Frankenthal Antwort in 24 Stunden

Machen sich mit der Technik vertraut: Hausarzt Michael Gurr (vorne) erklärt seinem Patienten Thomas Charlier sowie Roland Engeha
Machen sich mit der Technik vertraut: Hausarzt Michael Gurr (vorne) erklärt seinem Patienten Thomas Charlier sowie Roland Engehausen (rechts), Vorstand der IKK Südwest, wie die Online-Sprechstunde funktioniert.

Rund 150 Patienten nutzen derzeit die Online-Sprechstunde des Allgemeinmediziners Michael Gurr aus Eisenberg. Gemeinsam mit dem Informatiker Hans-Georg Schleißinger hatte er 2016 eine Website entwickelt, die es Patienten ermöglicht, auf digitalem Weg Kontakt aufzunehmen. Seit Kurzem übernimmt diese Leistung die IKK Südwest für ihre Versicherten.

Versicherte bei der IKK Südwest müssen künftig, wenn sie die Online-Sprechstunde nutzen, nicht mehr selbst zahlen. Die Krankenkasse hat nach eigenen Angaben als erste diese Leistung in ihren Gebührenkatalog aufgenommen. IKK-Vorstandsmitglied Roland Engehausen sieht den Vorteil darin, dass keine Wartezeiten in der Praxis entstehen, und der Patient nicht an Sprechstunden gebunden ist. Das Konzept, das Gurr und Schleißinger entwickelt hätten, sei einzigartig in Deutschland. Die Digitalisierung erleichtere dem Arzt wie dem Patienten vieles, ist sich Engehausen sicher. Dies sei auch der Grund gewesen, weshalb sich die IKK für eine Kooperation entschlossen habe. Gurr hofft nun auf weitere Krankenkassen, die die Kosten zwischen zehn und 30 Euro, die als sogenannte IGeL-Leistung dem Patienten berechnet werden, übernehmen. „Ich habe schon mehrere Krankenkassen angesprochen, nun muss man abwarten“, erklärt Gurr. Bis zu drei Anfragen am Tag erhält der 53-Jährige und beantwortet diese innerhalb von 24 Stunden. Dies ersetze nicht den Arzt-Patienten-Kontakt, doch es sei in vielen Fällen sinnvoll, die Online-Sprechstunde ergänzend zu nutzen, so Gurr. Voraussetzung ist, dass der Ratsuchende Patient des Arztes ist. Etwa 20 weitere niedergelassene Ärzte haben sich laut Gurr bereits für das Portal entschieden und beraten Patienten digital. 20 bis 30 Prozent der regulären Arztbesuche könnten künftig mit dem Online-Sprechzimmer abgedeckt werden, glaubt der Hausarzt, der im Quartal bis zu 2000 Patienten behandelt. Dabei gehe es um Fragen zur Einnahme von Medikamenten oder auch um erste Einschätzungen, wenn keine Untersuchung notwendig sei. Auch im Urlaub könne man so Kontakt mit dem Arzt aufnehmen. „Danach kann ich immer noch entscheiden, ob der Patient einbestellt werden muss“, sagt Gurr. Im Vergleich zu Video-Sprechstunden, die es bereits gibt, sei der Chat zeitunabhängig, zählt der Mediziner einen weiteren Vorteil auf. Patient Thomas Charlier (43) aus Asselheim ist überzeugt: „Das ist für mich eine enorme Zeitersparnis. Zudem kann ich immer wieder nachlesen, welche Information ich von Dr. Gurr erhalten habe.“ Der Chat bleibe 24 Stunden geöffnet. Wenn keine weiteren Fragen vom Patienten mehr kämen, werde er geschlossen, ergänzt Gurr. Sicherheitsbedenken, dass die Daten in falsche Hände gelangen könnten, hat Charlier nicht. „Wir haben uns bewusst nicht für eine App entschieden, denn die kann Sicherheitslücken aufweisen“, erklärt IT-Experte und Mitentwickler Hans-Georg Schleißinger. Es handle sich hierbei um eine Website, deren Daten verschlüsselt in einem Rechenzentrum gebündelt werden.

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