Frankenthal „Ich probiere alles aus“

Begann in Mannheim seine Karriere und ist auf den Opernbühnen dieser Welt zu Hause: Michael Volle.
Begann in Mannheim seine Karriere und ist auf den Opernbühnen dieser Welt zu Hause: Michael Volle.

Mit einem Paukenschlag beginnen die Festlichen Opernabende in Mannheim morgen: Bariton Michael Volle, der seine Karriere in den frühen 1990er-Jahren am Nationaltheater begann, übernimmt in Mozarts „Don Giovanni“ die Titelrolle. Im Gespräch erinnert er sich an die Zeit in Mannheim.

Herr Volle, mit welchen Gefühlen kehren Sie zurück zur ersten Station Ihrer Laufbahn, die Sie an die großen Opernbühnen der Welt geführt hat?

Mit großer Freude. Ich erinnere mich sehr gerne an die vier Jahre am Nationaltheater, die gute Zusammenarbeit mit den Kollegen, darunter der inzwischen leider verstorbene Direktor des Künstlerischen Betriebs Klaus Wendt. Seinem Sohn Marwin jetzt als Operndirektor zu begegnen, freut mich. Was bedeuteten die vier Mannheimer Jahre für Ihren Werdegang? Es war der optimale Einstieg in die Bühnenlaufbahn. In der ersten Spielzeit stand ich in 130 Aufführungen auf der Bühne. In den folgenden Saisons sind die Auftritte etwas weniger geworden, waren aber immer noch viel. Ich habe mir dabei ein sehr weit gefächertes Repertoire erarbeitet, vom „Fidelio“ bis zu „My Fair Lady“. Im „Don Giovanni“ spielten und sangen Sie damals den Masetto, jetzt verkörpern Sie den verwegenen Verführer. In Bayreuth avancierten Sie in Barry Koskyes Inszenierung der „Meistersinger von Nürnberg“ 2017 zu Hans Sachs. Sachs ist eine Traumpartie. Ihre Schönheit ist unglaublich, ihre vokalen Anforderungen sind exorbitant: die größte Baritonrolle der Opernliteratur. Wie sehen Sie die Rezeptionsgeschichte der „Meistersinger“ im Kultur- und Propagandabetrieb des Dritten Reichs und einige Textstellen, die stramm nationalistisch klingen? Diese Passagen verstehe ich eher als feuriges Plädoyer des Künstlers Sachs, der mit Nachdruck für seine Kunst wirbt, und stehe damit nicht allein. Selbstverständlich sollen aber die problematischen Aspekte in Wagners Schriften und seiner Biografie keineswegs verschwiegen bleiben. Wie leben Sie mit dem modernen Regietheater und seiner sehr weit reichenden interpretatorischen Freiheit? Ich probiere gern alles aus. Als Opernsänger hat man es heute allerdings schwer. Es ist nicht leicht, eine Konzeption mitzutragen, von der man überhaupt nicht überzeugt ist. Andererseits gibt es nicht nur einen richtigen Weg. Die Vorlagen aus Prinzip gegen den Strich zu bürsten: Davon halte ich nichts. Zur Person Der 1960 in Freudenstadt geborene Pfarrerssohn Michael Volle ist einer der größten internationalen Opernstars. Nach Studium bei Josef Metternich und Rudolf Piernay kam der Bariton 1990 ans Mannheimer Nationaltheater. Seit der Spielzeit 2007/08 gehört Volle dem Ensemble der Münchner Staatsoper an. | Interview: Gabor Halasz

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