Frankenthal Farbe bekennen: Stadtklinik, Asyl und Grundwasser

Sechs Gruppierungen kandidieren am nächsten Sonntag für den Stadtrat. Mit welchen Vorstellungen treten sie an? Im RHEINPFALZ-Vergleich geben die Spitzenkandidaten Antworten auf sechs wichtige Fragen, die die Stadt beschäftigen. Die Antworten veröffentlichen wir in zwei Folgen. Heute geht es um die Stadtklinik, die Unterbringung von Flüchtlingen und Grundwasserprobleme. Die Themen gestern: Stadtentwicklung und Nahverkehr.

Was sollte getan werden, um die wirtschaftliche Situation der Stadtklinik zu verbessern? Wird es die Geburtshilfe in fünf Jahren noch geben?

„Wir müssen alles tun, dass die Geburtshilfestation erhalten bleibt“, verlangt . Die Stadtklinik insgesamt müsse „ihre Kernkompetenzen stärken und die Geriatrie weiter ausbauen“. Der „Investitionsstau“ bei den Patientenzimmern müsse abgearbeitet werden – auch mit finanzieller Hilfe von Land und Stadt. „Wir müssen die Stadtklinik für die ortsnahe Daseinsvorsorge und die Arbeitsplätze dort stärken“, fordert . Wirtschaftlich sieht sie nach einer Durststrecke einen Aufwärtstrend. Die anstehende OP-Modernisierung werde einen positiven Effekt haben. Durch die gute Kooperation der Gynäkologie/Geburtshilfe sei man auch dort auf einem guten Weg. Eine Säuglingsstation könnte die Geburtenzahlen steigern, meint . „Ältere Mütter wandern ab nach Worms oder Ludwigshafen“, sagt sie. Grundsätzlich sollte die Abteilung erhalten bleiben. Sie lobt die Zusammenarbeit mit Mannheim. Die neuen Chefärzte würden die gesamte wirtschaftliche Entwicklung voranbringen. Die medizinische und pflegerische Versorgung sei wichtiger als das Essen. „Wir sind ohne Wenn und Aber für die Stadtklinik“, betont . Angesichts der älter werdenden Gesellschaft sei eine medizinische Nahversorgung zunehmend wichtig. Das Krankenhaus sei auch dank der neuen Chefärzte derzeit ausgebucht. Die Kooperation der Gynäkologie und Geburtshilfe mit der Uniklinik Mannheim sei ideal und zu bewahren. Die Stadtklinik brauche dringend eine Stärkung des Eigenkapitals, erklärt . Beim Blick auf die Geburtshilfestation müsse man ganz nüchtern prüfen, ob sie der Konkurrenz in der Region weiter standhalten könne, etwa in Worms oder Grünstadt. Wolle man sie erhalten, sei „deutlich mehr Einsatz als bisher nötig“. Für ist es „eine Notwendigkeit, dass die Stadtklinik erhalten und eventuell erweitert werden muss“. Dazu gehöre auf jeden Fall auch die Geburtsstation. Wie sollten weitere Asylbewerber in der Stadt untergebracht werden? Menschen in Not müssen „ordentlich aufgenommen werden“, sagt – am besten dezentral. „Das setzt voraus, dass man es im Konsens mit den Bürgern macht.“ Gerade Flüchtlingsfamilien brauchten eine „direkte Betreuung“. Vor allem Kindern müsse „die Chance gegeben werden, am Bildungssystem teilzunehmen“. ist im Grundsatz für eine dezentrale Lösung: „Da aber der Wohnungsmarkt in Frankenthal angespannt ist, werden wir dies komplett nicht erreichen, sondern brauchen ein Mischkonzept mit begleitenden Hilfen von Einzelwohnungen bis zu Sammelunterkünften“. Sie findet es ärgerlich, dass die Not der Flüchtlinge zum Wahlkampfthema gemacht wurde. „Wir sind für eine dezentrale Unterbringung, denn wir hatten ja schon mal große Probleme in der Sammelunterkunft Mahlastraße 35“, sagt . Das Mehrfamilienhaus Eulenburg durch die Stadt dafür aufzukaufen, lehnt sie als menschenunwürdig ab. Dagegen hält sie das frühere Hotel Frankenthaler Hof in der Wormser Straße als Sammelunterkunft für geeignet. Im Notfall gingen auch Container, da diese sehr gut ausgestattet seien. sieht Bedarf für eine Unterbringung in über die Stadt verteilten Wohnungen und eine Sammelunterkunft. „Wir kommen um eine zentrale Lösung wie die Eulenburg nicht herum“, sagt er Realismus fordernd. Container lehnt er ab wegen einer Ghettoisierung. Entscheidend für die Akzeptanz sei, dass die Stadt Helfer zur Seite stelle, die Flüchtlingen die Regeln des Zusammenlebens vermitteln. Er fordert „ein humanes Menschenbild“. warnt davor, beim Umgang mit diesem Thema Emotionen zu schüren. Die Stadt werde „nicht um eine zentrale Anlaufstelle für Flüchtlinge herumkommen“. Es sei aber auch sinnvoll, sich auf dem Wohnungsmarkt umzuschauen. Ein falsches Signal wäre es nach seiner Ansicht, Flüchtlinge in Containern unterzubringen. Flüchtlinge sollten auf jeden Fall in Wohnungen untergebracht werden, findet . Container führten zur „Ghettoisierung“. Dass Sammelunterkünfte fragwürdig seien, habe er persönlich erfahren: Als Spätaussiedler sei er mit 13 Jahren nach Frankenthal gekommen und habe zunächst in einem solchen Quartier in der Mahlastraße gewohnt: „vier Personen in einem Zimmer, Duschen und Toiletten außerhalb. Da will man nur noch raus.“ Es gibt zunehmend wieder Klagen von Bürgern über Grundwasserprobleme. Was ist zu tun? erwartet vom Land, „dass das Grundwassermanagement umgesetzt wird“. Die Entwässerungsgräben müssten wieder zu einem geschlossenen System werden. Es gelte auch, noch einmal einen Anlauf für örtliche Pumplösungen nach dem Beispiel Pilgerpfad – mit Kostenbeteiligung der Bürger – zu machen. verlangt eine grundsätzliche Lösung unter Einbeziehung aller Beteiligten von den Hauseigentümern über die Landwirte bis zu den Wasserzweckverbänden. Ein erneutes Pumpenangebot an die Hausbesitzer als einzige Maßnahme bewertet sie skeptisch. Bei einer weiteren Ablehnung wäre diese Möglichkeit „verbrannt“. „Wir brauchen ein Grundwassermanagement“, fordert . Renaturierungen dürfe es nur geben, wenn Erhöhungen des Grundwasserspiegels ausgeschlossen seien. Den Landwirten sollte erlaubt werden, bis zu einem gewissen Niveau Grundwasser zu fördern. „Pumpenprojekte, die die Hausbesitzer viel Geld kosten, bringen zurzeit nichts“, meint sie dagegen. Im Zusammenhang mit dem Grundwasser sollte laut der Verbindungskanal Eppstein-Süd und Isenach nochmals thematisiert werden, da der Neugraben zugeschüttet wurde. „Wir sind auch bereit für einen zweiten Anlauf für eine Pumpenlösung wie im Pilgerpfad“, sagt er. Einen Einfluss des Altrheingrabens auf das Grundwasser sieht er nicht. „Wir müssen das Problem ernst nehmen“, verlangt . Wer Hilfe brauche, müsse sie bekommen. In den letzten Jahren habe man gesehen, „dass es generelle Lösungen nicht geben wird“. Wo es Grundwasserprobleme gebe, sollte „im Sinne der bestehenden Grundwasser-Schutzprojekte noch einmal ein Anlauf gemacht werden.“ Wenn Kleingärtner ihre Anlagen mit Grundwasser bewässern dürften, könnten sie einen kleinen Beitrag zur Entspannung leisten, glaubt . „Pumpen einzusetzen dort, wo es Probleme gibt, ist auch ein möglicher Weg.“ Ansonsten müsse man die Wasserläufe entsprechend ausbauen „und auch pflegen“. (spi/tb)

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