Frankenthal „Glanzlichter“ der Travestie

Traditionell steht seit 15 Jahren, dann, wenn die Faschingssaison in ihrem Zenit steht, das Frankenthaler Theater Alte Werkstatt (TAW) im Zeichen der Travestiekunst. Bei der Premiere am Donnerstagabend begeisterten Viktor Viktoria wieder ihr Publikum. Bis einschließlich Fasnachtsdienstag treten sie mit ihrem Programm „Glanzlichter“ auf. Für den heutigen Samstagabend haben sich die Herren Damen etwas Besonderes einfallen lassen: eine After-Show-Party im Theaterfoyer.

Traditionell ist der Donnerstag vor dem Faschingswochenende – als schmutziger Donnerstag oder Altweiberfasnacht bekannt – die Domäne der Frauen. Ausgelassen zelebrieren sie in den Fasnachtshochburgen ihr närrisches Treiben und machen sich auf ihren Streifzügen über die Männer her, insbesondere wenn diese Krawatten tragen. Logisch, dass keiner der – ohnehin nicht allzu zahlreichen – männlichen Besucher im TAW sich mit Krawatte in die Vorstellung wagte, denn auch hier war Frauenpower angesagt. Nur waren es ja eigentlich gar keine „richtigen“ Frauen, die sich da zweieinhalb Stunden lang auf der Bühne in Szene setzten. Vielmehr war das vierköpfige Viktor-Viktoria-Travestie-Ensemble zu Gast, das mittlerweile in Frankenthal schon eine zweite Heimat gefunden hat. Sechs Tage lang präsentieren sie „Glanzlichter“ für die tollen Tage, mit farbenprächtigen Kostümen, heißen Rhythmen, amüsanten Parodien und herrlich komischen Sketchen. Anders als erwartet ein nur zu zwei Dritteln besetzter Saal zum Auftakt, aber ein glänzend aufgelegtes Quartett mit vielversprechenden Künstlernamen: Jennifer Moet (verkörpert von Oliver Dietrich), Farina de Blé (Andreas Adams), Fabienne Charell (Jürgen Walter) und Priscilla Queens (Armin Eltze). 25 Programmpunkte mit 51 verschiedenen Kostümen gehen im Laufe des Abends über die Bühne. Für Fans der Gruppe ist viel Bekanntes darunter, manches allerdings schon lange nicht mehr im Repertoire gewesen. Der Chef/die Chefin der Truppe, Oliver Dietrich, zieht die Register, als Conférencier ebenso wie in vielen Einzelrollen, wo er sein komödiantisches Talent unter Beweis stellt: in einer bayerischen Schuhplattlerparodie, als Heino-Verschnitt, mit rassigem Flamenco oder in diversen Sketchen. Bei seinen Gesangs- und Tanzauftritten eine Augenweide in Aufmachung und Ausstrahlung ist immer wieder Armin Eltze mit seiner grazil femininen Figur und den eleganten Glitzerkleidchen. Noch ein paar weitere Bonbons aus dem Programm seien hier herausgegriffen: Andreas Adams darf sich sowohl als „Good Girl“ entblättern, als auch verrucht-lasziv sächselnd ein „Teach Me Tiger“ hauchen, Jürgen Walter tritt als Barbara Schöneberger („Gibt’s das auch in groß“) und als Fasnachtsmuffel in der Bütt auf. Für Begeisterung sorgen auch die gemeinsamen Auftritte der Akteure: Fehlen darf da nicht das unverwüstliche Oldie-Duo Waltraud und Bertha, und wenn ein Baby-Trio mit irre komischem Potpourri auf der Bühne herumhampelt oder Nana Mouskouri in vierfacher Ausfertigung weiße Rosen aus Athen anpreist, ist das Publikum im Saal mehr als nur amüsiert. Brasilianisch anmutende Karnevalskostüme und Pariser Revueatmosphäre bringt das rauschende Finale am Ende des bunten Reigens, ehe es bei den Zugaben noch einmal richtig bodenständig fasnachtlich zugeht: mit dem Party-Hit von dem Lasso und den Cowboys und Indianern, mit Humba Täterä und dem obligatorischen Konfettiregen. Noch viermal bis einschließlich Fasnachtsdienstag sind die fantastischen Vier auf der TAW-Bühne zu erleben. Für Samstagabend haben sie diesmal was Neues im Programm: eine After-Show-Party, ein „Ball verkehrt“ im Theaterfoyer, mit Jubel, Trubel und Heiterkeit sowie einer Kostümprämierung für die Besucher. Für die Vorstellungen ab Sonntag stehen noch Restkarten zur Verfügung.

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