Frankenthal Theaterspielen gibt Schülern Selbstbewusstein

Ihre Rollen verteilen die Schüler der Theater-AG an der Friedrich-Ebert-Grundschule selbst. Hier eine Probenszene aus dem „Sams“
Ihre Rollen verteilen die Schüler der Theater-AG an der Friedrich-Ebert-Grundschule selbst. Hier eine Probenszene aus dem »Sams«.

Eine Aufgabe im Team meistern, selbstbewusst werden: Beim Bühnenspiel lernen Schüler fürs Leben. An sechs Schulen in Frankenthal gibt es ein Theater- oder Musicalangebot. Wir haben uns mal bei den Kleinen in der Friedrich-Ebert-Grundschule und bei den Großen im Karolinen-Gymnasium umgeschaut.

Die Kinderbuchklassiker kennen die Schüler der Friedrich-Ebert-Grundschule vor allem aus dem Kino – aufgemotzt mit technischen Effekten. „Das funktioniert aber auf der Bühne nicht, erkläre ich den Kindern“, erzählt Elisabeth Weiler. Seit zehn Jahren bietet die Pädagogin die Theater-AG an, an Interessenten hat es noch nie gemangelt. „Grundschüler wachsen durch Theaterarbeit – sie gibt ihnen einen enormen Selbstbewusstseinsschub und ist ein tolles Gedächtnistraining“, sagt sie. Noch Jahre später würden sie ehemalige Schüler auf das Schultheater ansprechen. Die Stücke wählt Weiler aus den Bücherregalen der Kinder aus – Pippi Langstrumpf und Räuber Hotzenplotz und in diesem Jahr das Sams von Paul Maar.

Jeder ist Regisseur und Darsteller zugleich

20 Kinder der Friedrich-Ebert-Grundschule bringen die Abenteuer des rothaarigen Wesens mit Rüsselnase und blauen Punkten im Gesicht auf die Bühne. Einmal in der Woche treffen sich die Ganztagsschüler im Mehrzweckraum mit Lehrerin Elisabeth Weiler zur Theaterprobe. Gemeinsam mit den Dritt- und Viertklässlern überlegt sie, was mit einfachen Mitteln machbar ist. Jeder ist Regisseur und Darsteller zugleich und darf am Anfang alle Rollen ausprobieren. Die witzigsten Szenen werden als erste durchgespielt. „Dann schält sich allmählich heraus, wer zu welcher Rolle am besten passt.“ Gerade im Grundschulbereich sei das sehr wichtig – bei den Neun- und Zehnjährigen müssten die eigenen Charaktere dem Rollencharakter entsprechen. Das zu erkennen, überlässt Weiler den Schülern. „Ich will ihnen nichts überstülpen.“ In der Regel würden die Akteure die richtige Wahl treffen, sagt sie und berichtet von einem frechen Mädchen, das anfangs die Rolle der braven Lehrerin favorisiert hatte und sich nun als forsche Frau Rotkohl pudelwohl fühlt.

Komplett neue Gruppe am Karolinen-Gymnasium

Seit Oktober reist am Karolinen-Gymnasium (KG) die Theater-AG Dramonie in 80 Tagen um die Welt. Über 30 Rollen mit 70 Seiten Text umfasst die Abenteuerkomödie nach Jules Verne, die in einem Jahr reif zur Aufführung sein soll. Doch bis die 13 bis 15 Jahre alten Akteure zur eigentlichen Probenarbeit kamen, mussten sie sich erst einmal kennenlernen. Denn: „Das Ensemble ist komplett neu besetzt, weil die bisherigen Mitglieder in die Oberstufe aufgerückt sind und nicht mehr dabei sind“, sagt AG-Leiterin Karen Albrecht.

Im Januar war die Truppe ein fest zusammengeschweißtes Team, und Albrecht konnte die Rollen verteilen. Bei 17 Mitwirkenden muss jeder in mehrere Figuren schlüpfen, und es gibt seitenweise Text zu lernen. Aber das kann noch lange warten. Jetzt lässt die Lehrerin ihr Ensemble die ersten Szenen sprechen, mit dem Skript in der Hand und ohne Requisiten und Kostüme. „Sie agieren bewusst im völlig freien Raum, das regt die Vorstellungskraft an“, meint die Lehrerin für Musik und Deutsch, die sich das Wissen um Theaterarbeit selbst angeeignet hat.

„Man lernt, wie man spricht“

Zu Beginn jeder Probe gibt es ein Warm up: Jeder läuft durch die Gymnastikhalle und muss nach den Anweisungen Albrechts „eine schöne Körperpräsenz“ entwickeln. Schultern runter, Arme lockern – es geht zu wie im Sportunterricht. Dann bewegen sich alle in einer Rolle und skandieren ihren Lieblingssatz. Auf das Kommando „Freeze“ bleiben die Akteure wie eingefroren stehen und probieren den Satz mit unterschiedlichen Emotionen übertrieben intensiv.

„Was ist das für ein Geschrei?“, rezitiert Katharina, die die Hauptrolle des exzentrischen Gentleman Phileas Fogg spielt, mal klagend und dann wieder höchst erregt. „Super gestartet“, lobt Albrecht. „Jetzt noch das Sprechtempo drosseln und mehr Gestik rein.“ Zum Abschluss der Probe wird eine komplette Szene durchgespielt: Eine Teegesellschaft trifft sich, die Schauspieler deklamieren ihre Texte, während sie in der Halle umherlaufen. Lilli, die schon in der Grundschule in einer Theater-AG war, meint: „Im Gymnasium lernt man mehr, wie man spricht. Und es ist dynamischer, weil sich die Akteure in den Rollen stärker bewegen müssen.“

Die Serie

Wie findet man das passende Stück, wer baut die Kulissen und was heißt es, als Verein eine eigene Spielstätte zu finanzieren. Diesen Fragen gehen wir in der Serie nach. In loser Folge stellen wir Theatergruppen und Bühnenprojekte an Schulen und in Vereinen vor. Wenn Sie selbst aktiv sind, melden Sie sich gerne unter redfra@rheinpfalz.de in der Redaktion.

Zur Sache: Schultheater in Frankenthal

An sechs Frankenthaler Schulen wird derzeit Theater gespielt. Das teilt die Stadtverwaltung auf Nachfrage mit. In der IGS Robert Schuman Schule gibt es dazu ein eigenes Wahlpflichtfach: Darstellendes Spiel (DS) können die Schüler von der sechsten bis zehnten Klasse wählen. Das Fach hat denselben Stellenwert wie die Hauptfächer. In der Oberstufe wird DS als Grundkurs angeboten. Neben praktischer Schauspielarbeit erfahren die Schüler viel über Theatergeschichte und -theorien und besuchen Aufführungen. In jedem Jahrgang gibt es einen Kurs mit bis zu 25 Schülern, derzeit laufen an der IGS acht Kurse zu darstellendem Spiel. Die Theater-AG des Albert-Einstein-Gymnasiums Durchgespielt inszeniert aktuell „Maria Stuart“, während nebenan am Karolinen-Gymnasium die Gruppe Dramonie mit der Mittelstufe „In 80 Tagen um die Welt“ von Jules Verne einstudiert. Im Bereich der Grundschulen gibt es folgende Angebote: Die Albert-Schweitzer-Schule bietet eine Musical-AG an, und in der Friedrich-Ebert-Schule können die Ganztagsschüler bei der Theater-AG mitmachen. Die Erkenbert-Grundschule verfügt über keine eigene Arbeitsgemeinschaft für Theater, jedoch werden hier kleinere Stücke in den Klassen eingeübt. ous

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