Frankenthal Corona-Krise: Helfende Hände in Frankenthal – Vier Beispiele

Besorgungen erledigen für Ältere und Kranke – hier wollen sich einige der Frankenthaler Initiativen besonders engagieren.
Besorgungen erledigen für Ältere und Kranke – hier wollen sich einige der Frankenthaler Initiativen besonders engagieren.

Die Ausbreitung der Corona-Pandemie lähmt das öffentliche Leben. Zugleich wächst in der Bevölkerung offenbar die Bereitschaft, Mitmenschen zu helfen. Vier Initiativen und Privatleute wollen aktiv und karitativ denjenigen in Frankenthal helfen, die in der aktuellen Lage besonders geschützt und gestützt werden müssen.

Spontan hat Andreas Jakob die Homepage nachbarhilfe-pfalz.de erstellt. Der Lehrer für die Fächer Deutsch und Erdkunde an der Integrierten Gesamtschule Robert-Schuman sagt: „Oft haben ältere Leute Scheu, Hilfe anzunehmen. Und denjenigen, die helfen möchten, fehlen die Kontakte zu den Hilfsbedürftigen.“ Vergangenen Mittwoch hat der 37-Jährige, der den Internetauftritt der IGS betreut und seine Schüler derzeit digital unterrichtet, die Webseite für die Nachbarhilfe online gestellt. Einen Tag darauf kamen über einen Link zur Facebookseite von Edeka Stiegler über 50 Hilfsangebote. „Ich wurde von den Anfragen förmlich überrannt. Die Corona-Krise hat wenige gute Seiten, aber das ist eine davon.“

Jakobs Überlegung: Senioren fehle oftmals die Affinität zu neuen Medien. Potenzielle Helfer wiederum sind jünger und vertraut mit dem Internet als Kontaktmedium. Über die Webseite in Verbindung mit einer Telefonnummer hofft der Pädagoge, ein Netzwerk aufzubauen, das für beide Seiten nutzbar ist. Über Flyer in den noch geöffneten Geschäften oder in Arztpraxen soll diese Information bei der betagten Risikogruppe ankommen.

„Hilfsangebote sind etwa Einkaufsdienste, wichtige Botengänge und Telefonate zur sozialen Kontaktpflege“, informiert Jakob. „Noch steckt das Projekt in den Kinderschuhen. Wir suchen dringend junge Menschen, die sich für das lokale Umfeld sozial engagieren möchten. Auch werden Helfer für die Organisation und die Datenpflege benötigt sowie das Koordinieren der Kontaktanfragen.“

Besorgungsgänge sind nur der erste Schritt des Projekts. „In einem nächsten Schritt möchte ich auf der Webseite Angebote von kleinen Unternehmern und Dienstleistern bündeln, die selber nicht in der Lage sind, eine eigene Webpräsenz zu erstellen, und deren Existenz derzeit auf dem Spiel steht.“ Denkbar wären Spendenaufrufe für den lokalen Einzelhandel sowie Infos zu Lieferangeboten von Gastronomen.

Auch über die Organisation von Betreuungsangeboten für Kinder von medizinischem Personal und Rettungskräften denkt Jakob nach. Es selbst beaufsichtigt nun den Nachwuchs seiner Schwester, die als Krankenpflegerin arbeitet. Doch um ein Netzwerk aufzubauen, das über den privaten Rahmen hinausgehe, seien rechtliche Fragen zu klären.

Kontakt

Im Internet über Andreas Jakobs Seite nachbarhilfe-pfalz.de oder per E-Mail an hilfe@nachbarhilfe-pfalz.de. Eine Telefonhotline soll folgen.

Junge Handwerker aktiv

Ein ähnliches Nachbarschaftsprojekt initiiert derzeit der Jungunternehmerstammtisch (Just), ein Zusammenschluss von zehn Frankenthaler Handwerksbetrieben. Der vor vier Jahren gegründete Förderverein widmet sich sonst der Unterstützung von Nachwuchs und Existenzgründern. „Durch die Corona-Krise fallen unsere Sitzungen aus, und unsere Geschäfte fahren immer weiter runter“, erklärt Vorstandsvorsitzender Jean Sturm, Chef eines Maler- und Stuckateurbetriebs. Die Idee der Handwerker: „Wir wollen unsere freien Kapazitäten nutzen, um ältere und immunschwache Menschen zu unterstützen.“

Zur Verfügung stünden rund 60 Mitarbeiter, die für den Transport von Gütern und Personen, Einkäufen oder fürs Abholen von Rezepten und Medikamenten zur Verfügung stehen. Dafür hat Just die Adressen der Mitglieder des Fördervereins nach Stadtteilen sortiert. „Wir können das gesamte Stadtgebiet abdecken. Je nach Menge der Anfragen können wir den Aktionsradius erweitern“, so Sturm.

Zum Einkaufen werden Supermärkte angefahren. Das Geld für die Einkäufe wird vom Verein vorgelegt und bei Auslieferung an der Tür gegen Kassenbon verrechnet. Die Helfer tragen eine Legitimation bei sich. Damit können sie sich zum einen bei den Bürgern ausweisen. Zum anderen können sie so im Geschäft belegen, dass sie für mehrere Haushalte einkaufen – meist ohne Wartezeit. Für den Fall einer Ausgangssperre planen die Initiatoren, in Zusammenarbeit mit Einzelhändlern fertig gepackte Tüten mit Grundnahrungsmitteln wie Brot, Dosenwurst und Käse zu organisieren, die sie an die Haushalte mit Gehbehinderten, Senioren und Menschen mit Immunerkrankungen verteilen.

Kontakt

Just ist telefonisch über die Nummer 06233 3715093 und per E-Mail an die Adresse vorstand@justft.de erreichbar.

Quartett will freie Zeit nutzen

In kleinerem Rahmen startet Nicolas Jünger ein Nachbarschaftsprojekt. „Zusammen mit drei Freunden biete ich an, für ältere Menschen einzukaufen und kleine Besorgungen zu erledigen.“ Der 21-Jährige lernt bei der Tanzschule Meyer den Beruf des Veranstaltungskaufmanns und kann wegen der aktuellen Verordnungen nur zwei bis drei Stunden am Tag arbeiten. Seinen Freunden gehe es in Schule und Ausbildungsbetrieb ähnlich. „Wir sind nicht direkt gefährdet und haben mehr Zeit als sonst. Das können wir nun nutzen, um anderen zu helfen.“

Kontakt

Nicolas Jünger, Telefon 0174 6218207.

Fuhrpark, Zelte und Strom

Mirko Lo Porto möchte als Geschäftsführer von Mexia Eventservice das technische Equipment seines Unternehmens Hilfskräften und Rettungsorganisationen zur Verfügung stellen. Wie bei vielen anderen Firmen ist seine Auftragslage derzeit schlecht. „Der Frühling ist normalerweise Hochsaison für Messen, für die wir als Dienstleister arbeiten. Die Messen sind alle abgesagt. Ebenso der Frankenthaler Frühjahrsmarkt.“ Zum Aufbau einer Infrastruktur zur Bekämpfung des Coronavirus stehen bei Mexia kostenlos bereit: der Fuhrpark zusammen mit Zelten, Bühnensystemen, Beleuchtung und Stromverteilungssystemen sowie das sechsköpfige Fachpersonal. „Wir wollen den Mannschaften, die sich auf das schlimmste Szenario vorbereiten, helfen. Unsere Rettungskräfte sind aktuell die Wichtigsten, und deren Ressourcen sind nicht unendlich“, betont Lo Porto.

Kontakt

Mexia Eventservice, Telefon 0172 6308802, E-Mail info@mexia.de, Internet www.mexia.de.

x