert-Ruine gespielt werden“, wünscht sich eine Besucherin. Ein Besucher fand alles ein wenig zu laut, was schade gewesen sei, denn: „Der Sound war gut.“ Einer wünscht sich einen AC/DC-Konzert-Mittschnitt. Doch Kaltenegger dämpft die Erwartungen: „Wir müssen uns auf dem Markt umschauen, was überhaupt angeboten wird. Gerne würden wir auch Livekonzerte direkt übertragen.“ Ein Auftritt der Band Chicago auf der Leinwand wäre ein Ereignis, bei dem sich Kalteneggers Herz noch weiter öffnen würde als sonst. Er strahlt nach den Queen-Konzerten in gleich zwei Kinosälen am Donnerstag und freut sich mit den überwiegend zufriedenen Besuchern. Termine Zusatzvorstellungen des Queen-Konzerts in Montreal am Dienstag, 29. November, und Mittwoch, 7. Dezember, jeweils 20 Uhr. Karten gibt es im Internet unter www.lux-kinos.de.

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