Frankenthal Festplatz wird zum Automuseum

Altes Blech, viel Chrom und ein Hauch von Öl in der Luft – 60 klassische Automobile starteten gestern Mittag auf dem Festplatz in der Benderstraße zu einer 80 Kilometer langen Rundfahrt durch die Pfalz und Rheinhessen. Davor und danach blieb Teilnehmern und Besuchern viel Zeit zu Benzingesprächen und Fachsimpeleien. Organisator Walter Geiger von den Oldie-Freunden Pfalz wertete die erste Frankenthal Classics als „vollen Erfolg“.

Als erstes Auto rollt ein Karmann Ghia aus den 60er-Jahren ans Starttor. Edeltraud Orth muss am Steuer ihres weißen Coupés die erste von fünf Prüfungen absolvieren und so nah wie möglich an einen Pylon heranfahren. „Bei der langen Motorhaube ist das gar nicht so leicht abzuschätzen“, sagt Moderator Stefan Dietrich, der jeden einzelnen Wagen vorstellt. Orth meistert die Aufgabe gut, nur eine Handlänge bleibt zwischen der verchromten Stoßstange und dem Kunststoffkegel. Dann macht sie sich auf den Weg nach Dirmstein zur nächsten Prüfung. Von dort geht es nach Harxheim im Zellertal, weiter nach Pfeddersheim und wieder zurück nach Frankenthal. Zu den 60 Teilnehmerfahrzeugen – das älteste ist ein Ford Modell A Phaeton von 1929 – gesellen sich im Laufe des Tages weitere 30 Klassiker, die von ihren Besitzern abgestellt werden – zum Bestaunen und zum Erfahrungsaustausch. Wie zwei weitere Ford A (beide Baujahr 1930), die Alois Strasser aus Rodenbach und Klaus Winkler aus Kusel mitgebracht haben. Vorkriegsautos wie diese oder englische Pretiosen aus den 50er-Jahren wie ein Jaguar XK 140 Roadster oder ein Daimler DB 18 verwandeln den Festplatz in ein Freiluft-Automuseum. Die meisten Wagen stammen aus den 70er-Jahren und sind vielen Besuchern noch in guter Erinnerung. „Weißt du noch ...“, ist ein Satz, der häufig zu hören ist. Auf ihre Kosten kommen auch Fans hubraumstarker US-Cars. Cadillac Eldorado, Chevrolet Bel Air, Ford Thunderbird und gleich mehrere Corvette sind zu finden. Für Werner und Inka Schmitt aus Fürth im Odenwald ist die Frankenthal Classics die dritte Oldtimerveranstaltung, an der sie teilnehmen. Vor zwei Jahren habe er sich seinen Traum erfüllt und eine Chevrolet Corvette Stingray aus seinem Geburtsjahr 1966 gekauft, berichtet Schmitt. Der pastellgelbe Roadster wurde restauriert und befindet sich bis auf den getunten Motor im Originalzustand. Der Achtzylinder unter der gewölbten Haube hat es mit sieben Litern Hubraum und einer Leistung von rund 430 PS in sich. Das tiefe Grollen aus den seitlich angebrachten Auspuffen ist atemberaubend. Neben der Optik begeistert Schmitt, der an Oldtimertreffen besonders die Gespräche unter Gleichgesinnten schätzt, die Technik seines amerikanischen Sportwagens: „Einzelradaufhängung und innenbelüftete Scheibenbremsen hatten in den 60er-Jahren noch nicht viele Fahrzeuge.“ Autoenthusiasten zusammenzubringen, sei das vorrangige Ziel der Veranstaltung, sagt Walter Geiger, der die Frankenthal Classics gemeinsam mit seiner Frau Christina maßgeblich organisiert hat. Seit zehn Jahren veranstalten die Oldie-Freunde solche Ausfahrten, deren Start- und Zielpunkt bis 2012 der Platz am Altrhein in Bobenheim-Roxheim war. „Im letzten Jahr haben wir ausgesetzt, weil wir uns neu orientieren wollten“, erläutert Geiger. Der Festplatz sei ideal für eine Oldtimerveranstaltung. Deshalb soll es die Frankenthal Classics, wenn alles klappt, künftig jedes Jahr geben. (gnk)

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