Frankenthal Großes Orchester in Hochform

Fulminanter Auftakt der Konzertsaison im Frankenthaler Congress-Forum: Mit hinreißender Musizierfreude und subtil geformten Klangbildern stellten die Dortmunder Philharmoniker am Montagabend eindrucksvoll unter Beweis, dass sie aus guten Gründen zu den renommierten Orchestern in Deutschland zählen.

Mit großer symphonischer Besetzung reisten die Musiker aus dem Ruhrgebiet an: Rund 80 Musiker füllten die Bühne nahezu vollständig aus – ein Bild, das mit den Zuhörerreihen im großen Saal so gar nicht korrespondierte. Sie waren trotz des hochkarätigen Programms, das unter dem vielversprechenden Motto „Suggestive Bilder, große Geschichten“ stand, bedauerlicherweise wieder einmal nur zur Hälfte besetzt. Schon beim „Zauberlehrling“ von Paul Dukas, jenem brillanten Orchesterscherzo – angelehnt an die bekannte Ballade von Johann Wolfgang von Goethe – entfalteten die Dortmunder ihre Qualitäten als leidenschaftlich und diszipliniert agierender Klangkörper, der sich durch nuancenreiches und transparentes Spiel in den einzelnen Stimmen ebenso auszeichnete wie durch gut dosierte dynamische Steigerungen. Die Kontraste – von der langsamen Einleitung über die erregt-turbulente Interpretation der Beschwörungsformel bis zu den dumpfen Schlägen in den Pauken und tiefen Bläsern – wurden fein herausgearbeitet. Keine Probleme hatten die Musiker mit den zum Schlusshöhepunkt führenden schnellen Tempi. Fortissimo des Orchesters, gehaltene Akkorde der Blechbläser – aus war es mit dem Unwesen der bösen Geister. Auch den großen interpretatorischen Herausforderungen, vor die Claude Debussy die Musiker mit der dreisätzigen „Ibéria“ aus seinem Anfang des 20. Jahrhunderts entstandenen Zyklus „Images“ stellt, zeigte sich das Orchester in allen Belangen gewachsen. Mit Kastagnetten, einem sehnsuchtsvollen Oboensolo, perlenden Arpeggien der beiden Harfen und forschen Trompetenfanfaren wird der folkloristische Charakter des Stücks hervorgehoben. Es sind betörende musikalische Momentaufnahmen, die sich zwar als fragil erweisen, aber doch den unvergleichlichen Reiz der spanischen Landschaft und ihrer Menschen erahnen lassen. Nach der Pause liefen die Dortmunder Philharmoniker bei der im Jahre 1888 entstandenen fünften Sinfonie in e-Moll von Peter Tschaikowsky – volkstümlichstes Werk des russischen Komponisten – zu Höchstform auf. Maßgeblichen Anteil an der spannungsgeladenen und die Zuhörer bis zum letzten Akkord packenden Interpretation hatte der sehr sympathisch auftretende Generalmusikdirektor Gabriel Feltz. Er dirigierte mit vollem Körpereinsatz und ohne Partitur, gab exakte Einsätze und bewies bei der dynamischen Ausformung sicheres Einfühlungsvermögen. Prägnant erklang das bedeutungsvolle Thema, das wie ein Leitmotiv in allen vier Sätzen der Sinfonie als mahnender Schicksalsruf der tiefen Klarinetten wiederkehrt. Die von einer herrlichen Hornmelodie beherrschte Melodik des Andante cantabile im zweiten Satz wurde leider durch kleinere Intonationsprobleme etwas getrübt. Umso zärtlicher ausmusiziert wurde der durch die verschiedenen Instrumentengruppen geführte Walzer. Als Krönung des Werks kehrte zum Schluss das gewaltige Schicksalsmotiv wieder, einmündend in ein atemberaubendes Presto und die kämpferische Thematik des ersten Satzes wieder aufgreifend. Am Ende gab es spontane Bravorufe und minutenlangen Beifall für ein großes Orchester und einen gewinnbringenden Konzertabend.

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