Frankenthal Plaudereien über Jogi und Sané

Ein Ex-Nationaltorhüter beim Putten: Für den gebürtigen Wormser Timo Hildebrand war die Veranstaltung fast ein Heimspiel.
Ein Ex-Nationaltorhüter beim Putten: Für den gebürtigen Wormser Timo Hildebrand war die Veranstaltung fast ein Heimspiel.

«DIRMSTEIN.» Es war eine illustre Gesellschaft, die sich am Wochenende in Dirmstein zum Soccergolf Businesscup 2018 traf. Vertreten waren Firmen, die ihren Mitarbeitern die Teilnahme zur gemeinsamen Entspannung gönnten, und Fußballprominenz wie die ehemaligen Profis Thomas Riedl und Timo Hildebrand. Rund 200 Teilnehmer zogen gut gelaunt über die Bahnen und plauderten über Gott, die Welt und natürlich über Fußball.

Bereits zum dritten Mal veranstaltet die Stuttgarter Eventagentur Tailormade das Ereignis, zu dem Talkrunden und Geselligkeit genauso gehören wie das semisportliche Einlochen. „Die Teilnehmerzahlen steigen von Jahr zu Jahr“, sagt Tailormade-Geschäftsführer Oliver Meyer. Der gebürtige Frankenthaler ist im Dirmsteiner Soccerpark auch selbst am Ball aktiv. Fast ein Heimspiel ist die Veranstaltung für den gebürtigen Wormser Timo Hildebrand. Der 39-jährige Ex-Nationaltorhüter war lange beim Bundesligisten VfB Stuttgart aktiv und spricht mit unverkennbarem schwäbischem Idiom. „Für den hat meine Freundin früher geschwärmt. Der stand als lebensgroße Pappfigur in ihrem Zimmer“, meint eine Teilnehmerin nebenan. Mit Hildebrand ist Sascha Penna, ein weiterer Geschäftsführer von Tailormade, auf dem Rundkurs. Beherrschendes Thema: Liverpools Torwart Loris Karius und seine Patzer im Champions-League-Finale. Hildebrand hat nach eigener Aussage mitgelitten. Kein Mitleid kennt er dagegen mit Tanja Hennseler. Die Maxdorferin hat ihren Ball beim Abschlag zwischen einen Baumstamm und dessen Stützpfosten gesemmelt. Da steckt er nun – und alle lachen. Hildebrand zückt sein Smartphone. Das muss festgehalten werden. Dass Fußball-Nationaltrainer Jogi Löw Leroy Sané aus dem WM-Kader geworfen hat, kam für Hildebrand überraschend, er findet es aber nicht außergewöhnlich. „Man muss sich seinen Status erst erarbeiten“, betont er. Thomas Riedl ist ein richtiger FCK’ler. 1999 wechselte er zum TSV 1860 München, kehrte von 2001 bis 2016 aber wieder nach Kaiserslautern zurück. „Vielleicht ist Sané noch zu viel Kind“, meint Riedl. Mit Blick auf die WM gibt sich der ehemalige Profifußballer skeptisch: „Der Bundesliga fehlen die Trainertypen wie Pep Guardiola und Jürgen Klopp.“ Die hätten den maßgeblichen Anteil am Gewinn des Titels in Brasilien gehabt, weniger Bundestrainer Jogi Löw, findet Riedl. „Guardiola ist einzigartig in Europa.“ Er klagt über Muskelkater, weil er am Vortag mit „seinen Kindern“ in der Fußballschule seines ehemaligen Teamkollegen Axel Roos gekickt hat. Da lächelt Christian Heintz, der mit 26 Jahren bei einem Autounfall ein Bein verloren hat, aber nicht von seiner Leidenschaft Fußball lassen wollte und sich in die Nationalmannschaft der Amputierten-Fußballer kämpfte. Kraftvoll zieht er mit seinen Krücken über die Bahnen. Er spielt für Anpfiff Hoffenheim. Noch gebe es keine eigene Liga, sagt Heintz, da es in Deutschland erst zwei Mannschaften gebe. Eine dritte sei in Leverkusen im Aufbau. Der 34-Jährige ist noch immer in Trauer wegen des Bundesligaabstiegs seines Heimatvereins 1. FC Köln. Das verbindet Heintz mit Riedl und dessen FCK. Der findet es gut, dass mit 1860 München ein weiterer großer Verein in der dritten Liga ist: „So wird Kaiserslautern nicht alleine gejagt.“ Die Blindenfußball-Nationalspieler Robert Warzecha und Russom Mulgheta stehen vor einer noch viel größeren Herausforderung als Heintz. Nationalmannschaftsbetreuer Rolf Husmann weist ihnen den Weg, stellt sich an die Stellen, wo der Ball hin soll und ruft. „Ah, zehn Meter“, antwortet Warzecha, der seit seinem 18. Lebensjahr erblindet ist. Der Ball ist noch nicht vom Fuß, da ärgert er sich auch schon: „Das war Mist“. Das Leder raschelt im hohen Gras. Die Bälle für Blindenfußballer sind mit einer Rassel ausgestattet. Mulgheta erzählt, dass er schon im „Aktuellen Sportstudio“ des ZDF auf die Torwand geschossen hat. In der Gruppe der beiden Blindenfußballer ziehen Anke Schäfer und Anett Müller von der Frankenthaler Firma Exco über die Bahnen. „Es läuft genau so, wie wir uns das vorgestellt haben“, sagt Müller selbstbewusst. Und dann kommt ein waschechter Weltpokalsiegerbesieger – St. Pauli gewann einst gegen den FC Bayern München – auf den Platz: André Trulsen, der einst für den Kultclub kickte und in der kommenden Saison als Co-Trainer zurückkehrt. „St. Pauli ist mein Herzensverein“, sagt Trulsen. Und das Ziel für die nächste Runde? „Vor dem Hamburger SV zu landen.“

x