Frankenthal Frankenthal: Mit der Vespa auf Weltrekordversuch

Viel Kaffee und Sprit aus dem Begleitfahrzeug: Mit diesem Rezept will Arndt Kiessling die alte Bestmarke knacken.
Viel Kaffee und Sprit aus dem Begleitfahrzeug: Mit diesem Rezept will Arndt Kiessling die alte Bestmarke knacken.

Gleich zwei Rekorde will der 49-jährige Frankenthaler Arndt Kiessling am kommenden Samstag auf seiner Vespa ET 4, Baujahr 1997, brechen: einen Strecken- und einen Länderrekord. Innerhalb von 24 Stunden möchte er 1785 Kilometer zurücklegen und auf diesem Weg 14 Länder passieren. Im Vordergrund der Aktion soll aber nicht die Jagd nach den Rekorden stehen, sondern der soziale Zweck. Mit dieser Aktion sammelt Mediziner Kiessling Geld für die Organisation Ärzte ohne Grenzen.

1785 Kilometer, 14 Länder innerhalb eines Tages: Wie kommen Sie auf diese verrückte Idee?

Auf der Fahrt mit dem Wohnmobil von Schottland nach Frankenthal. Einsam am Steuer habe ich da fünf Länder in kurzer Zeit passiert. Zu Hause habe ich im Internet gestöbert und gesehen: Alles ist möglich – Weltrekord zu Fuß, mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Das war alles nichts für mich. Dann stieß ich auf die Idee mit der Vespa – zehn Länder in 24 Stunden. Das kann ich schaffen, dachte ich. Dann habe ich den Streckenrekord gefunden ... Wo stehen die alten Rekorde? Bei 1691 Kilometern und zehn Ländern. Auch diese Bestmarken wurden von einer Person erstellt. Wie lief die Planung ab? Mit Google Maps. An Ostern waren wir auf Testfahrt. Leider mussten wir feststellen, dass der Arlberg-Tunnel gesperrt ist. Dort müssen wir nun über die Passstraße. Das ist schlecht. Letzte Woche lag noch Schnee. Sonst lief alles glatt? Nicht ganz. An den Grenzen von Ländern, die nicht zum Schengen-Raum gehören, sind die Kontrollen durchaus gründlich. Das kostet Zeit. Auch dürfen in einigen Ländern keine Kraftstoff-Kanister mitgeführt werden. Wir wollen aber aus dem Auto heraus betanken, um Zeit zu sparen. Mit dem Tank der Vespa schaffe ich rund 150 Kilometer. Immer eine Tankstelle anzufahren, ist nicht machbar. Wer sitzt im Begleitfahrzeug? Zwei Kumpels, Klaus Jung und Hubert Roth. Der ist Präsident des Harley-Davidson-Vereins Elsass. Dass ausgerechnet er hinter einer Vespa herfahren muss … Wie ist es mit der Anerkennung der Rekorde? Ich habe erst bei Guinness angefragt. Das ist ein wenig ein seltsamer Verein. Die wollten zur Bedingung machen, dass der Rekord auf abgesperrten Straßen erfolgt. Für diese Antwort brauchte die Organisation ein halbes Jahr. Jetzt habe ich die Aktion beim Rekordinstitut für Deutschland angemeldet. Auch da ist jedoch eine der Bedingungen wohl nicht machbar, nicht an den Grenzstationen, die ich passieren will. Das Institut wollte unter anderem, dass ich mich an jeder Grenze mit einer frisch gekauften Tageszeitung fotografiere. Ich habe einen GPS-Tracker an der Vespa. So ist alles nachvollziehbar. Wie haben sie sich auf die lange Fahrt vorbereitet? 1000 Nachtschichten in der Klinik waren meine Vorbereitung. Wir werden ausreichend Kaffee tanken. Wie sieht die Streckenführung aus? Start ist um Mitternacht in Rumänien. Danach kommen Ungarn, Serbien, Kroatien, Bosnien-Herzegowina, Slowenien, Österreich, Italien, Liechtenstein, Schweiz, Frankreich, Deutschland, Belgien und Luxemburg. In Frankreich wäre der Länderrekord geschafft. Insgesamt sind rund 5000 Höhenmeter zu überwinden. Los geht es am 27. Mai, null Uhr. Kleiner Nachteil: Ich verpasse das Strohhutfest. Warum schrauben Sie den Rekord so hoch? Er soll ja ein bisschen halten. Für die Ewigkeit (lacht). Wie viel Luft ist in dem Plan? 30 Minuten. Den Rest der Zeit muss die Vespa Vollgas geben. Ich vertraue ihr. Sie ist seit 20 Jahren in meinem Besitz, bei einer Fahrleistung von rund 1000 Kilometern jährlich, meist Innenstadt. Was fürchten Sie am meisten? Nasse Unterhosen und schlechtes Wetter. Ich habe da keinen falschen Ehrgeiz, mache das nicht in erster Linie für die Urkunde, sondern für den guten Zweck. Wenn es kritisch wird, breche ich ab und hoffe, dass trotzdem gespendet wird. Wer soll, wer kann spenden? Meine Familie spendet 100 Euro pro Land, das ich schaffe. Nach der Fahrt habe ich Gäste eingeladen, die aufgerufen sind, einen Cent pro Kilometer zu spenden. Aber es kann sich jeder beteiligen: Wer möchte, kann das im Internet machen. Alle Spenden gehen an Ärzte ohne Grenzen, die ich für eine sehr sinnvolle Nichtregierungsorganisation halte. Noch Fragen? Spenden sind möglich im Internet unter der Adresse www.aerzte-ohne-grenzen.de/spenden-sammeln?cfd=50vho . | Interview: Stefan Tresch

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