Frankenthal Bob Dylan trifft Beethoven

Eine der drei Gesangssolisten des Abends: Pe Werner.
Eine der drei Gesangssolisten des Abends: Pe Werner.

„Colours of Freedom“ – Farben der Freiheit – heißt ein gemeinsames Projekt des Mannheimer Capitol-Ensembles, der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz in Ludwigshafen und Sängern. Zu erleben ist das Crossover-Projekt aus Klassik und Pop heute um 19.30 Uhr im Mannheimer Capitol.

„Den Geist der Freiheit suchen bei Klassikern und Rockern“, so beschreibt Georg Veith, der künstlerische Leiter des Capitol-Ensembles, die Idee. Die Staatsphilharmonie wird bei dem gemeinsamen Konzert klassische Werke spielen, das Capitol-Ensemble mit den Gastsängern Pe Werner, Beatix Reiterer und Alex Melcher beteiligt sich mit Pop-Songs. Auch gemeinsame Stücke sind vorgesehen. Mit dem Projekt wird eine Zusammenarbeit fortgesetzt, die 2017 mit „Life is a Cabaret“ vielversprechend begonnen hat. Ziel ist es, Grenzen zwischen musikalischen Genres zu überwinden. „Colors of Freedom“ ist entstanden zum 50-Jahre-Jubiläum der Studentenproteste von 1968, dem Aufstand der Jugend in Deutschland, Frankreich und den USA. Georg Veith hat vier Themenblöcke gebildet: Empörung, Vision, Kampf und Befreiung. Zu den Pop-Stücken gehören unter anderem Pink Floyds „Another Brick in the Wall“, Bob Dylans „The Times They Are A-Changing“ und John Lennons „Give Peace a Chance“. Die Überwindung von Grenzen, Konventionen und Traditionen taucht gerade in der Musik als Thema immer wieder auf. Das spiegeln die Beiträge der Staatsphilharmonie wider: Zu hören gibt es Sätze aus Beethovens Sinfonie Nr. 3, der „Eroica“, die neu und revolutionär für ihre Zeit die Gattung Sinfonie für immer veränderte. Sätze aus Dvoraks Sinfonie Nr. 9 „Aus der neuen Welt“ spiegeln Aufbruchstimmung wider. Charles Ives „The Unanswered Question“ war 1908 ein Werk, das seiner Zeit voraus war. Bernard Stevens schrieb seine „Symphony of Liberation“ zum Ende des Zweiten Weltkriegs. Auf die Begegnung von Klassik und Pop freuen sich auch die drei Gesangssolisten. Eigentlich war neben Pe Werner und Alex Melcher auch die Deutsch-Italienerin Roberta Valentini als Sängerin vorgesehen. Die ist allerdings kurzfristig erkrankt und wird nun durch Beatrix Reiterer ersetzt. Die gebürtige Südtirolerin spielt seit bald 20 Jahren in Musicals wie „Chicago“, „Les Miserables“, „My Fair Lady“, „Cabaret“ und „Phantom der Oper“ auf der Bühne. Aktuell spielt sie im Mannheimer Capitol in „Karl Drais – Die treibende Kraft“. Die Arrangements der gemeinsamen Stücke bei „Colors of Freedom“ haben Sebastian Henzl und Konrad Hinsken geschrieben. Die beiden genießen auch das Vertrauen von Michael Kaufmann, dem Intendanten der Staatsphilharmonie. „Wichtig ist, dass man solche Genre-übergreifenden Projekte von Beginn an seriös aufstellt und keine halben Sachen macht. Man muss sehr gute Arrangeure verpflichten, die sowohl im Klassik- wie im Popbereich zu Hause sind“, betont Kaufmann. Für den scheidenden Intendanten ist es das letzte Projekt mit der Staatsphilharmonie. Die Zusammenarbeit mit dem Capitol sei eine große Bereicherung, denn sie eröffne ganz unkompliziert einen Weg zu klassischer sinfonischer Musik. Die Unterscheidung von ernster klassischer Musik und heiterer Unterhaltungsmusik sei ohnehin schon immer falsch gewesen, meint Kaufmann. Wichtig sei bei der Zusammenarbeit, dass alle Musiker und das Orchester gleichwertig die Stars seien – und niemand als bloßer Begleiter in den Hintergrund rücke. Das unterscheide die Zusammenarbeit mit dem Capitol von anderen Crossover-Projekten.

x