Frankenthal „Herr Kissel, wollen Sie mir was sagen?“

Viele Schauspieler kehren gerne nach Worms zurück. Vor allem bei „Gold – der Film der Nibelungen“, muss sich eine magisches Stim
Viele Schauspieler kehren gerne nach Worms zurück. Vor allem bei »Gold – der Film der Nibelungen«, muss sich eine magisches Stimmung im Ensemble um Regisseur Nuran David Calis entwickelt haben.

„Herr Kissel, wollen Sie mir was sagen?“ Alexandra Kamp griff gestern Morgen die Steilvorlage gleich schlagfertig auf, als das Handy des Wormser Oberbürgermeisters Michael Kissel (SPD) auf dem Podium der Nibelungen-Festspiele den Eingang einer Nachricht signalisierte. Er hatte bei der Pressekonferenz die Stummschaltung vergessen. Vorgestellt wurde das Begleitprogramm.

Die Schauspielerin spielte mit ihrer Bemerkung auf ihren eigenen Part bei den Festspielen an. Tritt Kamp doch mit Maximilian Laprell, der gestern ebenfalls angereist war, in der Bestselleradaption „Gut gegen Nordwind“ und in Daniel Glattauers Fortsetzung „Alle sieben Wellen“ auf. Und in beiden Stücken geht es um Beziehungsirrungen, die sich über einer fehlgeleitete E-Mail entspinnen. Der zweite Teil hat in dieser Inszenierung Premiere in Worms (26. bis 29. Juli). Mit dem ersten Teil hat Kamp auch schon 2015 im Frankenthaler Gleis 4 und in der Bodega Großkarlbach gastiert. Nach Worms reist die Schauspielerin gestern Morgen aus dem tief verschneiten München an, wie sie erzählte. Das schicke Kleidchen und die Highheels, die sie sich herausgelegt hatte, habe sie bei der Abreise am Morgen um 5 Uhr noch schnell gegen Molliges eingetauscht. In München probe sie derzeit in der Komödie im Bayerischen Hof Woody Allens „Sommernachts-Sex-Komödie“, mit der sie am 7. April auch im Wormser Theater gastiert – freilich noch nicht im Nibelungenprogramm. Theater dominiert die Festspiele in diesem Jahr auch im Rahmenprogramm, sagte Betriebsdirektorin Petra Simon, die als Moderatorin durch die Pressekonferenz führte. So ist neben der großen Inszenierung von „Siegfrieds Erben“, vom 20. Juli bis 5. August auf der Bühne vor dem Dom (wir berichteten), eine weitere Uraufführung geplant. Im Wormser Theater ist das Stück „Last Exit: Hunnenland“ zu sehen, mit dem Maximilian Lang 2017 den Nachwuchs-Dramaturgenpreis gewonnen hat (21. und 22. Juli). Inszenieren soll es Charlotte Sprenger, Regisseurin am Schauspiel Köln. Das Stück erzählt die Nibelungengeschichte als eine Art Show-down wie aus einem Western: So ist es zwölf Uhr mittags bei brütender Hitze an Etzels Hof, als Gunter und Hagen im Hunnenland eintreffen. Für das Festspielstück hat Intendant Nico Hofmann mit Jürgen Prochnow einen der prominentesten deutschen Schauspieler als Flaggschiff gewonnen, der auch in Hollywood Karriere machen konnte. Aber auch im Rahmenprogramm treten wieder bekannte Künstler auf. Darunter Katja Weitzenböck und Dominic Raacke, die sich die Gesellschaftsreporter im Land derzeit anscheinend als Bühnentraumpaar auserkoren haben. Sie schickten Videogrüße in die Pressekonferenz nach Worms: aus Düsseldorf, wo sie im ZDF-Vormittagsprogramm Werbung auch für die Nibelungen machten. In dem kurzen Spot schwärmt Raacke von 2016 mit der Inszenierung „Gold – der Film der Nibelungen“, bei der auch Weitzenböck dabei war, als seinem persönlichen „Sommernachtstraum“. Folgt man den Erinnerungen auch anderer Schauspieler, muss sich da wohl eine geradezu magische Stimmung im Ensemble um Regisseur Nuran David Calis entwickelt haben. Nun stehen Raacke und Weitzenböck in der Komödie am Kurfürstendamm in Stefan Vögels Beziehungsdrama „Die Niere“ auf der Bühne, mit dem sie auch am 4. und 5. August in Worms zu sehen sind. Darin geht es um die alles entscheidende Frage: „Liebling, bist Du bereit, mir deine Niere zu spenden?“. Schauspieler, die allerorten so positiv von Worms erzählen, seien der „wahre Schatz“ der Festspiele, sagte Geschäftsführer Sascha Kaiser. OB Kissel stieß ins selbe Horn: Sein Plädoyer für die Bedeutung freiwilliger Ausgaben für die Kultur, die heute in Haushaltsdebatten allzu oft als Steinbruch gesehen würden, mündete in der Feststellung: „Die Festspiele haben für einen Imagetransfer gesorgt, den die Stadt dringend gebraucht hat.“ Ein solcher nimmer müder Botschafter ist auch der aus Worms stammende Schauspieler André Eisermann, der seit Anfang an dabei ist und in diesem Jahr eine musikalische Lesung über das Fremdsein beiträgt (29. Juli). Begleitet wird er vom Wormser Kammerensemble unter der Leitung von Tristan Meister mit Musik von Robert Schumann, Johannes Brahms und Felix Mendelssohn Bartholdy. In dem Konzert „Der Nibelungen Not“ vom Ensemble Leones erklingt das Nibelungenlied zu Instrumenten der Entstehungszeit (26. Juli). Neben den Theaterabenden gibt es wieder einen Kindertag (29. Juli), den Jugendferienworkshop „Fake oder Fakten“ (18. Juli), einen Sommerworkshop mit der Nibelungenhorde samt Aufführung (22. Juli), eine Ausstellung mit kolossalen Holzskulpturen des Bildhauers Josef Lang, eine weitere Schau über den russischen Regisseur Andrei Tarkowsky, einen Gesprächskreis im Park mit Intendant Nico Hofmann sowie dem Autorenduo Feridun Zaimoglu und Günter Senkel (22. Juli) sowie Vorträge der Nibelungenliedgesellschaft über neue Forschungsergebnisse. Karten www.nibelungenfestspiele.de

2016 in Worms: Das scheint für Dominic Raacke und Katja Weitzenböck (im Zentrum) ein Sommernachtstraum gewesen zu sein.
2016 in Worms: Das scheint für Dominic Raacke und Katja Weitzenböck (im Zentrum) ein Sommernachtstraum gewesen zu sein.
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