Hessheim Ein Weltstar des Jazz und seine Liebe zur Provinz

Richie Beirach.
Richie Beirach.

Er ist einer der wichtigsten Pianisten des zeitgenössischen Jazz – und lebt in Heßheim: Richard Alan „Richie“ Beirach hat vor vielen Jahren in der Vorderpfalz seine neue Heimat gefunden. Hier feiert er am 23. Mai seinen 75. Geburtstag.

Dass Richie Beirach einmal in Heßheim leben würde – das war ihm nun wirklich nicht an der Wiege gesungen. Geboren wurde er 1947 und damit kurz nach dem Zweiten Weltkrieg in der damals vielleicht aufregendsten Stadt der Welt, in New York City, genauer: im Stadtteil Brooklyn. Bis 2001 hat er dort gelebt. Die Stadt hat ihn persönlich geprägt und musikalisch sozialisiert. Seit er fünf Jahre alt war, lernte er Klavier spielen, übte fleißig, lernte die Welt der Klassik kennen. Im Alter von zwölf Jahren entdeckte er dann das Album „Milestones“ von Miles Davis, sah den legendären Trompeter später auch live, auch John Coltrane und viele andere Größen des Jazz.

Im New York der 1970er Jahre

Da er damals nicht in einem vorderpfälzischen Dorf lebte, sondern in New York, waren seine Kumpels aus der Nachbarschaft Michael und Randy Brecker, John Abercrombie, David Liebman. Mit ihnen, die alle Karriere als Musiker machten, spielte er in wechselnden Besetzungen zusammen. 1973 wurde er Mitglied bei David Liebmans Gruppe Lookout Farm, vier Jahre später erschien sein Solodebüt „Hubris“ auf dem legendären Label ECM. In den 1980er-Jahren veröffentlichte Beirach weitere Soloalben und spielte bei Liebmans Formation Quest. In den 1990er-Jahren arbeitete er viel in Trio-Besetzungen. 2001 entschied er sich, seine Heimatstadt zu verlassen. Er mochte die Stimmung in New York nicht mehr – und auch die Jazzszene nicht. Konservativ, rückwärtsgewandt hat er sie einmal genannt.

Professor in Leipzig

Beirach verschlug es nach Deutschland, an die Felix-Mendelssohn-Bartholdy-Musikhochschule in Leipzig, wo er bis 2015 unterrichtete. Mit großem Spaß, er hätte auch noch weiter gemacht. Das Gesetz ließ es nicht zu, aus Altersgründen. Seine Meisterschülerin Regina Litvinova und ihr Lebenspartner, der Schlagzeuger Christian Scheuber, luden ihn in ihr Haus nach Heßheim ein. Und so verschlug es ihn in die Vorderpfalz. Die beiden, mit denen er auch im Trio Musik zu machen begann, seien seine neue Familie, sagte er gerne über Litvinova und Scheuber. Seine eigenen Eltern leben nicht mehr.

Schwere Zeit in der Pandemie

Die vergangenen Jahre sind für Richie Beirach nicht immer einfache gewesen. Die Corona-Pandemie zwang ihn, der jahrzehntelang permanent unterwegs gewesen und ein international gefragter Künstler war, zu Hause zu bleiben. Wegen seines Alters und seiner angeschlagenen Gesundheit musste er vorsichtig sein. Streaming-Konzerte seien gar nicht sein Ding, sagte er im März der RHEINPFALZ: „Die Verbindung zum Publikum ist für mich heilig, und sie ist notwendig. Als improvisierender Musiker brauche ich diese Interaktion.“ Ein schwerer Schlag war der Tod seines Freundes Christian Scheuber am 20. Juni 2021.

An Schaffenskraft mangelt es Beirach aber nach wie vor nicht. Vor wenigen Monaten hat er gemeinsam mit seinem alten Freund Dave Liebman eine CD-Box mit nicht weniger als fünf CDs unter dem Titel „Empathy“ veröffentlicht.

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