Frankenthal Förderverein erinnert an Flucht jüdischer Familien

Im Mai ist eine Fahrt zur Gedenkstätte Konzentrationslager Osthofen geplant.
Im Mai ist eine Fahrt zur Gedenkstätte Konzentrationslager Osthofen geplant.

Mit einem Vortrag im April will der Förderverein für jüdisches Gedenken Frankenthal die Schicksale jüdischer Familien aus der Stadt beleuchten, denen die Flucht vor dem nationalsozialistischen Terror gelang. Für 2024 sind zudem eine Fahrt in die Gedenkstätte KZ Osthofen und die jährliche Aktion zur Reinigung der Stolpersteine geplant.

Rund 4000 pfälzische Juden konnten sich vor der Ermordung durch die Nationalsozialisten retten, wie der Förderverein jüdisches Gedenken berichtet. Auch in Frankenthal hätten zur Zeit des Dritten Reichs Transportcontainer auf der Straße gestanden, um das Mobiliar jüdischer Familien zu verladen, Um freiwillige Ausreisen habe es sich dabei nicht gehandelt, sondern um Flucht vor dem nationalsozialistischen Terror, betont Herbert Baum. Der Vorsitzende des Fördervereins will in einem Vortrag am Donnerstag, 4. April, 19 Uhr, im Bildungszentrum der Volkshochschule (VHS) Frankenthal (Schlossergasse 10) die Fluchtwege dieser Menschen in den Blick nehmen. Der Eintritt zu der Veranstaltung ist frei.

Wie Baum informiert, lebten 1933 noch rund 300 Juden in Frankenthal. 1940 sei die Stadt dann „judenrein“ gewesen, wie die offiziellen Stellen zynisch mitgeteilt hätten. In seinem Vortrag gehe er zunächst auf die verschiedenen Phasen der rechtlichen, ökonomischen, gesellschaftlichen und kulturellen Ausgrenzung der Juden in Deutschland ein. Dann beschreibe er die Flucht mehrerer jüdischer Familien aus der Stadt.

Flucht nach Palästina

Da ist etwa die Geschichte des 35-jährigen Friedrich Reinhard, der bereits im November 1933 zusammen mit seiner Frau nach Palästina flüchtete. 1937/38 gelang der Familie des Kantors Heinrich Schottland die Ausreise in die USA. Schottland wurde dort 1954 zum Rabbiner ordiniert und gründete eine angesehene jüdische Gemeinde. Dieses Glück hatten Moritz und Meta Nachmann vom gleichnamigen Kaufhaus in der Bahnhofstraße nicht. Sie wurden im Konzentrationslager (KZ) Theresienstadt ermordet. Ihren drei Söhnen gelang die Flucht in die USA. Der angesehene Rechtsanwalt Robert Blum sah sich gezwungen, sein Wohnhaus in der Max-Friedrich-Straße 4 und seine Kanzlei in der Westlichen Ringstraße 29, zu verkaufen – für rund 60.000 Reichsmark. Durch Steuern und Abgaben blieb von dem Geld kaum etwas übrig. Am 21. Juni 1939 flüchtete die Familie mit ihren beiden Töchtern nach Sao Paulo in Brasilien. Die jüngste Tochter, Hannelore Blum-Schonmann, besuchte 2013 Frankenthal.

Stolpersteine erinnern auch in Frankenthal an die Schicksale jüdischer Mitbürger zur Zeit des Nationalsozialismus. Bei einer Fre
Stolpersteine erinnern auch in Frankenthal an die Schicksale jüdischer Mitbürger zur Zeit des Nationalsozialismus. Bei einer Freiwilligenaktion im September sollen sie wieder gereinigt werden.

Herbert Baum leitet auch eine Fahrt der VHS am Mittwoch, 15. Mai, in die Gedenkstätte KZ Osthofen. Wie Baum berichtet, erließ Reichskanzler Adolf Hitler bereits am 28. Februar 1933 – nur wenige Wochen nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten am 30. Januar 1933 – die „Verordnung zum Schutz von Volk und Staat“, die den NS-Terror gegen politische Gegner der Regierung und erklärte Feinde des Regimes legitimierte. Überall in Deutschland wurden vorhandene Gefängnisse wie etwa in Frankenthal oder leerstehende Kasernen und Fabrikhallen genutzt, um Regierungsgegner zu verhaften. In Osthofen wurde dafür eine leerstehende Papierfabrik beschlagnahmt.

Helfer willkommen

Treffpunkt für die Fahrt ist um 11.45 Uhr am Hauptbahnhof Frankenthal. Die Rückkehr aus Osthofen ist gegen 17 Uhr geplant. Die Teilnahmegebühr beträgt elf Euro. Anmeldungen sind bei der VHS unter Telefon 06233 349203 oder per E-Mail an info@vhs-ft.de möglich.

„Wir schaffen was!“ lautet das Motto am Freiwilligentag der Metropolregion am Samstag, 21. September. Beim Förderverein für jüdisches Gedenken Frankenthal steht dann laut Mitteilung von 11 bis 14 Uhr die jährliche Reinigungsaktion der 109 Stolpersteine in der Stadt an. Helfer sind willkommen.

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