Frankenthal Frankenthal: Neue Strom-Zähler speichern mehr

Künftig kann der Stromverbrauch viel genauer analysiert und gesteuert werden: Tobias Weidmann (links) und Dominick Cox von den S
Künftig kann der Stromverbrauch viel genauer analysiert und gesteuert werden: Tobias Weidmann (links) und Dominick Cox von den Stadtwerken mit dem Prototypen eines intelligenten Messsystems.

Die Stadtwerke Frankenthal haben damit begonnen, die ersten von rund 30.000 Stromzählern ihrer Kunden durch leistungsfähigere Systeme zu ersetzen.

Neue gesetzliche Vorgaben verpflichten sie dazu. Was die Umstellung auf sogenannte Smart Meter den Kunden bringe, sei noch nicht verlässlich einschätzbar, sagt Geschäftsführer Thomas Bollheimer.

Kompletter Austausch bis 2032

„Wir gehen davon aus, dass wir bis zum Jahr 2032 unsere komplette Zähler-Infrastruktur ausgetauscht haben müssen“, sagt Stadtwerke-Geschäftsführer Thomas Bollheimer im Gespräch mit der RHEINPFALZ. Das ergebe sich aus dem Bundesgesetz zur Digitalisierung der Energiewende vom September 2016 und dem damit verbundenen Messstellenbetriebsgesetz. In der Stadt Frankenthal und der Verbandsgemeinde Lambsheim-Heßheim (ausgenommen die Ortsgemeinde Lambsheim) seien rund 30.000 Zähler von den neuen Vorschriften betroffen. Drei Jahre Zeit habe man, um zunächst zehn Prozent des Bestands umzurüsten. Bollheimer und Tobias Weidmann, Sachgebietsleiter Zählerwesen bei den Stadtwerken, sind zuversichtlich, diese erste Etappe ohne größere Probleme zu schaffen.

Durchschnittlich hält ein Stromzähler 16 Jahre

Die herkömmlichen Stromzähler, die lediglich den Gesamtverbrauch anzeigen, liefen nur 16 Jahre lang hinreichend genau, erläutert Weidmann. Maximal fünf Jahre „Verlängerung“ könne es geben, dann sei die Erneuerung fällig. Erfahrungsgemäß gebe es im Versorgungsgebiet der Werke jährlich „um die 1000“ solcher Wechsel-Aktionen. Damit komme man bei der nun angestrebten Umrüstung ganz gut hin. Stromversorgung sei heute ein viel anspruchsvolleres Geschäft als früher, sagt Thomas Bollheimer zum Hintergrund der neuen Regeln. In der „alten“ Energiewelt sei der Verbrauch die entscheidende Größe gewesen – „wenn der hochging, dann hat man halt noch ein Kraftwerk hochgefahren“. Seit der Energiewende gebe es viel mehr auch kleinere Stromerzeuger; entsprechend komplizierter sei die Steuerung der Netze. Bei erneuerbaren Energien wie Windkraft sei man stärker abhängig von äußeren Einflüssen. Andererseits erlaube es moderne Technik, beim Stromverbrauch gezielter und wirksamer zu sparen als in früheren Zeiten. Dabei helfen sollen die neuen Stromzähler.

Smart Meter zu ungenau

Den in der öffentlichen Diskussion dafür verwendeten Begriff Smart Meter hält Weidmann für zu ungenau. Unterscheiden müsse man zwei Grundtypen: einerseits – als einfacheres Modell – die Moderne Messeinrichtung (mME), andererseits intelligente Messsysteme (iMSys). Hauptunterschied: Die „intelligenten“ Systeme sind mit einem zusätzlichen Bauteil ausgestattet, das per Funkverbindung oder per Datenleitung einen ständigen Datenaustausch mit dem Stromlieferanten oder Netzbetreiber ermöglicht. Die einfachere Variante werde auf längere Sicht „in mindestens 95 Prozent aller Haushalte“ eingebaut, erwartet Tobias Weidmann. Damit sei es dann per Digitalanzeige möglich, den Stromverbrauch genauer darzustellen und zu analysieren: „Es gibt eine Tages-, Wochen-, Monats- und Jahresanzeige, und das zwei Jahre zurück.“ Aufrufen könne man die Anzeige beispielsweise über Blinksignale mit einer Taschenlampe oder mit einer Steuerung per Smartphone. Technisch wäre es möglich, die Geräte später durch ein ergänzendes Bauteil zu einem „intelligenten“ System zu machen.

Mehrkosten: ca. 3,50 Euro pro Jahr

Die Umrüstung bringe den Kunden „keine nennenswerte finanzielle Mehrbelastung“, sagt Thomas Bollheimer. Mit jährlich etwa 3,50 Euro an zusätzlichen Kosten müsse man rechnen, erklärt Tobias Weidmann. Und was steht dem an Einsparmöglichkeiten gegenüber? Das sei derzeit nicht überschaubar und hänge stark vom Einzelfall ab, meint Bollheimer. Mittelfristig rechne er aber mit deutlichen Fortschritten: „Ganz viele Start-up-Unternehmen sind an dem Thema dran.“ Noch nicht amtlich zugelassen sind nach Angaben der Werke die aufwendigeren „intelligenten“ Messsysteme. Bisher kenne man nur Prototypen, sagt Sachgebietsleiter Weidmann. Die notwendige Zertifizierung durch das Bundesamt für die Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) sei noch nicht erfolgt. „Optimisten rechnen damit, dass es im zweiten Quartal 2018 soweit ist“, sagt Bollheimer. „Pessimisten rechnen mit dem Jahr 2019.“

Großabnehmer bekommen zuerst neue Zähler

Großabnehmer mit einem Jahresverbrauch zwischen 10.000 und 100.000 Kilowattstunden (KW/h) stellen nach Aussage Weidmanns die erste Gruppe dar, die mit diesen besonders leistungsfähigen Zählern ausgerüstet werden soll. „Das sind ungefähr zehn Prozent unserer Kunden“, sagt Bollheimer. Mit Betriebskosten ab 100 Euro pro Jahr sei zu rechnen, sagt Weidmann. Mit diesen Zählern lasse sich sehr genau verfolgen, wann wo wie viel Strom verbraucht werde. Das könne gerade für Großkunden hilfreich sein. Andererseits ermögliche es Versorgern, „ganz neue Geschäftsmodelle“ zu entwickeln. Dass das Thema Datenschutz bei der neuen Technik eine herausragende Rolle spielt, hält Bollheimer für angemessen. Bezüglich der Informationstechnik werde man mit anderen Versorgern zusammenarbeiten, sagt der Stadtwerke-Geschäftsführer. Federführend sei dabei der Energiekonzern Thüga. Auch bei den Stadtwerken intern sei mit Blick auf die Umstellungen „informationstechnisch viel zu tun“, hält Melanie Brünner, verantwortlich für Marketing und Kommunikation, fest.

Investitionen im sechsstelligen Bereich

Welche Kosten der Betrieb der „intelligenten“ Systeme mit sich bringt, ist für die Werke noch nicht überschaubar. Alles in allem rechne man schon für die ersten Jahre mit „deutlich sechsstelligen Kosten“ für die technischen Investitionen, sagt Geschäftsführer Bollheimer. Am Anfang erwarte man noch keine spürbaren eigenen Kostenvorteile durch die Umstellung. Zu hoffen sei aber, „dass die Geräte billiger werden“.

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