Frankenthal Gereifte Stimmen meistern viele Stile

Gut 30 Sänger bietet die Chorgemeinschaft Roxheim 1844 in seinem 170. Jubiläumsjahr noch auf. Und obwohl der Altersdurchschnitt etwas über 70 Jahren liegt, kann Chorleiter Karl Finck seiner Truppe bescheinigen, „der Klangkörper ist noch gut, wir halten die Fahne noch hoch“. Anspruchsvolle Konzerte, die Qualität haben, das dürfe man auch in der Zukunft von dem Chor erwarten, meint der Dirigent, der nun seit vier Jahren beim ältesten Verein Bobenheim-Roxheims ist.

Zum Jubiläumskonzert in der katholischen Pfarrkirche St. Maria Magdalena hatten die Sänger das Orchester des TSV Mannheim 1846 und das Vokalensemble Cantus palatinus eingeladen. Das große Publikum in der Kirche erwartete eine festliche Programmfolge, die mit Antonio Vivaldis Konzert für Streichorchester A-Dur begann. Die feierlich jubilierenden Streicherklänge im Allegro molto erfüllten die Kirche, der Zusammenklang von lieblich gestrichenen Geigen und gedämpften Pizzicati der Celli im zweiten Satz sowie das bewegte Allegro hatten eine nachdrückliche Wirkung. Ionel Ungureanu leitete von seiner Position als erster Geiger das Streichorchester bei dem melodieschönen und klangbetonten Werk des italienischen Barock. Gemeinsam mit Cantus palatinus intonierte der Männerchor Franz Schuberts „Hymnus an den Heiligen Geist“. Das aus Thomas Jakobs und Martin Steffan (Tenor) sowie Thomas Herberich und Emmerich Pilz (Bass) bestehende Vokalquartett hob mit seinen klangschönen, kräftigen Stimmen an. Mit dem Einsetzen des Chors schwoll der Hymnus zu einem überwältigenden musikalischen Glaubensbekenntnis an, folgten Passagen der Besinnung und Einkehr im Wechsel mit kräftigem Aufwallen musikalischer Emotion. Als monumentales Kunstlied in sinfonischer Breite erklang Schuberts „Nachtgesang im Walde“ von Chor und Orchester. Unter dem zupackenden Dirigat von Karl Finck entwickelten die Stimmen eine kontrastreiche Dynamik, vom gewaltigen Fortissimo bis hin zu zarten, lyrischen Momenten. Von Franz Schubert, dem großen Meister des deutschen Kunstlieds, führte die direkte Linie zur Chorliteratur der Romantik, besonders der traditionellen Männerchorliteratur Felix Mendelssohn Bartholdys, Franz Abts und Friedrich Silchers. A cappella erklang Mendelssohns „Wisst ihr, wo ich gerne weil’“ in dem sonoren, voluminösen Chorklang der Männerstimmen. Franz Abts „Ständchen“ begleitete Horst Haub am Flügel, ein einschmeichelndes Liebeslied der romantischen Herz-Schmerz-Epoche. In Edvard Griegs „Landerkennung“ ertönte ein erhebendes Tongemälde der nordischen Musikkultur. Der vom Dichter geforderte große Klang ist Grieg unüberhörbar gelungen, auch der Chor mit dem Solisten Thomas Herberich und dem Pianisten Horst Haub erfüllte unter Karl Fincks temperamentvoller Leitung diese Forderung. Einen ebenso großen Ton schlug Ionel Ungureanu bei Joseph Haydns Konzert für Violine und Orchester G-Dur an. Der Geiger, der bei der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz in Ludwigshafen spielt und ein Salonorchester führt, ging das Werk mit einem energischen Strich an. Der Ton seiner Violine füllte den Kirchenraum, das Orchester unterlegte gefühlvoll Harmonien und Rhythmus. Haydn hat in die gefällige Komposition spieltechnische Anforderungen eingebaut, die den Solisten Gelegenheit zum Brillieren geben. Mit dem ersten Satz der „Kleinen Nachtmusik“ von Wolfgang Amadeus Mozart konnte dann das Laienorchester – das einzige in Deutschland, das bei einem Turn- und Sportverein angesiedelt ist – nochmals glänzen. In schönem Ton und sehr kompakt interpretierten sie den Klassik-Evergreen. Dass man mit 70 und darüber auch Gospel und Spiritual singen kann, bewies der Chor mit „Kumbayah my Lord“ und „Rock my Soul“. Dabei erklangen die Songs in dem grandiosen Männerchorklang trotz aller Bewegung und Rhythmik von großem Ernst und religiöser Hingabe. Ein schöner Kontrast bot sich zu den hierzulande oft krampfhaft kopierten Ausdrucksformen amerikanischer Gospelchöre. Stehend applaudierend bedankte sich das Publikum in St. Maria Magdalena bei den Künstlern und erklatschte sich eine Zugabe. Der Chor und Cantus palatinus sangen eine deutsche Fassung des Titels „The Rose“, und das Orchester steuerte einen Satz aus Mozarts Kirchensonate in D-Dur bei.

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