Frankenthal Wunderfinger und Erscheinungen

Der Münchener Ludwig Seuss spielt mit seiner Band Blues, Cajun und Zydeco.
Der Münchener Ludwig Seuss spielt mit seiner Band Blues, Cajun und Zydeco.

„Die Bands sind gebucht, die Spielstätten sind bereit und die Einwohner sind vorgewarnt“, schreibt Volker Budde. Letzteres ist wohl auch dringend angeraten, wenn er am Samstag, 14. Juli, zum 17. Mal das ganze Dorf bespielen will mit seiner Langen Nacht des Jazz in Großkarlbach. Sieben Bands treten von 20.30 bis um 1 Uhr nachts in sechs Höfen und der protestantischen Kirche auf. Und der Ort soll wieder zur großen Flaniermeile werden.

Es sind die frühen traditionellen Stile, die Initiator Volker Budde bei seinem Festival über die Jahre zum Programm gemacht hat: vom Ragtime als Vorläufer des Jazz über Blues und Zydeco bis zum Swing. Zugkräftiges Markenzeichen der Langen Nacht des Jazz ist zudem das Ambiente im Dorf selbst mit seinen verwinkelten rustikalen Mauern. Die Enge der Höfe schafft eine intime Atmosphäre zwischen Musikern und Publikum und so eine Bühne für direkte Interaktion. Die älteste Spielstätte des Festivals ist die protestantische Kirche, deren Turm aus dem 12. Jahrhundert stammt. Hier treten mit Elke Wunderle und Andreas Finger Lokalmatatoren auf. Unterstützt wird das Duo Wunderfinger von dem Soulsänger und Perkussionisten Jimi Carrow aus New York, der in Heidelberg eine Wahlheimat gefunden hat. Im Caféhaus am Eckbach ist wie schon in den Vorjahren der Blues zuhause. Das Trio The Bunch Bluesband mit Musikern aus Baden und Nordelsass hat sich einer moderneren Variante verschrieben. Frontmann ist der Sänger Christian Fischer, der auch Longscale Bass, Keyboard und Bluesharp spielt. An der Gitarre ist Michael Plener zu hören, der auch in anderen Bands wie Brotherhood mitmischt. Und Schlagzeuger Jörg Mattern war jahrzehntelang mit Al Jarreau und Boney M. unterwegs. Im Alten Weingut hat der Sieben Mühlen Kunst- und Kulturverein sein Domizil. Hier tritt die Ludwig Seuss Band auf, die sich auf New Orleans R&B, Cajun und Zydeco spezialisiert hat. 13 CDs hat das Ensemble um den Münchner Pianisten schon veröffentlicht. Der hat sich als Blues- und Boogie-Pianist unter anderem bei der Spider Murphy Gang sowie als Akkordeonist einen Namen gemacht. Im Sekthof spielt der Hot Club d’Allemagne, das – wie der Name schon erahnen lässt – ganz in der Tradition des 1934 von Django Reinhardt und Stéphane Grappelli gegründeten Quintette du Hot Club de France steht. Die Mischung aus Jazz und Sinti-Musik hat es auch dem Gitarristen Karl-Heinz Vogel und dem Geiger Thomas Prokein angetan. Später stießen Gunter Pasler am Kontrabass und Franziskus Sparsbrod an der Gitarre als Rhythmusgruppe zur Band. Im Sternenhof ist das Blech im Einsatz mit Brazzo Brazzone & The World Brass Ensemble. Um die Gründung der Band durch den Trompeter Daniel Zeinoun 2012 rankt sich eine Legende, die für den Bandnamen ausschlaggebend war. Ihm sei im Traum sein ihm bis dahin gänzlich unbekannter italienischer Urgroßvater Brazzo Brazzone erschienen, der ihn zur Gründung der Italo-World-Groove-Brass-Band inspiriert habe. Der Sound der Band ist geprägt durch einen wilden Stilmix aus Jazz, Rock, Funk, Latin und Balkanbeats. Mit einer solchen Bandgeschichte dürften die Musiker im Sternenhof gut aufgehoben sein. Im Bärenhof in der Kändelgasse spielt die Band Acoustic Colour, die bekannte Pop- und Latinsongs akustisch umdeutet. Stücke von Al Jarreau, Sting, Herbie Hancock und Paul Simon finden sie genauso im Repertoire wie Lieder von Alicia Keys und Michael Bublé. Und auch Standards von Duke Ellington und Irving Berlin stehen auf dem Programm. Die Besetzung von Acoustic Colour: Tina Skolik (Gesang), Martin Müller (Kontrabass), Philipp Huchzermeier (Keyboard), Andreas Rauth (Schlagzeug) und Uwe Bayerle (Saxofon). In der Rheinmühle ist seit vielen Jahren der Posaunist und Arrangeur Alexander Katz mit verschiedenen Formationen zuhause. Mit Al Cat & The Roaring Tigers spielt er zum 100. Geburtstag des amerikanischen Schlagzeugers Buddy Rich eine Auswahl an Songs aus dessen Bigband-Notenmappen. Zum anderen präsentiert er ein abendfüllendes Programm mit Songs aus Hollywood-Filmen des US-Schauspielers Humphrey Bogart, der vor 60 Jahren starb. Termin Lange Nacht des Jazz am Samstag, 14. Juli, 20.30 Uhr bis 1 Uhr. Die Höfe sind ab 19 Uhr geöffnet und servieren auch Speisen. Karten kosten 18 Euro an der Abendkasse, 16 Euro im Vorverkauf bei Volker Budde, Telefon 06238 3301, im Versicherungsbüro Riegel & Mayer, 06238 989144 und im Caféhaus am Eckbach, 06238 4498. Weitere Informationen finden sich im Netz unter www.grosskarlbacher-jazz.de.

Brazzo Brazzone & The World Brass Ensemble
Brazzo Brazzone & The World Brass Ensemble
Acoustic Colour hat neben Jazz handgemachte Bearbeitungen von aktuellen und altbekannten Pophits im Programm.
Acoustic Colour hat neben Jazz handgemachte Bearbeitungen von aktuellen und altbekannten Pophits im Programm.
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