Frankenthal Vom Mafioso zum Schwiegersohn

Mit Schlagern der 50er- und 60er-Jahre im Gepäck macht sich Familie Schafferl samt Oma im Oldtimer auf den Weg an den Gardasee.
Mit Schlagern der 50er- und 60er-Jahre im Gepäck macht sich Familie Schafferl samt Oma im Oldtimer auf den Weg an den Gardasee.

Diese Resonanz hat Regisseur Sascha Stegner überrascht: Das Publikum beklatschte im Theater Alte Werkstatt (TAW) die ausverkaufte Premiere der Musikkomödie am Donnerstag so begeistert, dass eigentlich eine musikalische Zugabe fällig gewesen wäre. Anhaltender Applaus rief die Darsteller fünfmal zurück auf die Bühne.

Welche Symptome sollte eine gute Schlagerkomödie beim Publikum hervorrufen? Mitlachen und Mitsingen! Christian Struppecks „Wochenend` und Sonnenschein“ hat das Zeug dazu: Songs wie „Über sieben Brücken musst du geh’n“ und die „Capri-Fischer“ schaffen ein Wir-Gefühl, das aus den Zuschauern Choristen macht und eine Stimmung wie bei einem guten Open-Air-Konzert zaubert. Dazu kam eine rasant-witzige Handlung, die Urlaubs-Schlager der 1950er- und 60er-Jahre wie der richtige Klebstoff verband. Die sechs Darsteller baden in Klischees von Familienbeziehungen voller Liebe und Hass. Und die 15 Songs, die sie vom Solo bis zum Sextett einschieben, sind wie maßgeschneidert für 120 kurzweiligen Bühnenminuten. Die Ausgangslage: Das Feuer der ehelichen Leidenschaft glimmt bei Elvira und Günther Schafferl nur noch sachte. Weil der stoffelige Günther seit einem Jahrzehnt lieber in seiner Kfz-Werkstatt schraubt als an seiner Gattin. Während Elvira glücklos im Haus herumwirtschaftet und bedrückt vor sich hin trällert: „Das bisschen Haushalt macht sich von allein – sagt mein Mann!“ Töchterchen Klara ist ebenfalls deprimiert. Die 17-Jährige studiert lieber Beziehungsratgeber, als sich auf einen Kandidaten ihrer Träume einzulassen. Und besingt mit „Wunder gibt es immer wieder“ ihre Hoffnung auf den Traumprinzen. Statt eine Fernreise zu buchen, erwirbt Günther einen Oldtimer, den er liebevoll Elmar tauft. Damit kutschiert er die Mischpoke an den Gardasee. Der Urlaub hat freilich mit diversen technischen Unzulänglichkeiten Elmars zu kämpfen. Und mit einigen hausgemachten Zwistigkeiten, die von der kratzbürstigen Oma Margarete fleißig geschürt werden. Da Omas Altersheim abgebrannt ist, hockt sie nun auf dem Rücksitz. Was die brave Familie Schafferl nicht ahnt: Im Fond des Wagens ist die Beute eines Banküberfalls versteckt. So wird sie alsbald von den Mafiosi Luigi und Carlo verfolgt. Als Günther bei „Ich geb Gas, ich geb Gas“ einen Krampf im Gasfuß bekommt, scheint die Reise in einer Katastrophe zu enden. Am Ende aber wird doch alles gut, und man singt und genießt vereint und verliebt „Wochenend’ und Sonnenschein“. Die Komödie mit Musical-Charakter profitiert von den facettenreichen Charakteren und vom sängerisch größtenteils starken Ensemble. Mit Maroin Mhadhbi in der Rolle des Luigi ist ein ausgebildeter Musicaldarsteller im TAW zu Gast. Neben dem sich Melanie Schlüter (Clara), Maria Breuer (Elvira) und Jürgen Walter (Günther) mit ihren Gesangsqualitäten nicht zu verstecken brauchen. Stimmlich einen Deut schwächer sind Angelika Dietrich (Oma) und Werner Metzler (Carlo). Dies bügeln sie jedoch durch bestechende Komik wieder aus: Dietrich gibt eine Schwiegermutter ab, die sich mit trockenem Humor in die Herzen der Besucher spielt. Und Metzler punktet mit italienischem Jargon in Pfälzer Mundart. Eine erfrischende musikalische Revue voller überraschender Einfälle des Koblenzer Gast-Regisseurs, die an Qualität noch gewinnen könnte, wären die eingespielten Playbacks ein paar Dezibel leiser. Karten Tickets gibt es im Theater Alte Werkstatt unter Telefon 06233 354 826, per E-Mail an karten@tawfrankenthal.de und auf der Internetseite www.tawfrankenthal.net.

x