Frankenthal „Ich will, dass mich viele verstehen“

Sehr intim klingen Fola Dadas neue Songs, die sie zu den Jazztagen nach Frankenthal mitbringt.
Sehr intim klingen Fola Dadas neue Songs, die sie zu den Jazztagen nach Frankenthal mitbringt.
Sie kommen mit Joo Kraus und einer Band nach Frankenthal. Welche Songs werden Sie mitbringen?

Ich bringe vor allem eigene Stücke aus dem aktuellen Album „Earth“ mit. Während der Produktion war ich auf der Suche nach der Band, die diese Musik spielen soll. In Stuttgart gibt es die „Groove is in the Heart“-Sessions. Da hat es sich ergeben, dass genau die Musiker zusammengekommen sind, die das können. So kommt zum einen das Session-Repertoire zum Einsatz, aus dem wir auch Stücke spielen. Der größte Teil sind aber Songs aus meinem Album. Nur Tommi Baldu aus der Originalbesetzung kann nicht dabei sein, stattdessen kommt Oli Rubow. Wie kam es, dass Sie Joo Kraus zum Co-Star verpflichten konnten? Ich kenne Joo schon lange, und wir sind befreundet. Ich arbeite gerne mit Musikern, die wissen, was ich brauche und was mir gefällt. Da gehört Joo unbedingt dazu. Mir gefällt es auch besser, nicht die einzige Solistin zu sein, sondern jemanden an meiner Seite zu haben, mit dem sich musikalische Dialoge entwickeln können. Ihr neues Album klingt sehr intim. Das freut mich. Ich hatte es nicht darauf angelegt, aber es sollte möglichst natürlich und unverschnörkelt wirken. Ich wollte Stimmungen einfangen, die für sich sprechen. Weil ich sehr auf echten Bandsound stehe, haben wir das zusammen im Studio eingespielt – nicht wie heute üblich die einzelnen Spuren nacheinander. Es gibt auch ein paar nachträglich eingespielte Overdubs, aber das liegt daran, dass einige Musiker weit weg leben und es schwierig war, sich zu treffen und gleich alles fertig zu bekommen. Ihre ersten beiden Alben haben Sie in Deutsch aufgenommen, „Earth“ ist jetzt Englisch getextet. Warum? Natürlich singe ich sehr viel Englisch, seien es Jazz-Standards oder Cover-Songs. Auch wenn Deutsch meine Muttersprache ist, hatte ich das Gefühl, mich zu wiederholen. Es ist nicht so leicht, eingefahrene Wendungen und bekannte Sprachbilder aufzubrechen. So habe ich Lust bekommen, mich mehr mit dem Englischen zu beschäftigen. Hinzu kommt, dass ich bei allgemeineren, globaleren Themen das Gefühl hatte, Englisch ist eine gemeinsame Sprache. Und ich will, dass mich viele Menschen verstehen. Wie kommt es, dass Sie als Sängerin so ein weites Spektrum abdecken – von klassischem Bigband-Jazz bis zu elektronischer Popmusik? Bei mir zuhause gab es zum einen meine deutsche Seite, meine Mutter, die sehr von klassischer Musik geprägt ist und sich dann in Richtung Folk und Blues entwickelt hat. Mein Vater stammt aus Nigeria, und er brachte Reggae und Afrobeat in unser Zuhause. Jazz war anfangs noch nicht dabei. Aber ich komme vom Stepptanz. Dort lernte ich als Mädchen schon den Jazz der 30er- und 40er-Jahre kennen. Da entwickelte sich meine Zuneigung zum Jazz-Standard-Repertoire. Als Teenager kamen Hip-Hop und elektronische Musik dazu. Ich hatte nie das Gefühl, mich für einen Stil entscheiden zu müssen. Wenn ich in einen Club gehe, höre ich zum Beispiel einfach als Konsument elektronische Musik. Beruflich gesehen ist es natürlich auch ein Vorteil, wenn man sich als Sängerin in verschiedenen Genres bewegen kann. Sie sind im ländlichen Korntal aufgewachsen. Wie sind Sie in die Szene gekommen? An meiner Schule gab es eine Jazz AG, und das hat gut zum Stepptanz gepasst. Dann hat die Theater AG Musicals aufgeführt, und ich hatte mehrere Rollen. Dadurch ist eine Comedy-Gruppe aus dem Kreis Ludwigsburg auf mich aufmerksam geworden. Dann habe ich mit denen gespielt. Woraufhin mich ein Gitarrist entdeckt hat, der mit mir eine Band gegründet hat. Mit der Band kam ich nach Stuttgart. Dort wurde Joy Denalane auf mich aufmerksam, die eine Background-Sängerin suchte für ihr Album und ihre Tour. Zu den Frankenthaler Jazztagen gehört es, Kindern, Jugendlichen und Amateurmusikern Lust auf Jazz zu machen. Haben Sie einen Tipp , wie sie musikalisch weiter kommen? Wenn man etwas gefunden hat, das man gerne macht, dann soll man sich da hineinvertiefen. Man braucht dafür Zeit und Geduld und sollte sich mit Menschen umgeben, die schon Erfahrung haben. Begeisterte Lehrer schaffen begeisterte Schüler. Mit der Zeit erkennt man seine Vorlieben. Livemusik ist ganz wichtig. Spielfreude von Musikern zu erleben, hat schon ganz viele Feuer entzündet, aus denen musikalische Karrieren geworden sind. Termin „Fola Dada feat. Joo Kraus“, Sonntag, 11. November, 17.30 Uhr, Internationale Jazztage Frankenthal (7. bis 11. November), Gleis 4, Johann-Klein-Straße 22. Info und Tickets an der Abendkasse, im Vorverkauf und im Netz unter www.jazztage.net. | Interview: Gereon Hoffmann

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