Frankenthal Die Opfer tragen farbige Bänder

Mit großem Aufgebot im Einsatz: Feuerwehr und Johanniter an der Grundschule.
Mit großem Aufgebot im Einsatz: Feuerwehr und Johanniter an der Grundschule.

Den Ernstfall haben Freiwillige Feuerwehr Frankenthal und Sanitäter am Dienstagabend an der Erkenbert-Grundschule geübt. Angenommen wurde ein Brand in der obersten Etage des Schulgebäudes; rund 90 Schüler und die Teilnehmer eines Volkshochschulkurses mussten in Sicherheit gebracht werden.

„Es brennt, es brennt!“ Aufgeregt rennt Thomas Koschant, Leiter der Erkenbert-Grundschule, über den Schulhof. Es ist 19.15 Uhr. Schwarzer Rauch quillt durch die Fenster eines Klassenraums im zweiten Stock. Mitglieder der Jugendfeuerwehr haben eine Rauchmaschine in Betrieb genommen, die den Qualm erzeugt und das Ganze realistisch aussehen lässt. Das Klingelzeichen der Schule für den Feueralarm ertönt, die Feuerwehr wird verständigt. Fast 40 Feuerwehrleute und 14 Sanitäter rücken an, um den Brand zu bekämpfen und bedrohte Menschen zu retten. Ein Brand im Schulgebäude, ein aufgelöster Schulleiter und Schaulustige, die genüsslich Würstchen essen? „Genauso kann eine Übung der Feuerwehr Frankenthal ablaufen“, sagt Feuerwehrchef Jürgen Speiser. Es ist auch ein Spektakel für die wartenden Eltern und Geschwisterkinder im Hof. Schon kommen die Schüler mit ihren Lehrern geordnet und strukturiert in den Schulhof, wo die Anwesenheit durch die Lehrer überprüft wird. Dann warten alle gespannt, bis sie das Tatü der Feuerwehrautos ein paar Minuten später hören können. Mit insgesamt acht Fahrzeugen, darunter auch ein Tanklöschzug und eine Drehleiter, rückt die Feuerwehr zur Übung an. Die angenommene Ausgangssituation: Eine Volkshochschulgruppe von zehn bis 14 Personen ist im Musikzimmer in der obersten Etage der Schule eingesperrt, und es brennt im Gebäude. Tatsächlich sind es zwölf Personen, Mitglieder der Frankenthaler Jugendfeuerwehr und zwei Figuren, sogenannte Dummys, die diese Rolle übernehmen. Fast 40 Feuerwehrleute rollen Schläuche aus und gehen mit Atemschutz über das Treppenhaus nach oben zum Klassenzimmer. Schnell wird die Drehleiter noch mit einem Krankengestell versehen, da eine Person (ein Übungsdummy) nicht über die Treppe transportiert werden kann. Michael Lutz betont, dass „so eine Höhenrettung sehr risikoreich“ sei. Kurze Zeit später kommen vier Fahrzeuge des Sanitätsdiensts der Johanniter dazu, und der Schulhof ist voll. Die 14 Ersthelfer der Johanniter stellen innerhalb weniger Minuten ein Versorgungszelt am ausgewiesenen Behandlungsplatz auf und richten es mit Feldbetten ein. Schon werden ihnen die geborgenen Personen von den Feuerwehrkräften übergeben. Die Opfer tragen farbige Bänder ums Handgelenk, „je nach Schwere der Verletzungen“, so Thomas Lüttinger, der Organisationsleiter der Johanniter. „Unsere neuen Wehrleute lernen die Gegebenheiten kennen, und vor allem zeigt diese Übungen auch Schwachstellen am Gebäude oder den Zufahrten auf“, erläutert Micheal Lutz. Er ist Mitglied der technischen Einsatzleitbetreuung, die „immer bei großen Einsätzen gebildet wird“. Oberstes Ziel dieser Übung ist „das Zusammenspiel der beiden Hilfsdienste im Einsatzfall“, betont Lutz. Die kleinen Zuschauer sind von der Masse an Einsatzkräften und den riesigen Fahrzeugen ganz begeistert und bestaunen die Vorgänge. Rund 90 Kinder aus sieben Schulklassen nehmen an der Übung teil. Die beiden Drittklässlerinnen Zoé Geiger und Lena Niedermeier waren „richtig aufgeregt, als der Alarm losging“, berichten sie. Dabei ist ihnen schon bewusst, dass es „nur ein bisschen ernst“ ist. Die für die Schulklassenbetreuung zuständigen Wehrleute geben den Eltern nützliche Tipps. Sie stellen den „Kinderfinder“ vor, einen Aufkleber für die Tür des Kinderzimmers, damit es für die Feuerwehr im Ernstfall gekennzeichnet ist. Kurz vor 20 Uhr ist die Übung beendet. Die leitenden Einsatzkräfte vergleichen nochmals alle Angaben der Personen, die in der Schule waren und gerettet wurden. Feuerwehrchef Jürgen Speiser zeigt sich mit der Leistung seiner Truppe und der Zusammenarbeit mit den Johannitern sehr zufrieden, „eine Einsatzdauer von 35 Minuten in dieser Größenordnung ist prima“. Schulleiter Thomas Koschant freut sich über den guten Ablauf der Großübung an seiner Schule. „Das mit dem Klingelzeichen üben wir regelmäßig, aber dabei kommt ja nie die Feuerwehr.“ Laut Koschant gibt es seit 2010 alle vier Jahre an der Erkenbert-Grundschule eine Großübung. Er bedankt sich auch bei den Eltern und dem Schulförderkreis, „freiwillig abends in die Schule kommt man selten“. Nach dem Abschluss der Übung gibt es noch eine erste „Manöverkritik“ unter den leitenden Einsatzkräften der Feuerwehr und der Johanniter. Eine gründliche Auswertung seitens der Einsatzkräfte und der Schule und eine gemeinsame Besprechung sollen noch folgen.

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