Wachenheim Was Leser ärgert: Plötzlich ist die Straße dicht

Kein Durchkommen: Die Straße zwischen Wachenheim und Rotsteig wird saniert.
Kein Durchkommen: Die Straße zwischen Wachenheim und Rotsteig wird saniert.

Dass die K16 in Wachenheim saniert wird, war bekannt. Dass zuerst der Abschnitt vom Ortsausgang bis zum Campingplatz Burgtal an der Reihe und der direkte Weg in die Stadt blockiert ist, haben einige Anwohner erst kurz zuvor erfahren. Sie fühlen sich von den Behörden vergessen. Die wiederum weisen den Vorwurf zurück.

Auf der etwa sechs Kilometer langen Strecke zwischen Rotsteig und Wachenheim bekommt die Kreisstraße 16 eine Frischzellenkur. Die hat am 20. November begonnen, wird schätzungsweise acht Monate dauern und voraussichtlich 2,5 Millionen Euro kosten. Seit dem Auftakt ist der erste Abschnitt vom Ortsausgang bis in Höhe des Campingplatzes gesperrt. Auf offiziellen Straßen sind die Anliegergrundstücke ausschließlich über Lindenberg anfahrbar – was einen erheblichen Umweg bedeutet. Eine betroffene Familie, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, kritisiert, dass sie nicht vorab informiert wurde. „Wir wissen alles nur vom Briefträger, der wissen wollte, wohin er ab Montag unsere Post bringen soll“, erklärt die Mutter, als sie sich wenige Tage vor dem offiziellen Sanierungsstart bei der RHEINPFALZ meldete.

In der Folge suchten ihr Mann und sie eiligst nach annehmbaren Lösungen – für sich selbst und für die beiden Kinder. Denn die fahren normalerweise über die K16 – die in der Ortsdurchfahrt Waldstraße heißt – mit dem Fahrrad zum örtlichen Bahnhof beziehungsweise zur Schule. Alternativ durch den Wald zu radeln, komme wegen der Dunkelheit nicht infrage – zumal dort vor Kurzem eine Leiche entdeckt wurde.

Vom Landesbetrieb Mobilität (LBM) fühlt sich die Mutter abgekanzelt. Er habe nur auf die ausgeschilderte Umleitung verwiesen und die Verantwortung für die fehlende Mitteilung auf die Verbandsgemeinde Wachenheim geschoben, sagt sie. Da die Umleitungsstrecke offiziell auch für die radfahrenden Kinder gelte, „habe ich den Sachbearbeiter gefragt, ob er mal auf die Karte geschaut hat“. Schon die einfache Strecke betrage rund 50 Kilometer mehr: zur Arbeit, zum Einkaufen, zum Sport der Kinder – für voraussichtlich mindestens acht Wochen.

Matschiger Waldweg

Von den örtlichen Stellen ist die Frau ebenfalls enttäuscht. „Stadt und Verbandsgemeinde haben uns einfach vergessen“, ist sie sicher. In ihrer Not habe sie sich auch an die Kreisverwaltung gewandt, um während der Sperrung eventuell mit dem Auto Waldwege nutzen zu dürfen und schneller nach Wachenheim zu gelangen. „Wobei ich nicht weiß, ob wir mit unseren Autos bei schlechtem Wetter da überhaupt durchkommen, wenn alles matschig ist“, ergänzt die Mutter. Außerdem habe sie mit dem Tennisclub Kontakt aufgenommen, damit die Kinder vielleicht über dessen Gelände radeln dürfen anstatt durch den Wald.

Einige Tage später berichtet die Wachenheimerin, Forst und Kreisverwaltung hätten der Familie die vorübergehende Nutzung der Waldwege gestattet – auf eigene Gefahr. Der Tennisclub erlaube ihren Kindern dankenswerterweise die Abkürzung über sein Gelände. Ein angekündigter Anruf der Stadt mit ausführlicheren Informationen sei hingegen nicht erfolgt.

Was der LBM antwortet

Dem Landesbetrieb sei bekannt gewesen, dass in der Waldstraße Anwohner betroffen sind, erklärt Pressesprecherin Birgit Tegeder. Er sei aber auf die Ortskenntnisse der Verbandsgemeinde angewiesen, die zum Beispiel die Kontaktdaten besitze. Deswegen habe er sie gebeten, die Betroffenen zur Vorbesprechung und zur Baustelleneinweisung einzuladen. Das sei jedoch anscheinend nicht geschehen. Dennoch hätten die Anwohner etwa aus der Presse von den Bauarbeiten erfahren können.

Durch die geringe Fahrbahnbreite komme nur eine Vollsperrung infrage, erklärt Tegeder. Ob er sich um Kompromisslösungen hätte kümmern müssen? Nein. Der LBM sei nur als Straßenbaulastträger für die K16 zuständig und deshalb nur dafür, „bei Vollsperrungen die Erreichbarkeit von Anliegern über das klassifizierte Straßennetz zu gewährleisten“.

Hat der Sachbearbeiter die Familienmutter abgekanzelt? „Das trifft nicht zu. Unser für die Verkehrssicherung zuständiger Mitarbeiter hatte versucht, der Frau die Situation und die Hintergründe der Sperrung und Umleitung am Telefon zu erklären. Leider fiel ihm die Anruferin ständig ins Wort; sie wurde ausfallend, sodass unser Mitarbeiter das Gespräch beenden musste“, antwortet die LBM-Sprecherin. Mit einem anderen Anwohner der Waldstraße konnte ihr zufolge dagegen ein konstruktives Gespräch geführt werden. „Er war zwar nicht begeistert von der Sperrung, zeigte aber Verständnis für die Gründe“, berichtet sie. Rettungskräfte könnten die Anwesen innerhalb der gesetzlich vorgeschriebenen Fristen erreichen. Es bestehe immer eine Restfahrbahnbreite von drei Metern für den Notfall. Polizei-, Rettungs- und Feuerwehrfahrzeuge könnten im Einsatzfall die Baustelle passieren, beruhigt Tegeder.

Halbseitige Sperrung ausgeschlossen

Die Anwohner seien keineswegs vergessen worden, betont Bürgermeister Torsten Bechtel (CDU). Vertreter der Verbandsgemeinde und der Stadt hätten bei den Baustellenbesprechungen im Juli und Oktober – also frühzeitig – auf die Anwesen in direkter Nachbarschaft zum Campingplatz sowie auf diesen selbst hingewiesen.

„Schlussfolgerungen für die Umleitungsstrecke und weitergehende Lösungen hätte der LBM ziehen können/müssen“, findet der Bürgermeister. Es obliege dem LBM, zwischen den Belangen der Baustelle und der Anwohner abzuwägen. Zur Kommunikation merkt der Bürgermeister an, der Landesbetrieb habe festgelegt, dass Pressemeldungen und alle weiteren Informationen durch ihn selbst erfolgen.

Nachdem der Landesbetrieb und die Baufirma ihre Sichtweise zu etwaigen Kompromissen dargelegt hätten, sei mit den Betroffenen geredet und es seien ihnen Lösungen angeboten worden. „Die Idee des Durchgangs durch das Tennisplatzgelände kam seitens der Verwaltung und wurde mit Hilfe des Vereins ermöglicht. Auf dem Parkplatz am Badehaisel können auch die Fahrzeuge abgestellt werden. Von dort ist die Zufahrt nach Wachenheim möglich“, sagt er.

Zur Vollsperrung habe es keine Alternative gegeben, ergänzt Laura Estelmann, Sprecherin der Kreisverwaltung. Die früher oft praktizierte halbseitige Sperrung von Kreisstraßen sei inzwischen ausgeschlossen, um die Bauarbeiter besser zu schützen. Außerdem hätte die K16 ohne die nun laufende Sanierung dauerhaft gesperrt werden müssen, da es schon mehrmals Hangrutsche gab.

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