Frankenthal „Es lohnt sich zu streiten“

2015 könnte für Siemens in Frankenthal schwieriger werden als das „gute“ Jahr 2014. Für Hilmar Feisthammel, den Vorsitzenden des Betriebsrats, ändert das nichts an der Grundüberzeugung, dass es sich „lohnt, die Mitbestimmungsmöglichkeiten, die wir haben, auszuschöpfen“.

Rund 580 Mitarbeiter (Auszubildende nicht mitgerechnet) bauen bei der Siemens Turbomachinery Equipment GmbH an der Heßheimer Straße Dampfturbinen und Verdichter. Seit 2006 gehört die 1899 gegründete frühere AG Kühnle, Kopp & Kausch (KK&K) zur Siemens-Sparte Energy. Im Siemens-Konzern läuft ein Umstrukturierungsprozess, der mit dem Abbau von Arbeitsplätzen in Deutschland verbunden ist (wir berichteten). Dem Frankenthaler Betriebsrat lägen jedoch keine Informationen vor, dass das hier erneut zum Thema werden könnte, bekräftigt Feisthammel. Allerdings: Wie sich der Markt angesichts anhaltende Nachfrageschwäche im Kraftwerksbau, der Krisen in Südeuropa und der Probleme in der Ukraine und Russland im laufenden Jahr entwickeln werde, bleibe abzuwarten. Dass es zu einer „gewissen Unterauslastung“ des Werks kommen könnte, sei derzeit nicht auszuschließen. Andererseits verfolge man aufmerksam, wie sich der Erwerb des führenden US-Turbinenherstellers Dresser-Rand durch Siemens auswirke, sagt der 49-jährige Vorsitzende des Betriebsrats. Im günstigsten Fall könnten sich dadurch positive Impulse für das pfälzische Werk ergeben. Feisthammel, der sich hauptamtlich um die Belange der Mitarbeiter kümmert, und seine nicht freigestellten Betriebsratskollegen Bernhard Krug (50) und Reinhard Schweitzer (52) sind schon viele Jahre im Werk. „Ich habe Zerspaner und Dreher gelernt“, berichtet Feisthammel, der 1982 im Betrieb angefangen hat. 1998 schaffte er den Sprung in den Betriebsrat, seit drei Jahren ist er Vorsitzender. Seine „sozialpolitische Einstellung“ motiviere ihn, sagt der IG-Metaller: „Es lohnt sich zu diskutieren und zu streiten, und es macht auch Spaß, sich mit Menschen auseinanderzusetzen.“ Das sehen Krug und Schweitzer auch so. „Ich bin bald 30 Jahre hier“, sagt der gelernte Schlosser Krug, der in der Montage arbeitet. „Am Anfang war ich Ersatzmitglied, seit fünf Jahren bin ich ordentliches Mitglied.“ Auch Schweitzer kennt viele Etappen der Unternehmensgeschichte aus eigenem Erleben: Anfang der 90er-Jahre habe er „den größten Stellenabbau am Standort überlebt“, aber auch den folgenden Wiederaufstieg. Der 52-jährige, der von Blechschlosser auf Schweißer umgesattelt hat, leitet als gewählter Sprecher das Team einer Produktions-Insel. Im Betriebsrat aktiv ist er seit etwa zehn Jahren. Elf Mitglieder hat der Siemens-Betriebsrat. Dass dazu mittlerweile „drei ehemalige Jugendvertreter“ gehören, hebt Feisthammel besonders hervor. Die Jugend einzubinden sei wichtig. Dass Siemens Frankenthal mit rund 60 Auszubildenden und Berufsakademie-Studenten breit aufgestellt sei, gehöre zu den Stärken des Standorts. Positiv bei der Gewinnung von Nachwuchs wirke sich auch das große Aufgabenspektrum des Werks aus: „Entwicklung, Einkauf, Konstruktion, Fertigung, Prüffeld, Vertrieb – all das haben wir hier, und das gibt Bewerbern Anreize.“ „Wir sind ein attraktiver Standort für Auszubildende“, betont auch Schweitzer; das lasse sich an den Bewerbungen ablesen. „Sehr positiv hat sich der Service entwickelt“, berichtet Feisthammel. „Mit den Außenmonteuren sind das über 100 Leute.“ Bewährt habe sich, dass es für den Service eine eigene Fertigungsabteilung mit entsprechendem Know-how gebe. Guter, kompetenter Kundendienst zahle sich aus – auch in der Konkurrenz mit preisaggressiven Mitbewerbern, die keine Originalteile liefern könnten. Für ältere Kollegen im Werk gebe es bereits „vernünftige Regelungen“, erklärt der Betriebsratsvorsitzende und nennt als Stichworte Arbeitssicherheit und Betreuung durch einen Werksarzt. Dennoch sei das ein Gebiet, das den Betriebsrat weiter beschäftigen werde. Es gelte, immer auch rechtzeitig zu bedenken, was es bedeute, wenn Kollegen in den Ruhestand gingen. Denn: „Da geht auch immer viel Wissen raus“ – nicht zuletzt über die Art und Weise, wie Zusammenarbeit am besten organisiert werden könne. (spi)

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