Frankenthal Freche Sprache und harte Fakten

Aufklärung auf Augenhöhe und mit flapsigen Sprüchen: Im Rahmen des Projekts Positive Schule (PPS) der Schülervertretung des Albert-Einstein-Gymnasiums (AEG) gab es am Dienstag, dem weltweiten Anti-Aids-Tag, einen Vortrag des Vereins „Jugend gegen Aids“ zum Thema Aids-Aufklärung und Prävention.

„Unser Ziel ist Akzeptanz und ein lockeres Miteinander. Es ist ok, dass du anders bist“: Gastrednerin Luisa Orth spricht ruhig und sachlich. Die 17-jährige Gymnasiastin aus Speyer ist im Verein „Jugend gegen Aids“ (JGA) ehrenamtlich aktiv und startet die Präsentation. Mit bunten Flyern und Sprüchen wie „genug Gummis dabei“, „wie oft machst Du’s dir selbst“ sollen die rund 400 Schüler der Mittelstufenklassen sieben bis zehn zum Thema HIV und Aids angesprochen werden. Die provokante Sprache ist Programm des Vereins, der auf Aufklärung in Augenhöhe unter Gleichaltrigen setzt. Gegründet wurde er 2009 in Hamburg als Selbstorganisation Jugendlicher, die aus einer Spendensammelaktion für die Michael-Stich-Stiftung hervorgegangen ist. Der Verein setzt sich ein für eine aufgeklärte, vielfältige Gesellschaft ein. „Das Thema sexuelle Identität beschäftigt alle Jugendlichen zwischen 13 und 14“, betonen Alina Heißler und Katharina Morawitz, Schülervertreterinnen am AEG, die den Verein eingeladen und entsprechende Infobriefe an die Eltern verschickt haben. Um über Sexualität zu reden, fehle den meisten Gleichaltrigen die gute Vertrauensbasis zu den Eltern, oder es überwögen Schamgefühle den eigenen Körper betreffend, haben die beiden festgestellt. Ein konservatives Umfeld mache oft ein Tabuthema aus der Sache, und „manche lassen das Thema einfach nicht an sich ran“. Die Teilnahme ist freiwillig, die Aula beim Vortrag aber gut gefüllt. Mit witzigen Quizfragen etwa nach der Länge eines „durchschnittlichen Porno-Penis“ (20 Zentimeter) und dessen Vorhandensein bei der männlichen Bevölkerung (zwei Prozent) entkrampft Gastreferentin Luisa Orth die Atmosphäre. Dazwischen streut sie harte Fakten wie die hohe Zahl der HIV-positiv-Infektionen (80.000 bundesweit), erklärt den Unterschied von HIV-positiv – dem Virus – und Aids – der ausgebrochenen Immunschwäche-Krankheit. Auf den Punkt erreichen wichtige Basis-Informationen ihr Publikum, und es wird für Kondome und Femidome als Schutz vor sexuell übertragbaren Krankheiten plädiert. „Wir sind jung, bunt und verschieden“ ist die Botschaft des Aufklärungsvortrags, bei dem es auch um die Vielfalt sexueller Identitäten geht und dabei klar wird, dass das typische Familienbild in den Köpfen nach wie vor heterosexuell geprägt ist. Lesbisch, schwul, Transgender, transsexuell, asexuell – der klassischen Norm stellt JGA-Aktivistin Luisa Orth die Botschaft der Akzeptanz und Toleranz entgegen: „Es geht um ein positives Körpergefühl und die Vielfalt der Identitäten.“ Auch nach dem Vortrag will das AEG am Ideal einer aufgeklärten Schule weiterarbeiten: Zum Ende des laufenden Schuljahrs vor den Sommerferien sind gemeinsam mit dem Verein „Jugend gegen Aids“ zwei ganztägige Aufklärungs-Workshops in den achten Klassen geplant. (bik)

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